Ein leises Zischen begleitet die Fahrt von Königsbrunn nach Bobingen. Nach dem Kreisverkehr zieht der Bus rasant an und fährt leise pfeifend Richtung Ladesäule. "Beim Einsteigen muss man genau prüfen, ob der Bus schon an ist oder nicht", sagt Dieter Grohmann, der den neuen Bus fährt. Denn nach dem Stottern eines Dieselmotors lauscht man vergebens. Seit dieser Woche verkehren sechs E-Busse im Stadtverkehr von
"Das ist ein besonderer Tag für den Landkreis und den AVV", sagte Landrat Martin Sailer, der am Montag die elektrische Stadtbus-Linie zusammen mit dem AVV, der DB Regio Bus Region Bayern und dem Betreiber der Busflotte in Betrieb nahm. Auf den 800er-Linien kommen nun sechs Busse mit Elektroantrieb zum Einsatz. Die Stadtbuslinien in Königsbrunn legen insgesamt jährlich 580.000 Fahrplankilometer zurück. Die E-Busse seien ein Bekenntnis zur Region, sagte Sailer weiter. "Wir wünschen uns, dass viele Königsbrunner sich elektrisch zur Straßenbahn bringen lassen."
Bis 2030 soll der Nahverkehr in Königsbrunn mehr CO2 einsparen
AVV-Geschäftsführerin Linda Kisabaka betonte, man wolle 65 Prozent der Fahrzeuge im AVV bis 2030 emissionsfrei oder -arm betreiben. Im ersten Schritt habe man in Königsbrunn die Straßenbahn an den Busverkehr angeschlossen, im zweiten Schritt sollen diese nun möglichst emissionsfrei sein. Eineinhalb Jahre habe es gedauert seit der Vergabe, bis die E-Busse rollen. Mit ihnen könne man auf 580.000 Fahrplankilometern jährlich 224 Tonnen CO2 einsparen. "Das hängt natürlich auch vom Fahrstil ab", sagt Kisabaka.
Busfahrer Dieter Grohmann hat schon ein paar Test-Kilometer mit dem E-Bus hinter sich. "Er hat mehr Drehmoment und fährt schneller an", sagt er. An das Abbremsen, sobald man vom Gas gehe, müsse man sich gewöhnen. Auch die Fahrgäste könnten sich nicht mehr auf ihr Gehör verlassen. "Deshalb ist der wichtigste Knopf auf dem Armaturenbrett die Klingel", sagt Grohmann und lacht. Mit dieser könne der Fahrer sich ganz so wie bei einer Straßenbahn bemerkbar machen.
AVV und DB wollen ab 2029 keine Verbrenner-Busse anschaffen
"Ab 2029 wollen wir keine konventionellen Antriebe mehr kaufen", sagt Stefan Kühn von der DB Regio Bus Region Bayern als Betreiber der Fahrzeuge. Aktuell seien 26 E-Busse in Bayern unterwegs. Noch dieses Jahr wolle man die Zahl auf 56 erhöhen. Geplant ist auch ein E-Bus in Donauwörth.
Mit der Elektrifizierung des Stadtverkehrs Königsbrunn knüpft der AVV an das bereits im Jahr 2020 erfolgreich gestartete E-Bus-Pilotprojekt der Linie 506 im Landkreis Augsburg an. Die Busse verkehren zwischen Zusmarshausen und Augsburg. Ausgestattet sind die Zwölf-Meter-Gefährte mit modernster Technik. Beim Startschuss hieß es damals, dass die beiden Elektrobusse bald Zuwachs bekommen dürften. Bis zum Jahr 2025 solle nach einer EU-Vorgabe ein Viertel der Nahverkehrsbusse emissionsfrei unterwegs sein.
Im März startete eine größere E-Flotte im Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg: Zehn-E-Busse auf den Linien des Bündels Wittelsbacher Land 02, die alle von beziehungsweise nach Aichach verkehren. 380.000 Fahrplankilometer im Jahr werden mit E-Bussen bedient. Jährlich werden circa 192 Tonnen CO2 eingespart.
Königsbrunner E-Busse werden in Bobingen geladen
Auf dem Betriebshof von Werner Ziegelmeier in Bobingen stehen sechs Ladesäulen, die angeschlossen an einen eigenen Trafo 900 Kilowatt laden können. In vier Stunden ist der Bus voll geladen "Die Ladeinfrastruktur zu schaffen, war das größte Problem", sagt der Königsbrunner Bürgermeister Franz Feigl (CSU). Dass der Busbetreiber nun die Ladeinfrastruktur stelle, sei Ergebnis langer Verhandlungen. Lieferschwierigkeiten unter anderem wegen des blockierten Suezkanals hätten die Inbetriebnahme der E-Busse verzögert, sagte Ziegelmeier. Diese war ursprünglich für Januar geplant.
Drei Batterien sind in den Bussen mit 35 Sitzplätzen verbaut. Mit einer Leistung von 525 Kilowattstunden reicht das Batteriepaket, laut Hersteller Patrick Oosterveld von Ebusco, für bis zu 400 Fahrkilometer am Tag. Auf der Stadtlinie in Königsbrunn muss er mindestens 315 Kilometer am Tag schaffen.