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Königsbrunn/Meitingen: Kinos in Corona-Zeiten: Für Betreiber geht der Horrorfilm weiter

Königsbrunn/Meitingen

Kinos in Corona-Zeiten: Für Betreiber geht der Horrorfilm weiter

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    Das Königsbrunner Cineplex-Kino musste Anfang November wieder schließen.
    Das Königsbrunner Cineplex-Kino musste Anfang November wieder schließen. Foto: Adrian Bauer

    Nach dem ersten Lockdown hatten sie gerade wieder Fuß gefasst - und dann kam der nächste Tiefschlag für die Kinobetreiber. Seit November sind die Kinos dicht - der Horrorfilm geht weiter. Wir haben bei Alexander Rusch nachgefragt, der mit seiner Familie die Cineplex-Gruppe betreibt, die unter anderem Kinos in Königsbrunn, Meitingen, Penzing bei Landsberg und Aichach hat.

    Herr Rusch, ist das Kinojahr 2020 noch zu retten oder werden Sie es mit einem Minus abschließen?

    Alexander Rusch: Stand jetzt werden wir 2020 nicht kostendeckend arbeiten können. Aber das hängt natürlich sehr davon ab, wie es mit den staatlichen Hilfen aussieht und was von den versprochenen 75 Prozent dann wirklich bei uns ankommt.

    Kinos: 60 Prozent weniger Einnahmen wegen Corona

    Können Sie Zahlen nennen?

    Rusch: Wir gehen davon aus, dass wir 60 bis 70 Prozent weniger Einnahmen haben als im vergangenen Jahr.

    Ist angesichts solcher Prognosen nicht irgendwann auch mal das Unternehmen gefährdet?

    Rusch: Noch geht es, aber wohl nicht mehr lange. Das kommt halt stark darauf an, was wir an staatlicher Hilfe bekommen. Wir haben einen Sonderkredit erhalten, der uns geholfen hat. Wir sind gut aufgestellt und wären sicher nicht die Ersten, die in der Kinobranche aufgeben müssten, aber das bringt uns auch nichts, wenn es wirklich mal so weit kommen sollte.

    Gibt es denn Überlegungen, bestimmte Standorte zu schließen?

    Rusch: Nein, da gilt bei uns das Prinzip ganz oder gar nicht. Wenn wir ein Kino schließen, das vielleicht weniger gut läuft, dann sind die anderen auch nicht kostendeckend, sodass das nichts bringt.

    Wie lief es denn bei Ihnen nach dem ersten Lockdown?

    Rusch: Zwischen den beiden Lockdowns lief es bei uns den Umständen entsprechend gut. Der Film "Tenet" hat uns sehr geholfen, und ich bin mir sicher, dass er ohne die Corona-Pandemie kein so gutes Ergebnis eingespielt hätte. Das war der einzige echte Blockbuster, und auf einmal war der Film in aller Munde. Man hat gemerkt, dass die Leute froh waren, wieder ins Kino zu können. Hygiene- und Abstandskonzepte haben gut funktioniert, und ich hatte das Gefühl, dass sich die Leute sicher fühlen. Aber trotzdem waren die Zahlen schlechter als in den Vergleichsmonaten der Vorjahre, weil wir einfach nicht so viele Plätze anbieten konnten. Mit elf Besuchern ist wegen der Abstandsregeln ein kleiner Saal schon mal voll, da sprechen wir dann von einer Auslastung von 20 bis 30 Prozent.

    Rusch: Chancen für Kino im Dezember 50:50

    Haben Sie damit gerechnet, im November wieder schließen zu müssen?

    Rusch: Vor zwei Monaten war ich noch optimistisch, zumal Kinos ja keine Hotspots waren. Als dann vor dem Lockdown die Maskenpflicht kam, ist gut die Hälfte der Besucher zu Hause geblieben, und Ende Oktober hatte ich schon die Befürchtung, dass wir wieder schließen müssen. Der November ist halt für uns normalerweise ein sehr starker Monat, was die ganze Sache noch schlimmer macht.

    Glauben Sie, dass die Kinos im Dezember wieder öffnen?

    Gähnende Leere auf dem Kinoparkplatz in Meitingen: Das Kino bleibt vorerst geschlossen.
    Gähnende Leere auf dem Kinoparkplatz in Meitingen: Das Kino bleibt vorerst geschlossen. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Rusch: Ich denke, dass es frühestens Mitte Dezember wieder so weit ist und dass die Chancen dafür 50:50 stehen.

    Und wird 2021 ein besseres Jahr?

    Rusch: Für das kommende Jahr bin ich sehr optimistisch. Die Meldungen über die Impfstoffe sind ja sehr ermutigend, und deshalb hoffe ich, dass es im März oder April wieder aufwärtsgeht. Die Hollywood-Produzenten haben ja viele große Filme noch in der Pipeline, sodass wir dann richtig durchstarten könnten. Aber das hängt natürlich auch vom Infektionsgeschehen in den USA ab, denn wenn dort die Kinos nicht öffnen dürfen, werden viele dieser Filme auch bei uns nicht anlaufen.

    Verstärkt die Corona-Pandemie den Trend, dass sich die Menschen Filme lieber per Stream als in den Kinos anschauen?

    Rusch: Klar streamen die Leute mehr, aber das sind oft Serien. Ich denke, da reden wir von unterschiedlichen Zielgruppen. Und man hat ja auch nach dem ersten Lockdown gesehen, dass die Leute wieder gerne in die Kinos kommen, weil das halt doch ein anderes Erlebnis ist, als sich den Film auf dem Fernseher anzuschauen.

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