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Königsbrunn: Die Stadtgeschichte war ihr Spielzeug

Königsbrunn

Die Stadtgeschichte war ihr Spielzeug

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    Auch mit so etwas haben die beiden Schwestern Karin Gruber und Heidi Kunzi (von links) als Kinder gespielt. Mit dabei Ursula Off-Melcher (Leiterin des Kulturbüros) und Susanne Lorenz (Archivarin). Was das ist? Eine Tabakschneidemaschine.
    Auch mit so etwas haben die beiden Schwestern Karin Gruber und Heidi Kunzi (von links) als Kinder gespielt. Mit dabei Ursula Off-Melcher (Leiterin des Kulturbüros) und Susanne Lorenz (Archivarin). Was das ist? Eine Tabakschneidemaschine. Foto: Claudia Deeney

     „Hier fühle ich mich meiner Mama richtig nah“, sagte Heidi Kunzi am Ende des Besuches im Lechfeldmuseum der Brunnenstadt. Ihre Mutter Margot Kunzi hat über Jahre geholfen, den heutigen Bestand zusammenzutragen. Für die Töchter Heidi Kunzi und Karin Gruber gab es jetzt eine Extraführung durch Ursula Off-Melcher (Leiterin des Kulturbüros), Gabriel Albrecht (Konservator) und Susanne Lorenz (Stadtarchivarin).

    Die Schwestern waren sehr lange nicht im Museum und staunen schon ein bisschen, wie sehr sich manches verändert hat. Interessiert schauen sie sich um und es dauert nicht lange, bis sich lebhafte Gespräche zwischen den Anwesenden ergeben. „Schau mal hier, der Herd und da der Schrank und dort die Bügeleisen“, machen sich Gruber und Kunzi gegenseitig aufmerksam auf Dinge, die sie wiedererkennen. Über die Tabakschneide- und Buttermaschine lachen sie sehr und erinnern sich, wie sie mit diesen Gegenständen als Kinder gespielt haben.

    Die Mutter lebte 20 Jahre auf anderer Leute Dachboden

    Zwei Maschinen als Spielzeug? „Ja“, erklärt Karin Gruber: „Unsere Mutter hat rund 20 Jahre lang auf den Dachböden der Königsbrunner gelebt und alles eingesammelt, was sozusagen nicht niet- und nagelfest war“. Das mit dem Leben ist natürlich ein Scherz, aber nur ein halber. 20 Jahre lang, zwischen 1960 und 1980, hat Margot Kunzi die Bauern der Brunnenstadt daran gehindert, Dinge einfach wegzuschmeißen, die Zeugnis über die alten Zeiten lieferten.

    Was sie denn immer mit dem alten Glump wolle, wurde sie da oft gefragt, ließ sich aber nicht beirren. Ihr Mann musste das ganze Glump mit dem Traktor abholen und dann wurde das Zeug auf dem heimischen Bauernhof, im Süden der Brunnenstadt, abgeladen. Margot Kunzi hat genau gesehen, was sich hinter den oft verdreckten und verrosteten Sachen verbarg und der Job der Kinder in der Kunzi-Familie war es, die alten Sachen von Spinnweben zu befreien und zu säubern. Und dabei blieb es eben nicht und so spielten Karin und die Geschwister mit den ungewöhnlichsten Gegenständen.

    Im Elternhaus entstand die Idee fürs Lechfeldmuseum

    Irgendwann hatte Margot Kunzi so viel „altes Glump“ zusammen-gesammelt, dass der damalige Bürgermeister Fritz Wohlfarth, als Freund der Familie, zu ihr gesagt hat: „Wir müssen einen Raum schaffen für dein ganzes Zeug.“ So entstand bei einem Treffen im Haus der Kunzis die Idee des späteren Lechfeldmuseums. Die Einweihung erfolgte vor 44 Jahren und viele von Margot Kunzis Schätzen fanden einen Ort, der schon damals als Möglichkeit des lebendigen Unterrichtes über die Geschichte Königsbrunns und auch Umgebung betitelt wurde.

    Aber nun die Hände in den Schoß legen, das war wohl etwas, das der Mutter von Karin und Heidi nicht gegeben war. Was lag näher für sie, die sich jahrzehntelang intensiv mit der Kriegs- und Nachkriegszeit auseinandergesetzt hat, als darüber ein Buch zu schreiben. Und das tat Margot Kunzi dann auch.

    Margot Kunzi schrieb ein Buch mit dem Titel „Bachwies“

    1993 erschien das Buch unter dem Titel „Bachwies“ und es ist genau wie das Museum ein sehr lebendiges Buch über die alten Zeiten geworden. Liebevoll, amüsant, sprachlich heimatlich verbunden und trotz aller Bodenständigkeit mit sehr eleganten Formulierungen versehen, versetzt es den Leser in eine Zeit, die wahrscheinlich nur noch wenige Brunnenstädter aus eigener Anschauung kennen. Beispielsweise der Gang zur Käsestelle am Abend, wo sich vor allem die Frauen vorher schick anzogen, weil es sich hier um ein gesellschaftliches Ereignis und sozialen Austausch handelte.

    Da Kunzi die Geschichte ihrer eigenen und etlichen anderen alteingesessenen Familien gekonnt verknüpfte mit den Zeitzeugen, die man als Besucher im Lechfeldmuseum bewundern kann, wird das Buch nun auch dort zum Kauf angeboten. Darüber freuen sich die Töchter sehr, die bei ihrem Besuch in die Vergangenheit ein richtig lebendiges „Revivalfeeling“ erlebten.

    Und damit alle interessierten Königsbrunner Bürger ebenfalls dieses besondere Gefühl ganz hautnah erleben können, wird Heidi Kunzi aus dem Buch ihrer Mutter vorlesen und sehr gerne auch Fragen beantworten. Beispielsweise, wo denn eigentlich die „Bachwies“ in der Brunnenstadt ist oder der „Zipfel“.

    Ganz passend am Muttertag, 13. Mai, wird sie die guten alten Zeiten, nicht nur ihrer 2012 verstorbenen Mutter, noch einmal aufleben lassen. Das Kulturbüro organisiert die Lesung als Aktion zum internationalen Museumstag. Wer nicht solange warten möchte, kann an Führungen zu den unten genannten Öffnungszeiten teilnehmen und auch das Buch im Museum erwerben. Ebenfalls erhältlich ist es im Kulturbüro und bei Karin Gruber unter der Telefonnummer 08231/1035. Das Buch kostet zehn Euro.

    Öffnungszeiten des Lechfeldmuseums: Jeden 1. Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr und jeden 2. Sonntag von 14.30 bis 16.30 Uhr (außer August)

    Infos auch über die anderen Museen der Stadt im Kulturbüro oder

    www.koenigsbrunn.de/kultur/museen

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