Die Königsbrunner Museen hatten während der coronabedingten Schließung im Frühjahr Zeit für Arbeiten hinter den Kulissen. Die Auswirkungen und Ziele stellte Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek dem Königsbrunner Hauptausschuss vor.
Baulich hat sich einiges getan. Das neu eingezogene Naturmuseum in der ehemaligen Königstherme bekam ein Depot und eine Werkstatt zur Pflege der Exponate. Auch das Archäologische Museum wurde mit einem neuen Depotraum bedacht. Im Mithräum wurde eine Stützmauer erneuert. Durch die lange Schließung und geringen Kapazitäten blieben die Besucherzahlen niedrig. Nur das Naturmuseum wartet mit mehr als 1000 Besuchern auf, auch weil viele die Ausstellung in den neuen Räumen sehen wollten.
2683 Stücke der Königsbrunner Stadtgeschichte sind katalogisiert
Substanzielle Veränderungen sind derzeit die Themen beim Mercateum und dem Lechfeldmuseum. Mitarbeiter Jörn Meyers hat die 2683 Ausstellungsstücke im Lechfeldmuseum vermessen und katalogisiert. Im Juni hat die Stadt den auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. In dieser Zeit soll er noch mehr über die Herkunft bestehender Stücke herausfinden und "Akzession und Deakzession" betreiben, was in der Museumssprache bedeutet: interessante neue Stücke einarbeiten und den Bestand ausmisten.
Sortiert wird im Moment schon fleißig. Einige Stücke, die keine nachweisbare historische Bedeutung für die Stadt haben, werden an passendere Partner abgegeben: Ein Webstuhl geht ans Augsburger Textilmuseum, Trachten und Stoffe an die Trachtenkultur-Beratungsstelle, Bibeln und religiöse Gegenstände an die katholische Pfarreiengemeinschaft. Vorstellbar sei auch ein Museumsflohmarkt, dessen Erlös wiederum in den Erhalt des Museums fließen könnte.
Raum für moderne Königsbrunner Geschichte soll her
Zwischen den Schenkungen Königsbrunner Bürger habe sich in den Depots aber auch jede Menge Müll gefunden, der sich über die Jahre angesammelt hat und mit einem Container entsorgt wurde, sagte Rebecca Ribarek: "Wir haben alte Museumsschilder mit Öffnungszeiten gefunden, aber auch Arbeitsmaterialien, die jemand dort einfach abgelegt und nie mehr abgeholt hat."
Nach erfolgreicher Ausdünnung soll die Sammlung auch wieder ergänzt werden: Ribarek wünscht sich mehr Eindrücke aus der Zeit zwischen 1933 und heute. Mit Dokumenten der Nazizeit und der folgenden Ära Wohlfarth ließe sich aus ihrer Sicht ein weiterer Raum gestalten. Auf lange Sicht ist das Ziel die Schaffung eines zentralen Regionalmuseums mit Archäologie, Alltag und Stadtgeschichte sowie Natur und Umwelt. Damit verbunden wäre dann auch die Frage nach einem Neubau für die Museen.
Teil der Mercateum-Sammlung könnte nach Mickhausen umziehen
Eine ansehnliche Heimat hat das derzeit coronabedingt geschlossene Mercateum bereits. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie die Ausstellung in Zukunft aussehen werde. Museumsleiter Wolfgang Knabe baut gemeinsam mit der Messerschmidt-Stiftung das Mickhauser Schloss um und möchte mittelfristig die Ausstellung zum Thema Seefahrt dorthin verlagern. Im Globus in Königsbrunn würde passend zur Via Claudia Augusta der Bereich zur Handelsgeschichte auf den Landwegen verbleiben.
Florian Kubsch (SPD) verwies auf die Dreiviertelmillion Euro, die die Stadt in die Erneuerung der Hülle investiert hatte: "Wenn jetzt Exponate herausgenommen werden, weil es Herrn Dr. Knabe in Mickhausen besser gefällt, müssen wir uns schon fragen, ob der Standort für uns so noch Sinn macht." Ribarek erwiderte, dass die Idee des Museumsleiters durchaus sinnvoll sei und Königsbrunn eine gute Ausstellung behalte. Zudem gehörten die Exponate nun einmal der Mercator-Gruppe, und diese könne darüber verfügen.
Königsbrunn will den Mythos Lechfeldschlacht besser vermarkten
Aufgewertet werden soll die Ausstellung der Dioramen zur Lechfeldschlacht. Mangels handfester Beweise für den Ort der Schlacht möchte die Kulturbüroleiterin künftig vor allem den Mythos der Schlacht und ihre Auswirkungen bis in die moderne Zeit hinein mehr herausarbeiten und vermarkten. Vorstellbar sei beispielsweise 2022 ein Symposium mit Experten zu dem Thema nach Königsbrunn zu holen. Auch mit der Regio laufen Gespräche über eine stärkere Vermarktung der historischen Ereignisse.
Lesen Sie auch:
- Königsbrunner Schätze: Von einem Becher, der seiner Zeit weit voraus war
- Neue App: Mittendrin im Getümmel der Lechfeldschlacht
- So könnte das Ex-Königsthermen-Gelände künftig aussehen