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Königsbrunn: Das Stadtarchiv bringt Ordnung in Königsbrunns Stadtgeschichte

Königsbrunn

Das Stadtarchiv bringt Ordnung in Königsbrunns Stadtgeschichte

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    Historische Dokumente wie dieses Buch aus dem Jahr 1865 fassen Susanne Lorenz (rechts) und Emma Petrik nur mit Handschuhen an.
    Historische Dokumente wie dieses Buch aus dem Jahr 1865 fassen Susanne Lorenz (rechts) und Emma Petrik nur mit Handschuhen an. Foto: Andrea Collisi

    Dass eine Gemeinde oder eine Stadt ein Archiv führen muss, ist im Bayerischen Archivgesetz verankert. Ob wohl jeder Bürger Königsbrunns weiß wo sich dies in der Brunnenstadt befindet? Wir wollen in einer Serie Orte mit interessanten Geschichten in der Brunnenstadt vorstellen, an denen man vorher vielleicht achtlos vorbeigegangen ist.

    Emma Petrik, die seit knapp einem Jahr der Stadtarchivarin Susanne Lorenz als Mitarbeiterin zur Seite steht, ist ausgebildete Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Schwerpunkt Archiv. Als sie vor Kurzem auf Wohnungssuche war, wurde sie dabei immer wieder eher so angesprochen: „Was arbeiten Sie? oder „Stadtarchiv? Wo soll das denn in Königsbrunn sein?“ Die gebürtige Münchnerin lacht und gibt zu, dass sie früher vielleicht auch nichts mit dem Begriff und der Frage, wo das nächste Stadtarchiv sei, hätte anfangen können bis sie diese Berufsausbildung für sich entdeckte.

    Jobidee kam vom Schwarzen Brett der Königsbrunner Realschule

    Heute weiß sie, wie wichtig es auch gerade in der digitalen Welt ist, Altes für die Zukunft zu bewahren. So sitzt sie gerade an alten Aufzeichnungen des ehemaligen Kulturbüroleiters Franz Moritz. Auch Susanne Lorenz hat eher zufällig diesen Beruf gewählt. Sie hatte am Schwarzen Brett der Via-Claudia-Realschule den Aushang gesehen, dass bei der Archivschule in München für den mittleren Dienst jemand gesucht wird, der sich für bayerische Geschichte und Sozialkunde interessiert und die alte Schrift Sütterlin lesen kann.

    Stolz ist Susanne Lorenz auf ihre Sammlung alter Postkarten von Königsbrunn.
    Stolz ist Susanne Lorenz auf ihre Sammlung alter Postkarten von Königsbrunn. Foto: Andrea Collisi

    „Da habe ich gedacht, das wäre doch etwas für mich und ich habe es nie bereut“, unterstreicht Lorenz, die inzwischen auch Herausgeberin mancher Broschüren und Bücher ist. Es sei ein stets spannender Beruf mit breit gefächerter Arbeit, bei der man erstens eigenständig arbeiten könne und doch auch einen wesentlichen Teil für die nachfolgenden Generationen tätige sowie umgekehrt aus der Zeit der Vorfahren Materialien zusammentrage.

    Königsbrunner Bürger können auch zur Familiengeschichte recherchieren

    Das Stadtarchiv sei allerdings als Sammlung nicht primär für den Staat oder die Stadt eingerichtet, das Archiv und auch die Mitarbeiterinnen stünden jederzeit für den Bürger zur Verfügung, sagt Lorenz. Wenn etwa jemand zur Familiengeschichte etwas suche oder, was auch bei Firmen oder Vereinen vorkäme, Fragen habe zur früheren Geschichte oder ehemaligen Mitgliedern. „Das macht mir auch unglaublich viel Spaß und Freude, wenn wir dann fündig werden“, erklärt die Leiterin des Stadtarchivs.

    Selbst freut sie sich auch umgekehrt, wenn ihr Bürger Dokumente oder Aufzeichnungen bringen. Manch Erbe findet etwa gesammelte Schriftstücke auf dem Dachboden oder im Keller. Natürlich ist dann immer die Frage, was hebt man auf, was verwirft man wieder, aber prinzipiell freut Susanne Lorenz sich und ermuntert die Menschen. Es gab auch schon Personen, die aus dem Papiercontainer wichtige Schulunterlagen herausholten und retteten.

    Im Keller der Stadtbücherei stehen Regale voller Archivmaterial.
    Im Keller der Stadtbücherei stehen Regale voller Archivmaterial. Foto: Andrea Collisi

    Es gibt auch Buntes, wie die zwei Kartons mit über 240 Postkarten von Königsbrunn, die sie der Besucherin stolz zeigt. Dabei sind auch historisch schmucke handkolorierte, die älteste Ansichtskarte ist aus dem 19. Jahrhundert, die jüngste vom Mercateum aus dem Jahre 2008. Natürlich werden alle Stadtratsprotokolle archiviert, aber auch Zeitungsartikel, die wichtige Geschehnisse zur Stadt Königsbrunn beinhalten. 38245 Artikel hat sie davon archiviert. Allein 200 Artikel gibt es dabei über die Entwicklung der Straßenbahn.

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    Oft hat sie auch eine Frage aus dem Standesamt oder für das Bauamt zu recherchieren und auch für einen Gerichtsprozess konnte sie schon entscheidende Dokumente liefern. Schwer einzuschätzen ist für Susanne Lorenz und Emma Petrik an ihrer Arbeit vor allem die Frage, wie archiviert man gerade in der Zeit der Digitalisierung die Schriften, Fotos und Dokumente für die nachkommende Welt so, dass es sich angesichts des technischen Fortschritts auch noch kompatibel mit nachfolgenden Medienträgern abspielen lässt? Bei einigen Daten und Tonträgern auf Kassetten und auch bei manchen Fotodateien kommen sie heute schon an die Grenze. Wünschen würde sich Susanne Lorenz, wenn der Jahresetat von 3000 Euro erhöht würde. Wenn sie – wie demnächst wieder im Archivherbst – interessante Gäste von auswärts dazu einlädt, ist dieser Betrag natürlich ganz schnell dahingeschmolzen.

    Mehr zur Arbeit des Stadtarchivs lesen Sie hier: Was Ansichtskarten über die Stadt erzählen

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