Von außen betrachtet zeigt die Königsbrunner Grundschule Nord schon ihr neues Gesicht mit ihrer weißen Fassade und den goldenen Fenstereinfassungen. Auch ein Teil des künftigen Pausenhofs ist schon fertiggestellt. Innen sieht das Haus noch deutlich mehr nach einer Baustelle aus. Dass hier in etwas mehr als sechs Wochen ein Umzug anstehen soll, wirkt noch schwer vorstellbar.
Doch Bürgermeister Franz Feigl, Werner Lohmann und Ursula Bué vom Städtischen Bauamt und die Architekten des ausführenden Büros WTR aus München sind allesamt optimistisch, dass die Schüler tatsächlich nach den Weihnachtsferien den Neubau beziehen können. "So ist unser Zeitplan, und daran halten wir fest", sagte der Bürgermeister am Dienstag bei einer Baustellenbesichtigung mit den Stadträten. Denn unter den vielen Abdeckplanen ist schon eine Menge fertig: Die Böden sind verlegt, die Fenster und viele Heizkörper installiert. Im Grunde fehlen noch die Installationen in den Toiletten und der Einbau der Möbel.
Grundschule in Königsbrunn: Schreinerei holt nach Brand den Rückstand auf
Beim Holz liegt allerdings auch die größte Stolperfalle für das Projekt. Ursprünglich sollte der Umzug ja bereits in den vergangenen Sommerferien stattfinden. Das klappte allerdings wegen eines größeren Unglücks nicht: Die Firma, die die Schreinerarbeiten erledigen soll, habe ihre Werkshalle bei einem Brand verloren und einiges an Rückstand aufzuarbeiten, sagt Werner Lohmann, Leiter des Technischen Bauamts: "Sie holen jetzt kräftig auf, aber es bleibt auch noch einiges zu tun."
Viele Möbel sind aber bereits geliefert. In den Stockwerken warten zahlreiche Schränke auf ihren Einbau. Auch die Rahmen für die Türen und die Tafeln liegen bereits bereit oder sind schon aufgestellt. Stühle und Tische stehen ebenfalls auf den großen Flächen der Lernlandschaften, von denen die künftigen Klassenzimmer abzweigen. Insgesamt sei die Gestaltung der Räume eher schlicht gehalten, sagt Werner Lohmann: "Wir wollen den Kindern und Lehrern die Möglichkeit geben, ihre Räume individuell zu gestalten und sie in Besitz zu nehmen." Im Erdgeschoss werden die Verwaltung, das Lehrerzimmer und der Werkraum eingerichtet.
Lernlandschaften sind die größte Neuerung der Königsbrunner Grundschule
Wie berichtet, bekommt die Schule ein komplett neues Konzept. Statt langer Gänge wartet das neue Schulhaus mit sogenannten Lernlandschaften im ersten und zweiten Stock auf: Die Klassenzimmer jeder Jahrgangsstufe werden um einen zentralen Marktplatz gruppiert. Dieser ist von allen Zimmern aus einsehbar und kann von den Lehrern für Gruppenarbeiten oder Ähnliches genutzt werden. Die vier Landschaften sind mit unterschiedlichen Farben gestaltet. Auch die Grundschule Süd, die parallel generalsaniert wird, wird mit solchen Lernlandschaften ausgestattet.
Technisch wird die Schule auf den neuesten Stand der Dinge gebracht: Alle Klassenräume werden mit Computerstationen ausgestattet, an die sich die Lehrer mit ihren Dienstlaptops einklinken können. Von dort können sie die computerfähigen Tafeln im Klassenzimmer, sogenannte Whiteboards, Tabletcomputer für Schüler und auch die Leinwand in der Lernlandschaft mit Informationen und Aufgaben bespielen.
Deutschlandweit einmalig ist das Lüftungssystem, das ohne aufwendige Technik auskommt. Ein Computer misst ständig die Raumluft. Unterschreiten die Werte die Anforderungen, werden automatisch Fenster gekippt. Durch Öffnungen in der Decke wird ein natürlicher Luftzug erzeugt, der Frischluft in alle Räume bringt. Zudem kann das System im Sommer auch für eine nächtliche Temperaturregelung genutzt werden, damit die Räume nicht überhitzen. "Das System wurde in Österreich mehrmals eingebaut, die Funktionalität ist erwiesen", sagt Werner Lohmann.
Nach dem Umzug der Schüler beginnt der Abriss des Altbaus
Wenn der Umzug der Schüler aus den bisherigen Schulräumen in den Neubau über die Bühne gegangen ist, geht der Umbau des Schulgeländes in die nächste Phase. Der Mittelbau und der hintere Teil des Schulhauses werden abgerissen. An ihrer Stelle entsteht die neue Aula der Schule. Der Hort und der angrenzende Altbau werden saniert. Die Hortkinder werden während der Renovierung im bestehenden Gebäudeteil an der Lerchenstraße betreut. Dieser Teil der Schule wird im letzten Bauabschnitt abgerissen. Insgesamt sei die Baumaßnahme mit 17 Millionen Euro veranschlagt, dieser Kostenrahmen höchstenfalls geringfügig überschritten, sagt Werner Lohmann.
Offen sei noch, was mit der Turnhalle passiert, sagt Bürgermeister Franz Feigl. In den Planungen der Stadt ist an der Grundschule Nord ein offenes Ganztagsangebot im Gespräch. In diesem Fall wäre die kleine Halle allerdings sehr wahrscheinlich zu klein, zumal im Zuge des Umbaus auch ein Gymnastikraum im Keller wegfällt.
Daher hat sich die Stadtverwaltung bereits mit möglichen Alternativen befasst. Eine Erweiterung der bestehenden Sportstätte zur Doppelturnhalle komme aber aus Platzgründen nicht infrage, sagte der Bürgermeister: "Wir haben einige Möglichkeiten ausgearbeitet und werden diese in nächster Zeit im Stadtrat vorstellen." Sobald es wieder möglich ist, solle es auch einen Tag der offenen Tür geben, kündigt der Bürgermeister an: Das habe man schon allein den Viertklässlern versprochen, die zwar die Baustelle, aber nicht die fertige neue Schule erlebt haben.
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