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Königsbrunn: Seniorenheime: Mit Grußkarten und Musik gegen die Einsamkeit

Königsbrunn

Seniorenheime: Mit Grußkarten und Musik gegen die Einsamkeit

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    Carmen Rohrer und die Betreuerinnen im AWO-Heim Schwabmünchen haben im Auftrag vieler Bewohner Ostergrüße an Angehörige verschickt.
    Carmen Rohrer und die Betreuerinnen im AWO-Heim Schwabmünchen haben im Auftrag vieler Bewohner Ostergrüße an Angehörige verschickt.

    Für die Bewohner und Angestellten der Seniorenheime hält die Corona-Krise ganz neue Herausforderungen bereit. Die alten Menschen müssen auf Besuche und lieb gewonnene Beschäftigungen verzichten, die Angestellten sollen nicht nur darauf achten, dass alle Gesundheitsregeln beachtet werden, sondern auch noch dafür sorgen, dass die Bewohner nicht total vereinsamen. Wir haben in Heimen im südlichen Landkreis nachgefragt, wie das funktioniert.

    Im AWO-Seniorenheim in Schwabmünchen lassen sich Carmen Rohrer und ihre Kolleginnen vom Team Betreuung und Beschäftigung einiges einfallen. Beispielsweise werden Grußkarten an die Angehörigen von Bewohnern verschickt. Besonders gern wird das von Menschen angenommen, denen aus gesundheitlichen Gründen das Telefonieren nicht mehr so leicht fällt. Carmen Rohrer fragt bei allen Bewohnern nach und verfasst nach ihren Vorgaben handschriftlich eine kleine Grußbotschaft: „Das kostet schon einiges an Zeit, aber die nehmen wir uns, damit wirklich jeder individuell eine Nachricht bekommt, der das möchte.“

    Und bei den Angehörigen kommt das gut an. Birgit Welter aus Untermeitingen hat sich jedenfalls sehr über die Nachricht gefreut, wie sie unserer Redaktion berichtet: „Man hört so viele schlimme Nachrichten aus Altersheimen im ganzen Land und macht sich Sorgen. Da war der kleine Brief ein großes Geschenk.“ Umso mehr, weil ihrer Mutter sehr pflegebedürftig ist und ihr das Sprechen sehr schwerfällt. Carmen Rohrer war vor Ostern noch einmal in den Wohngruppen unterwegs und sammelte Wünsche für Osterkarten.

    Königsbrunn: Aktivitäten in Kleingruppen

    Der Kontakt zwischen Bewohnern und ihren Angehörigen ist zum Schutz vor dem Coronavirus nur auf Distanz möglich. Dass die Vorgaben eingehalten werden, überwachen die Einrichtungen auch genau, sagt Susanne Jonas, die Leiterin des Caritas-Heims St. Hedwig in Königsbrunn. Die Bewohner dürfen zwei Stunden täglich in den Garten der Einrichtung. Manchen Angehörigen ist es schwer zu erklären, warum sie auch unter freiem Himmel nicht zu ihren Verwandten dürfen. Doch viele behelfen sich mit einem Schwätzchen zwischen Balkon oder sollte das Gehör mal nicht ausreichen, helfen die Pfleger mit bei der Verständigung. Zudem hat das Heim Kisten bereitgestellt, in denen die Angehörigen Besorgungen für die Bewohner abgeben können, die das Personal dann weiterreicht.

    In den Einrichtungen fallen durch die Abstandsregelungen größere Veranstaltungen weg. „Gerade jetzt im Frühjahr hatten wir einige Musikerauftritte geplant“, sagt Susanne Jonas. So lassen sich die Pfleger etwas einfallen. Aktivitäten finden in kleineren Gruppen statt, damit alle die Abstände einhalten können. Dafür kommen neue Sachen hinzu. In St. Hedwig gab es beispielsweise Kuchenbackaktionen und ein Weißwurstessen. In Schwabmünchen kümmern sich Carmen Rohrer und ihre Kolleginnen individuell um die Bewohner. Wegen einer (normalen) Erkältungswelle wird derzeit auf Gruppenaktionen verzichtet.

    So liebevoll gestaltete Kartengrüße sollen den Empfängern in der Corona-Krise Mut machen.
    So liebevoll gestaltete Kartengrüße sollen den Empfängern in der Corona-Krise Mut machen.

    Die AWO-Heime haben Krumbacher „Drehorgelkünstler“ Bruno Ardelt engagiert, der im Garten der Einrichtungen in der Region (auch in Königsbrunn und Bobingen) einen Nachmittag lang seine Weisen erklingen lässt oder schon ließ. „Ich war von der Idee überzeugt, aber was heute Nachmittag passiert ist, übertraf meine Erwartungen. Die Bewohner standen bei frühlingshaftem Wetter auf dem Balkon, in ihren Zimmern an der Brüstung oder auf der Terrasse und lauschten dem Spiel des Leierkastenmanns“, sagte der Königsbrunner Heimleiter Holger Repenning.

    Freiluftkonzert im Königsbrunner Pflegeheim

    Die Tagespflegeeinrichtung des Pflegediensts Ederer in Königsbrunn bekam sogar Besuch von einem DJ: Markus Schuh gab er den Bewohnern unentgeltlich ein „Freiluftkonzert“ aus dem Garten der Kurzzeitpflege. Unter Einhaltung der in der aktuellen Situation vorgegebenen Richtlinien konnten so Terrassentüren und Fenster geöffnet werden und die Senioren ein buntes Repertoire an Oldies, Volksliedern oder den ein- oder anderen aktuellen Schlager, der von draußen in die Zimmer klang, genießen.

    In geistlicher Hinsicht fiel das Osterfest auch nicht wie gewohnt aus: In der Kapelle des Caritas-Heims St. Hedwig findet normalerweise ein Gottesdienst statt. Der musste diesmal entfallen, Ausnahmen beim Besuchsverbot gibt es auch für Pfarrer nicht. Beholfen hat man sich mit den zahlreichen Gestaltungsvorschlägen für Andachten, die Gemeinden und das Bistum derzeit zur Verfügung stellen, sagt Leiterin Susanne Jonas. Unter den Angestellten gibt es Menschen, die selbst Wortgottesdienste gestalten dürfen. Dieses Angebot wird derzeit auch verstärkt wahrgenommen, hat die Leiterin festgestellt.

    Und ein bisschen Spaß darf natürlich auch zu Ostern nicht fehlen, sagt Carmen Rohrer. Deshalb hat sie sich wie jedes Jahr in ihr rosa Hasenkostüm geworfen und Ostergeschenke verteilt: „Diesmal gab es kein großes Nest, wo jeder zugreifen darf, sondern Kleinigkeiten für jeden einzelnen.“ Und das Wichtigste sei sowieso: Reden, reden, reden: „Wir Betreuer sind weiter so wie immer. Dass wir derzeit nur einzeln mit den Menschen zusammenkommen, bedeutet, dass abends die Stimme schon einmal ziemlich rau ist.“ Doch bei aller Anstrengung hoffen alle, dass die Einschränkungen bald gelockert werden können.

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