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Königsbrunn: Plötzlich ist Europa für Königsbrunner Gymnasiasten wegen Corona weit weg

Königsbrunn

Plötzlich ist Europa für Königsbrunner Gymnasiasten wegen Corona weit weg

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    Im Januar besuchten die Lehrer noch gemeinsam das EU-Parlament in Brüssel: von links Carmen Jung, Nils Engel,  Ulrike Vögl aus Königsbrunn, Melih Akay Türkei, Vaiva Paibrezene Litauen, Fulya Urzan Çolak Türkei, Abdurrahman Memis Türkei, Raimune Vaiciene Litauen.
    Im Januar besuchten die Lehrer noch gemeinsam das EU-Parlament in Brüssel: von links Carmen Jung, Nils Engel, Ulrike Vögl aus Königsbrunn, Melih Akay Türkei, Vaiva Paibrezene Litauen, Fulya Urzan Çolak Türkei, Abdurrahman Memis Türkei, Raimune Vaiciene Litauen. Foto: Airida Aruiziene

    Die Welt entdecken, andere Menschen und ihre Kulturen kennenlernen und vielleicht auch einen neuen Blick auf das eigene Leben gewinnen. Bei der Frage, was die gegenseitigen Besuche und die Zusammenarbeit mit Schulen in Klaipeda (Litauen) und Istanbul (Türkei) den Königsbrunner Gymnasiasten bringen, fällt den drei Lehrern Nils Engel, Ulrike Vögl und Carmen Jung nur Positives ein. Mit einem neuen Projekt und neuen Schülern sollte die Zusammenarbeit mit den Partnern im Erasmus+-Programm der EU fortgesetzt werden. In der Corona-Zeit bleibt aber nur Hoffnung und viel Organisationsarbeit.

    Immerhin hat es jetzt einmal mit einem Online-Treffen geklappt: Die Lehrer aller drei Schulen organisierten ein Meeting über Zoom, Schüler präsentierten ihre Recherche-Ergebnisse für die verschobene Fahrt nach Litauen. Was simpel klingt, war sowohl technisch als auch wegen der Schulsysteme ein ziemlicher Aufwand, sagt Nils Engel: "In Litauen können die Lehrer leichter mal einen ganzen Tag für das Projekt hernehmen. Das können wir bei uns nicht." Um einen Termin für die Königsbrunner Schüler möglich zu machen, war viel Arbeit nötig.

    Gymnasium Königsbrunn: Chancen und Problemen Europas sind Thema

    Im vergangenen Januar hatte man sich noch in Brüssel getroffen und die europäischen Institutionen besichtigt. "We are Europe" lautet das neue Thema. Nachdem man sich vorher mit den Arbeitswelten der Teilnehmerländer beschäftigt hatte, sollten sich die Schüler grundsätzlich mit den Chancen beschäftigen, die ein geeintes Europa bietet, und den Kritikpunkten der Union.

    Eigentlich standen die Planungen für den Besuch in Klaipeda schon komplett: Die Litauer hatten unter anderem einen Besuch im Parlament in Vilnius und ein Gespräch mit einem Zeitzeugen organisiert, der zu Zeiten der Sowjetunion politischer Gefangener war. 26 neue Schüler pro Partnerland sind bei dem Projekt dabei, bei den Besuchen kommen jeweils 13 Schüler pro Schule mit. Die Königsbrunner Teilnehmer des Vorgängerprojekts haben mittlerweile alle ihren Abschluss, kamen aber für einen Informationstag zurück, um ihre Nachfolger für das Projekt zu begeistern.

    Auch der Europaabgeordnete Markus Ferber war mit an Bord, wollte beim Besuch der Partnerländer für eine Diskussionsrunde nach Königsbrunn kommen. Die Schüler hatten sich auf den Eröffnungsbesuch in Litauen schon fertig vorbereitet, sagt Nils Engel: "Es ist schon ironisch, dass uns dieses Virus nun wieder in die Ländergrenzen zurückdrängt."

    Königsbrunner Lehrer sind über die Lage der Kollegen informiert

    Die Lehrer tauschten sich die ganze Zeit aus über die aktuellen Maßnahmen. Litauen habe schon sehr früh den nationalen Notstand ausgerufen und genau wie die Türkei viel auf Heimunterricht gesetzt, sagt Nils Engel. Die Sorgen der Lehrer gleichen sich dabei, sagt Ulrike Vögl: "Vielen hat das direkte Feedback der Schüler gefehlt." Immerhin bleibe durch die Rückkehr zum Präsenzunterricht nun wieder mehr Gelegenheit, am Projekt zu arbeiten.

    Die Planungen für Treffen liegen allerdings weitgehend auf Eis. Einige Schüler halten mit ihren Austauschpartnern über Online-Dienste Kontakt. Die Lehrer schreiben sich regelmäßig Nachrichten, sagt Ulrike Vögl: "Es ist ein großes Plus, dass wir unsere Partner schon kennen. Dadurch haben wir eine gute Vertrauensbasis für eine funktionierende Kommunikation."

    Königsbrunner Schüler können frühestens im Herbst 2021 ihre Partner treffen

    Sicher ist allerdings schon jetzt, dass es mit einem Treffen in diesem Schuljahr nicht mehr klappen wird. Angesichts der Pandemie-Lage käme erst das Frühjahr wieder infrage. Doch weil in Litauen und der Türkei die Sommerferien deutlich früher beginnen, fallen diese Monate schon wieder in die heiße Phase der Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen. So bleibt der Frühherbst 2021 als nächstmöglicher Termin, sagt Carmen Jung: "Die türkischen Kollegen brauchen einen gewissen Vorlauf, um die Visa für die EU zu organisieren."

    Die Lehrer hoffen, dass alle Jugendlichen dann noch teilnehmen können. Manche gehen im September 2021 in ihr letztes Schuljahr. "Der eigentliche Zeitplan wäre natürlich entspannter gewesen", sagt Ulrike Vögl. Aber die Schulleitung unterstütze das Projekt voll. Letztlich müssten die Schüler und ihre Eltern entscheiden, ob sie teilnehmen - sowohl unter schulischen Gesichtspunkten als auch wegen der dann herrschenden Pandemie-Lage.

    So harren die Königsbrunner und ihrer internationalen Kollegen der Dinge. Es gibt organisatorische Fragen zu klären wie den Umgang mit gebuchten Flugtickets: umbuchen oder stornieren? Immerhin wirken sich diese Probleme nicht auf die Eltern aus, weil solche Kosten aus Projektmitteln bezahlt werden, sagt Carmen Jung: "Das ist ein wichtiger Punkt von Erasmus+: Die Teilnahme ist unabhängig vom Geldbeutel der Eltern." Und über allem schwebt die große Hoffnung, dass es wieder klappt, mit den besonderen Erfahrungen eines länderübergreifenden Austauschs.

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