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Königsbrunn: Dieses Heiligtum in Königsbrunn war lange unsichtbar

Königsbrunn

Dieses Heiligtum in Königsbrunn war lange unsichtbar

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    Im Inneren des Mithräum: Die Fundamente aus Tuffkalkstein sind aus dem 2./3. Jahrhundert nach Christus und wurden Ende der 1990er-Jahre zum zweiten Mal freigelegt. Gut zu sehen ist, dass es sich um schmale, kleine Räume gehandelt hat.
    Im Inneren des Mithräum: Die Fundamente aus Tuffkalkstein sind aus dem 2./3. Jahrhundert nach Christus und wurden Ende der 1990er-Jahre zum zweiten Mal freigelegt. Gut zu sehen ist, dass es sich um schmale, kleine Räume gehandelt hat. Foto: Claudia Deeney

    Zu unserer Sommerserie „Versteckte Orte“ passt das Mithräum in Königsbrunn wie die Faust aufs Auge. Von Beginn der Entdeckung an, in den 1976/77er- Jahren, über die Wiederfreilegung unter erschwerten Bedingungen 1998 bis heute scheinen sich die römischen Zeugnisse des Mithras-Kultes auf dem Städtischen Friedhof vor den Augen der Besucher zu verstecken.

    Das ist keine Absicht, sondern der Lage des Mithräums und seiner Freilegungsgeschichte geschuldet, wie die Leiterin des Archäologischen Museums, Siglinde Matysik erzählt: „Als Mitte der 1970er-Jahre die Heizungsleitungen für die geplante Aussegnungshalle gelegt wurden, entdeckten die Bauarbeiter Tuff-Kalkstein-Fundamente und informierten den damaligen Bürgermeister.“ Dieser wiederum schaltete ordnungsgemäß das zuständige Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (Außenstelle Schwaben) ein. Bei den anschließenden Grabungen wurden acht römische Gebäude freigelegt.

    Zuerst wurden die Ausgrabungen in Königsbrunn wieder zugeschüttet

    Unter ihnen das Haus Nummer 5. Dort wurden an einer Stelle auch 98 Münzen entdeckt, die Bedeutung des Hauses blieb dennoch unerkannt. Als Wohnräume eigneten sich die schmalen und kleinen Räume nicht und so wurde auch Haus Nummer 5 wieder zugeschüttet.

    Somit wurde das Mithräum in der Brunnenstadt erneut für rund 20 Jahre unsichtbar. Später erschloss sich den Archäologen der Zusammenhang zwischen den in Königsbrunn siedelnden Römern und den schmalen kleinen Räumen in Haus Nummer 5 und so fingen sie Ende der 1990er-Jahren an, das Mithras-Heiligtum wieder freizulegen.

    „Was dieses Mal bedeutend schwieriger und aufwendiger war, weil die Grabenden sich mit den dazu aufgeschütteten Massen abplagen mussten“, wie Siglinde Matysik erzählt. Sie muss es wissen, waren sie und ihr Kollege Rainer Linke doch Teil des Ausgrabungsteams. Beide kennen die Geschichte des Mithräums in allen Einzelheiten und lassen bei Führungen mit ihrem begeistert erzählten Fachwissen die Vergangenheit wieder auferstehen.

    Größere Römersiedlung in Königsbrunn

    Und diese spielt in den Zeiten des 2./3. Jahrhundert nach Christus. Den weiteren Funden auf dem Gelände des Städtischen Friedhofs und drum herum nach zu urteilen befand sich eine größere Römersiedlung in der Brunnenstadt. „Um die 40 Häuserbefunde lassen sich nachweisen, wie viele Menschen hier gelebt haben kann man kaum sagen“, erklärt Rainer Linke.

    Die Siedlung sei aber doch so groß und bedeutend gewesen, dass die römischen Bewohner ein Haus zur Huldigung des Gottes Mithras errichteten. „Das Mithräum in Königsbrunn ist das einzige in Bayern noch erhaltene römische Mithras-Heiligtum“, freut sich Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek. Tatsächlich habe auch sie selbst erst bei genauerer Recherche das Heiligtum entdeckt. Das war, als sie mit dem Gedanken spielte, sich für die Stelle als Kulturbüroleiterin zu bewerben.

    Rainer Linke und Siglinde Matysik (Leiter und Leiterin des Archäologischen Museums) wissen alles über das Mithräum und führen gerne Besucher durch die Anlage. Ganz rechts steht Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek.
    Rainer Linke und Siglinde Matysik (Leiter und Leiterin des Archäologischen Museums) wissen alles über das Mithräum und führen gerne Besucher durch die Anlage. Ganz rechts steht Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek. Foto: Claudia Deeney

    Die Stadt selbst hat erkannt, welches Juwel sie da für Besucher bietet. Damit die Original Tuff-Kalkstein-Fundamente nicht kaputt gehen und zerbröseln, wurde ein Schutzbau über dem Heiligtum errichtet, sodass die alten Fundamente erneut nicht auf den ersten Blick zu sehen sind.

    Wer also zum ersten Mal den Ort besuchen möchte, der betritt den Städtischen Friedhof am besten über den Haupteingang in der Wertachstraße und geht, den Wegweisern entsprechend, immer den Hauptweg entlang. Als Erstes wird dem Besucher, wenn er die leichte Steigung in Angriff nimmt, rechts die Nachbildung des römischen Bades ins Auge fallen. „Die Steine liegen genau über den Originalfundamenten, die sich in 1,40 Meter Tiefe befinden“, erläutert Rainer Linke. Auf der anderen Seite des Weges liegt dann der Schutzbau mit dem Eingang zum Heiligtum. Gar nicht zu verfehlen, eine große Mauer mit Beschriftung „Mithräeum“ weist darauf hin und dann hat man den versteckten Ort gefunden.

    Hier lesen Sie Folge 1 unserer Serie: Das Stadtarchiv bringt Ordnung in Königsbrunns Stadtgeschichte

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