Baurecht gehört gewöhnlicherweise nicht zu den aufwühlenden Themen. Doch der Königsbrunner Bauausschuss bewies in seiner aktuellen Sitzung, dass es auch anders geht. Möglicherweise liegt das an der derzeitigen Lage in der Stadt: Weil Baugrund in der Stadt rar und fertige Wohnungen teuer sind, versuchen manche Bauträger, möglichst viel Wohnraum in möglichst wenig Grundstück zu planen. Die Gesamtsituation führt dazu, dass manche Gesuche durchaus mehr Emotionen hervorrufen als gewöhnlich.
1. Unverständnis Nicht gut kam der vorgelegte Plan zur Aufstockung einer bestehenden Wohnanlage in der Rathausstraße an. Der Bauwerber möchte bei zwei Gebäudeteilen jeweils ein zusätzliches Geschoß mit insgesamt sechs Wohneinheiten errichten. Beides würde massive Ausnahmen vom Bebauungsplan erfordern. Die Mitglieder hatten vom Bauwerber gefordert, begrünte Dächer einzuplanen und die Parkplätze lockerer anzuordnen. In der vorgelegten neuen Fassung des Planes fanden die Räte dies aber nicht wieder, was zu deutlicher Kritik aus den Reihen von SPD, Grünen und Freien Wählern führte. "Unsere Vorgaben komplett zu ignorieren, das geht gar nicht", sagte FW-Fraktionschef Helmut Schuler. Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt.
Bauen: Angepasste Planungen kommen in Königsbrunn gut an
2. Freude Wie es besser geht, zeigte ein Bauwerber, der auf dem Grundstück an der Ecke Bürgermeister-Wohlfarth- und Herbststraße ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen und Tiefgarage bauen will. In einem ersten Entwurf hatte er im Dezember noch sehr deutlichen Widerspruch geerntet. Nun reduzierte er das Volumen des Baukörpers, brachte alle Parkplätze in der Tiefgarage unter und plante eine Grünfläche mit Spielplatz ein. Dafür gab es Lob: "Letztes Mal haben wir das Vorhaben abgelehnt, weil es jenseits von Gut und Böse war. Es freut uns, dass jetzt so nachgebessert wurde", sagte Alwin Jung (Grüne). Der Bauausschuss stimmte dem Antrag einstimmig zu.
3. Ärger Genervt zeigten sich die Stadträte bei einem Antrag auf Vorbescheid für ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen in der Holbeinstraße. Der Bauwerber reiche immer wieder denselben Antrag ein. Diesmal mit dem Hinweis, dass der Kreisbaumeister kein Problem in dem Projekt sehe. Dieser Umstand begründet sich durch zwei unterschiedliche Sichtweisen, wie der Bürgermeister in der Sitzung erläuterte. Auf Höhe des geplanten Baus stehen an der Robert-Koch-Straße zwei ähnliche Wohnbauten. Dadurch füge sich das Gebäude in die Gesamtsituation ein, heißt es vom Landkreis.
Bauwerber in Königsbrunn sollen bei Baulücken auf Anwohner eingehen
Vergleicht man den geplanten großen Neubau mit der bestehenden Bebauung der Holbeinstraße sticht dieser allerdings heraus, wie ein Elefant im Pferdestall. Die Anwohner haben bereits Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, und auch die Stadträte können sich mit dem Bau nicht anfreunden. "Das ist einfach überdimensioniert. Wir haben uns die Gegebenheiten vor Ort angeschaut, und so ein Bau gehört dort nicht hin", sagte Alwin Jung. Wer heute in Lücken baue, müsse mehr auf die Interessen der Anwohner eingehen, sagte Alexander Leupolz (CSU): "Das ist bisher aber nicht passiert." Das letzte Wort liegt beim Landratsamt als Genehmigungsbehörde, das die ablehnende Haltung der Stadt überstimmen könnte. Über dieses Projekt wird auch hinter den Kulissen noch zu reden sein.
4. Strenge Ein Bauträger wollte auf einem Grundstück in der Matthias-Wahl-Straße ein Doppelhaus errichten. Ursprünglich sollte auf dem ehemaligen Areal der Zeugen Jehovas zusätzlich ein weiterer Dreispänner entstehen. Doch auch die reduzierte Variante war zu viel der Nachverdichtung für den Geschmack der Ausschussmitglieder. Doris Lurz und Helmut Schuler monierten die kleine Zufahrt für so viele Bewohner. Letztlich sei die Planung an der Stellplatzsituation gescheitert, die nicht der gültigen Satzung entspreche, sagte Bürgermeister Franz Feigl. Ein weiteres Einfamilienhaus sei im rückwärtigen Teil des Grundstücks noch denkbar, mehr aber nicht: "Bei der ersten Anfrage wurde dem Bauwerber gesagt, dass sechs Wohneinheiten denkbar wären. Bei dieser Planung wären es sieben."
Königsbrunner Bürgermeister will bei großen Grundstücken genaue Planung
Grundsätzlich müsse man künftig genauer hinschauen, wenn größere Grundstücke in der Stadt frei würden. Die Nachverdichtung müsse so gestaltet werden, dass sie in die Umgebung passe, sagte Feigl: "Möglich wäre ein vorhabenbezogener Bebauungsplan, oder der Bauwerber reicht sofort eine Gesamtplanung für das ganze Areal ein." Wenn immer nur ein Teil des Grundstücks beplant und beantragt werde, könne das dazu führen, das der Grund bis zum Maximum ausgereizt werde.
5. Kompromissbereitschaft Ein Bauherr in der Frühlingstraße will ein bestehendes Wohnhaus abreißen und an dieser Stelle ein neues Einfamilienhaus mit Carport errichten. Während das alte Haus direkt an der Straße steht, soll das neue Gebäude zwei Meter Abstand zur Fahrbahn haben. Die Statuten der Stadt sehen in dem Bereich aber einen Abstand von fünf Metern vor. Damit käme der Neubau aber zu nah an die Nachbarhäuser. Für diesen Fall hatte der Bauwerber angekündigt, das bestehende Haus zu sanieren. Der Bauausschuss gestand dem Bauwerber zu, das Projekt wie vorgeschlagen umzusetzen. Im Gegenzug möchte die Stadt an der Stelle den Gehweg errichten, der bislang durch das bestehende Haus unterbrochen wird.
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