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Königsbrunn: Königsbrunner Familie trauert um tot gebissenen Welpen

Königsbrunn

Königsbrunner Familie trauert um tot gebissenen Welpen

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    Rainer und Sonja Krischke (von rechts) sowie Melanie Heidinger trauern um Hündchen Rocky. Das Geld, das ihnen der Besitzer des Rottweilers gezahlt hat, ist ihnen kein Trost.
    Rainer und Sonja Krischke (von rechts) sowie Melanie Heidinger trauern um Hündchen Rocky. Das Geld, das ihnen der Besitzer des Rottweilers gezahlt hat, ist ihnen kein Trost. Foto: Claudia Deeney

    Der Schock steht Sonja und Rainer Krischke auch Tage nach der Attacke durch einen Rottweiler ins Gesicht geschrieben. Der große Hund griff ohne Vorwarnung an und biss ihren erst 19 Wochen alten Malteser-Welpen Rocky tot.

    Während des Interviews fließen immer wieder Tränen bei dem Ehepaar und die als Unterstützung anwesende Freundin Melanie Heidinger springt ein, wenn beiden die Stimmen versagen. Das verwaiste Hundekörbchen, liebevoll mit Kuscheltieren und Spielzeug ausgestattet, steht noch im Wohnzimmer. Auch ist noch ein kleines Gitter an der Wohnzimmertür angebracht. Jeden Moment erwartet der Besucher, dass der kleine Mitbewohner auf vier Pfoten hereinkommt und um die Menschen herumwuselt.

    Hund Rocky war nur neun Wochen Mitglied der Königsbrunner Familie

    Neun Wochen hat er das getan, solange war er Mitglied der Familie, bis zu dem verhängnisvollen Morgenspaziergang am 12. August. Die Krischkes hatten einen Großteil der Runde schon absolviert und waren nur noch 500 Meter von ihrer Wohnung in der Karwendelstraße entfernt. Rocky war an der Leine und beschnüffelte hingebungsvoll einen Baum. Eine Situation die alle Hundebesitzer kennen und die auch als „Hunde-Whatsapp“ bekannt ist. Die Hunde schnüffeln und hinterlassen ihre Markierung. So auch Rocky und seine beiden Menschen hatten die Augen auf ihn gerichtet.

    „Auf einmal, wie aus dem Nichts hat sich ein großer Rottweiler zwischen meinen Mann und mich gedrängt und schoss auf Rocky zu und hat kräftig zugebissen“, erzählt Sonja Krischke. Es sei eine Sekundensache gewesen, ihr Mann habe noch an Rockys Leine gezogen und sie sei dazwischen gegangen. Da habe der Rottweiler abgelassen und sie habe ihren blutenden Hund auf die Arme genommen. „Rocky hat noch zweimal geschnauft, dann war er still“, sagt sein trauerndes Frauchen.

    Die Tierärztin kann nichts mehr für den kleinen Hund tun

    Malteser-Welpe Rocky wurde nur 19 Wochen alt.
    Malteser-Welpe Rocky wurde nur 19 Wochen alt. Foto: Claudia Deeney

    Trotzdem sind die Krischkes nach Hause gerannt mit ihrem Welpen und sofort zur Tierarztpraxis Pirzer gefahren, wo Monika Pirzer nichts mehr für den Hund tun konnte. Wohin der Rottweiler lief, der ohne Besitzer in der Nähe, dafür in Begleitung eines zweiten frei laufenden Hundes war, hat das Ehepaar vor lauter Schreck gar nicht registriert. „Wir waren ja schon froh, dass er uns nicht auch noch attackiert hat, sondern wegrannte“, sagt Rainer Krischke.

    Später ist das Ehepaar zur Polizei Bobingen gefahren, um den Vorfall anzuzeigen. Dort wurde ihnen gesagt, es müsse ein Personenschaden vorliegen, damit eine Anzeige aufgenommen wird. Im vorliegenden Fall sei das Ordnungsamt Königsbrunn zuständig. Dort ist man dem Vorfall bereits nachgegangen, der Hundehalter wurde ausfindig gemacht. Für den Rottweiler liege seit 2014 ein sogenanntes „Negativzeugnis“ vor, sagte Ordnungsamtsleiter Roland Krätschmer. Dieses wird ausgestellt, wenn der Halter per Gutachten nachweist, dass sein Hund nicht die Merkmale eines gesteigert aggressiven und gefährlichen Kampfhundes aufweist. Nach der Attacke wurde ein sofortiger Maulkorbzwang angeordnet. Leinenpflicht herrscht für Hunde über 50 Zentimeter Schultermaß generell im Stadtgebiet. Roland Krätschmer geht ferner davon aus, dass ein Gutachter eingeschaltet wird. Dieser prüft immer Hund und Halter. Das heißt: Wechselt ein Hund, der als Kampfhund eingestuft ist, seinen Halter muss ein neues Gutachten erstellt werden, auch wenn ein Negativzeugnis existiert.

    Der Halter des Rottweilers bezahlt sofort eine Entschädigung

    Gegenüber dem Ehepaar Krischke räumte der Halter sogleich ein, dass sein Rottweiler das Grundstück verlassen habe, weil das Tor versehentlich nicht verschlossen war. Auch zeigte sich der Hundebesitzer weder überrascht noch bestürzt von dem Vorfall. „Er hat uns lediglich nach dem Kaufpreis unseres Rocky gefragt und uns das Geld in die Hand gedrückt“, sagt Rainer Krischke. Es fiel die Aussage, sein Hund könne kleine Hunde wohl nicht leiden.

    „Ja, das hat der Rottweiler wohl auch eindrucksvoll bewiesen“, fügt Melanie Heidinger hinzu. Die langjährige Freundin der Krischkes hat den Vorfall auf Facebook bekannt gemacht und daraufhin Rückmeldungen von Königsbrunnern bekommen, die ebenfalls mit dem Rottweiler schon Probleme hatten. Demnach könne der große Hund auch keine Katzen leiden. Auf Instagram hat die Tochter der Familie ebenfalls viel Resonanz bekommen.

    Sonja und Rainer Krischke sagen, der finanzielle Schaden sei ihnen egal. Sie machen die Attacke deshalb bekannt, weil sie Angst haben, der Hund könne sein aggressives Verhalten in Zukunft auch auf Menschen ausweiten. „In der Karwendelstraße ist auch das Fritz-Felsenstein-Haus. Was wenn das Tier bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit ausbüxt und da hinrennt und ein Kind beißt“, fragen sich Krischkes und Melanie Heidinger.

    Für sie stellt sich auch die Frage, ob der Rottweiler, der um die 50 bis 60 Kilo wiegt, wirklich seinen Bedürfnissen entsprechend gehalten wird, wenn er so reagiert und eine potenzielle Gefahr von ihm ausgeht. Sonja und Rainer Krischke werden erst mal keinen neuen Hund anschaffen, wie sie sagen: „Wir müssen die Geschehnisse verdauen. Rocky war unser erster Hund, ein Traum, den wir jetzt erfüllen konnten und der zum Albtraum wurde.“

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