Die Königsbrunner Stadträte haben sich auf Kriterien für ein Einheimischen-Modell bei der Vergabe von Bauplätzen im neuen Baugebiet am östlichen Stadtrand geeinigt. Damit soll es Königsbrunner Familien zu halbwegs günstigen Preisen Bauland zu erwerben.
Bei einer Umfrage der Stadt im Sommer haben 300 Bewerber ihr Interesse an einem solchen Bauplatz bekundet. Der Löwenanteil (229) kamen aus Königsbrunn. Bewerben können sich aber auch Menschen, die weggezogen sind, aber zurückkehren möchten. Damit möchte die Stadt vor allem Menschen unterstützen, die aufgrund der Wohnungssituation Königsbrunn verlassen mussten. Die Stadträte ermächtigten die Verwaltung 25 Prozent der Flächen im neuen Baugebiet zu kaufen, um sie für das Einheimischen-Modell zur Verfügung zu stellen. Dieser Prozentsatz soll auch bei künftigen Baugebieten als Richtwert gehandhabt werden. Veranschlagt wird ein Quadratmeterpreis von 500 Euro für die vorliegenden Gebiete. Endgültig steht der Preis aber erst fest, wenn alle Grundstückskäufe abgeschlossen sind. Einfluss haben zudem die Kosten für den Anschluss ans Fernwärmenetz.
Wie lange wohnt der Bewerber in Königsbrunn?
Die Vergabe der Bauplätze erfolgt nach einem Punktesystem. Bewertet werden die Antworten auf Fragen wie „Wie lang hat der Bewerber in Königsbrunn gewohnt?“ oder „Leben Kinder oder pflegebedürftige Angehörige im Haushalt?“. Wer die meisten Punkte gesammelt hat, erhält den Zuschlag für eine Parzelle. Wie viele Wohnungen genau für das Einheimischenmodell zur Verfügung stehen werden, ist noch nicht klar, sagte Verena Schön von der Bauverwaltung: „Wenn auf einem Grundstück statt eines angedachten Reihenhauses ein Geschoßwohnungsbau entsteht, sind es weniger Parzellen, dafür aber mehr Wohnungen.“ Grob ins Auge gefasst wurde die Zahl von 80 Wohneinheiten. Die Bewerber müssen mindestens zehn Jahre auf dem Grundstück wohnen bleiben. Sollten sie ihr Haus aus irgendwelchen Gründen früher verkaufen müssen, würde die Stadt es neu vergeben. Die Bewerber dürfen bereits Wohneigentum besitzen, müssten dieses bei einem Zuschlag aber verkaufen. „Wenn jemand zum Beispiel eine Zwei-Zimmer-Wohnung hat und sich vergrößern möchte, kann die Person sich selbstverständlich auch bewerben“, sagte Bürgermeister Franz Feigl. Bewertet wird die Zahl der Jahre, die man in Königsbrunn gelebt hat.
Profitieren sollen von dem Modell vor allem Normalverdiener. Der Gesamtbetrag der Einkünfte für Singles liegt bei 47000 Euro pro Jahr, für Paare bei 94000 Euro. Für Kinder wird ein Freibetrag angerechnet. Vorhandenes Vermögen wird bei der Vergabe ebenfalls bewertet. Auf Anregung von Peter Lösch (SPD), Helmut Schuler (Freie Wähler) und Doris Lurz (Grüne) wird der Informationskatalog für Bewerber in den nächsten Wochen noch einmal überarbeitet und auch Rechenbeispiele zum besseren Verständnis eingefügt.
Warnung vor Überschuldung bei Königsbrunner Projekt
Alle Redner im Stadtrat waren sich einig, dass das Modell, das Freie Wähler und BbK angeregt hatten, eine gute Möglichkeit sei, Königsbrunner Familien in der Heimat zu halten und der Spekulation bei den Grundstücks- und Baupreisen Einhalt zu gebieten. Florian Kubsch (SPD) warnte aber davor, dass sich Menschen auch überschulden könnten: „Es gibt derzeit Banken, die geben einem jede Finanzierung.“ In den USA führte das zu einer Kreditkrise und zu vielen überschuldeten Familien.
In diesem Zusammenhang regte er an, die Grenze von 47000 Euro bei Singles noch einmal zu überdenken. Nach Abzug aller Steuern und Sozialabgaben und einer normalen Tilgungsrate bliebe dann nämlich nicht viel übrig: „Ein Single muss sich dann aber von Fensterkitt ernähren.“ Er regte an, in einem nächsten Schritt darüber nachzudenken, mit Hilfen und bestimmten Modellen auch Menschen mit geringerem Einkommen zu Wohneigentum zu verhelfen.
Bis sich die Bauwilligen offiziell bewerben können, wird noch einige Zeit vergehen. Als nächstes steht im Prozess der Ausweisung des neuen Baugebiets die zweite Runde der Gespräche mit den Eigentümern der Grundstücke an. Der Bewerbungsprozess kann erst beginnen, wenn der Umlegungsbeschluss gefasst und wirksam ist – erst dann steht fest, welche Grundstücke genau Bauland werden und welche der Stadt gehören und vergeben werden können. Da die einzelnen Schritte bis dorthin ein recht langwieriger Prozess sind, dürfte es laut Mitteilung der Stadt vermutlich bis ins letzte Quartal 2020 dauern, bis es an die echten Bewerbungen gehen kann.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Im Einheimischenmodell wird einem nichts geschenkt