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Königsbrunn: Film zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Zeitzeugen vergaßen die Kamera

Königsbrunn

Film zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Zeitzeugen vergaßen die Kamera

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    Manuel Hagen links und Lucas Hübner haben für die Stadt den Film mit den Zeitzeugen zu 75 Jahre Kriegsende Schicksale aus Königsbrunn aufgenommen und geschnitten.
    Manuel Hagen links und Lucas Hübner haben für die Stadt den Film mit den Zeitzeugen zu 75 Jahre Kriegsende Schicksale aus Königsbrunn aufgenommen und geschnitten. Foto: Claudia Deeney

    Frage: Wie kam der Kontakt zum Film zustande?

    Manuel Hagen: Stadtarchivarin Susanne Lorenz hat bei uns angefragt, ob wir das machen könnten. Wir haben abgeklärt, dass es sich um Interviews handelt und die Aufnahmen im Matrix entstehen. Dazu haben wir auch besprochen, wie die Kulisse aussehen soll.

    Kulisse?

    Hagen: Ja, wir wollten eine gemütliche Atmosphäre schaffen, damit sich die Zeitzeugen nicht wie im Fotostudio vorkommen. So stand auf dem bereitgestellten Tisch eine brennende Kerze, ein Glas Wasser und eine Tischdecke haben wir auch besorgt.

    Und dann wurde losgefilmt. Waren Sie beide anwesend am Set?

    Hagen: Nein, nur ich war die vier oder auch fünf Vormittage anwesend. Die Kamera ist schnell auf das Stativ gestellt, da war technisch nicht viel zu machen. Die Zeitzeugen haben ein Mikrofon am Kragen angesteckt bekommen. Wir haben das extra vormittags im Matrix gedreht, weil es da ruhiger ist.

    Königsbrunner Film zum Zweiten Weltkrieg: Neun Stunden Filmmaterial

    Bei der Premiere haben die Zuschauer ja schon erfahren, dass die Aufnahmen erst mal sehr lang waren, ungefähr neun Stunden?

    Lucas Hübner: Das war dann mein Job, aus diesem Mammutwerk den Film so zusammenzuschneiden, dass erstens alle dreizehn Fragen vorkommen und eine ganze Reihe von Antworten der insgesamt 15 Zeitzeugen drauf sind. Aus diesem ersten Rohschnitt hat Frau Lorenz entschieden, welche Antworten im Endergebnis zu hören und zu sehen sein sollen und ich habe mich noch einmal ans Werk gemacht, um den Film so zu bearbeiten, wie er jetzt als Endergebnis ist.

    Das stelle ich mir schwierig vor. Haben Sie dazu alles ansehen müssen?

    Hübner: Nein, das ging vom Zeitaufwand her nicht, wir hatten nur ein kleines Budget zur Verfügung. Ich bin direkt reingesprungen in das Thema, habe nach Frageblöcken sortiert und danach zusammengeschnitten.

    Stichpunkt "reingesprungen in das Thema". Wie haben Sie die Aufnahmen erlebt, Manuel? Sind die Zeitzeugen im Interview mit Frau Lorenz direkt reingesprungen ins Thema?

    Hagen: Frau Lorenz hat die Zeitzeugen locker aufgewärmt, wir hatten ja schon etwas Zeitdruck bei den Aufnahmen. Durchschnittlich stand eine Stunde pro Aufnahme zur Verfügung. Rein aufnahmemäßig gesehen war es leichter, wenn ein Zeitzeuge alleine vor der Kamera saß. Das Damentrio beispielsweise hat oft ganz vergessen, dass wir aufnehmen und munter draufloserzählt und sich dann auch gegenseitig unterbrochen und musste auch mal zum Thema zurückgeführt werden. Andererseits macht das den Film auch lebendig und teilweise auch lustig.

    Weltkrieg: Tragik kommt bei Erzählungen von Verabschiedungen für Königsbrunner Soldaten zutage

    Das Thema an und für sich ist ja schwierig. Wie haben Sie beide das empfunden? Und welche Erinnerung hat Sie besonders beeindruckt?

    Hagen: Ich habe vorher das Thema Zweiter Weltkrieg nur aus der Schule gekannt. Ab und an habe ich mich etwas gewundert über die Witze, die die Zeitzeugen vor der Kamera über ihre Kindheitserlebnisse gemacht haben und die Ernsthaftigkeit auch mal vergaßen. Beispielsweise haben alle wie aus der Pistole herausgeschossen auf die Frage nach den Schulsammlungen geantwortet: "Wir haben Kartoffelkäfer gesammelt!" Das Gefühl der Ernsthaftigkeit war bei der nächsten Frage aber sofort wieder da. Beeindruckt war ich von den Erzählungen vom ständigen Fliegeralarm: Immer wieder in die Keller rennen und dann waren die Keller nicht im eigenen Haus, sondern man musste erst über ein Feld laufen. Das ist schrecklich und ich bin schon froh, dass wir heute in Friedenszeiten leben können.

    Die große Gefahr! Kartoffelkäfer steht auf dem Handzettel rechts. Die Königsbrunner Zeitzeugen erinnerten sich an Sammelaktionen zur Schädlingsbekämpfung.
    Die große Gefahr! Kartoffelkäfer steht auf dem Handzettel rechts. Die Königsbrunner Zeitzeugen erinnerten sich an Sammelaktionen zur Schädlingsbekämpfung. Foto: Claudia Deeney

    Hübner: Auch ich kenne das Thema nur aus der Schule. Ich hatte erwartet, dass sehr viele emotionale Momente kommen. Die meisten Zeitzeugen konnten trotzdem sachlich und informativ antworten. Die Mentalität der Erzähler war für mich interessant, weil alle das so abgeklärt geschildert haben: "Ja, das war halt damals so." Da bin ich schon froh, in der aktuellen Zeit zu leben. Beim Thema "Soldaten verabschieden in den Krieg", da hat sich sofort die Atmosphäre im Film verändert und eine gewisse Tragik kam spürbar zum Ausdruck.

    Königsbrunn: Film über Zweiten Weltkrieg erntet positive Reaktionen

    Haben Sie auf der Premiere den Film beide zum ersten Mal als ganzes Werk gesehen?

    Hagen: Ja und vor allem auch zum ersten Mal zusammen.

    Hübner: Unser Resümee lautet, dass er stimmig geworden ist, vom Gesamtbild her und die Atmosphäre kommt gut rüber. Die Reaktionen waren auch alle durchweg positiv. Wir haben so ein Projekt vorher auch noch nicht gemacht, sonst arbeiten wir meist mit anderen Altersgruppen zusammen. Was per Video festgehalten werden kann, das machen wir auch.

    Ist das Unternehmen mittlerweile ihr Hauptbetätigungsfeld?

    Hagen: Nein, ich habe im Sommer mein Abitur gemacht und bin derzeit im Matrix-Jugendzentrum und absolviere dort mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).

    Hübner: Nein, leider noch nicht. Ich studiere Medien- und Kommunikationswissenschaften und arbeite auf den Masterabschluss hin. Mein Plan ist es, während des Studiums nebenbei die Firma aufzubauen und nach dem Studium wäre es toll, wenn ich davon leben könnte.

    Lucas Hübner (22) und Manuel Hagen (18) betreiben gemeinsam mit Alexander Selg das Unternehmen madebylynx.co in Königsbrunn. Film & Fotografie ist ein Schwerpunkt, der andere ist digitales Design. Im Auftrag der Stadt Königsbrunn hat das Team schon einen Imagefilm für die Eisarena und eine Übersicht über die Bauvorhaben gedreht.

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