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Königsbrunn: Aus dem Wahrzeichen wird ein Zankapfel

Königsbrunn

Aus dem Wahrzeichen wird ein Zankapfel

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    Ein Bild aus besseren Tagen: Die Rutschen wurden bereits 2016 abgebaut, der Badebereich mit der Kuppel ist dieses Jahr an der Reihe.
    Ein Bild aus besseren Tagen: Die Rutschen wurden bereits 2016 abgebaut, der Badebereich mit der Kuppel ist dieses Jahr an der Reihe. Foto: Martin Schmurr

    Die Umgestaltung der ehemaligen Königstherme ist eines der großen Themen, die die Stadt Königsbrunn in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Ziel ist ein neues repräsentatives Zentrum, das von möglichst vielen Bürgern genutzt werden kann. Dem Anlass entsprechend wurde emotional diskutiert. Doch irgendwann uferte die Diskussion aus, sodass man sich zwischenzeitlich über den Ratstisch hinweg ankeifte und zwei Fraktionen vor der abschließenden Abstimmung den Sitzungssaal verließen.

    Alle Fraktionen hatten die Vorschläge der Architekten für die Umgestaltung der 6350 Quadratmeter des ehemaligen Saunabereichs gelobt. Werner Lohmann, der Leiter des Technischen Bauamts, stellte dann auch noch seine Idee einer Gesamtplanung für den Bereich bis zum Sportpark West vor. Er schlug einen Realisierungswettbewerb vor, um Ideen für die Ausgestaltung des gesamten Areals zu sammeln.

    Kubsch ärgert sich über fehlende Wohnungen

    Florian Kubsch (SPD) stellte in den Raum, dass das gesamte Areal einen Wert von 30 bis 50 Millionen Euro habe. Er ärgerte sich, dass trotz der „galoppierenden Wohnungsnot“ in den bisherigen Plänen keinerlei Wohnraum aufgenommen sei. „Wir wollen mehr Leute im Zentrum haben, also müssen wir mehr Wohnungen ins Zentrum holen.“ Er forderte einen Ideenwettbewerb, der sozio-ökonomische Fragen mit einschließt, dies sei der logische erste Schritt: „Von einer Idee möchte ich aus den Socken gehauen werden. Wir in Königsbrunn haben ja schon Dinge gebaut und uns dann überlegt, was man damit machen kann“, sagte Kubsch.

    Chronologie zur Königstherme

    Oktober 1983 Spatenstich. Die Bauarbeiten werden mit enormem Tempo durchgezogen.

    März 1984 Bei der Stadtratswahl ist das Projekt einer Badetherme kombiniert mit einer Eishalle ein umstrittenes Thema. Die Stadt hat im Erbpachtvertrag für Königsbrunner Bürger einen Rabatt von 50 Prozent bei den Eintrittspreisen für 30 Jahre festgeschrieben - das kommt an.

    21. Dezember 1984 Die Königstherme wird eröffnet, ist aber teilweise noch eine Baustelle. Sie verzeichnet anfangs deutlich über 400 000 Besucher pro Jahr.

    Dezember 1986 Die Stadt übernimmt von der Königstherme Bau- und Betriebs GmbH (KBB), einem Unternehmen der Familie Deyle, die Eishalle und verpachtet sie umgehend an die KBB zurück.

    Juni 2006 Das Angebot wird um ein Solebad erweitert. Dessen Fertigstellung hatte sich um zwei Jahre verzögert. Auch im Saunenbereich gibt es Veränderungen.

    Januar 2009 Duschen und Toiletten bei den Schwimmbecken und das Kinderbecken werden erneuert.

    Dezember 2009 Das 25-jährige Bestehen der Königstherme wird mit einem Fest im Bad gefeiert.

    2012/13 Die KBB investiert rund 300 000 Euro in die Filtertechnik.

    Frühjahr 2014 Die KBB kauft für rund 600 000 Euro ein Blockheizkraftwerk, das die Königstherme mit Wärme und Strom versorgt.

    Frühjahr 2015 Eigentümer Uwe Deyle, der zuvor von der Stadt Königsbrunn einen Investitionskostenzuschuss wollte, bietet der Stadt die Königstherme zum Kauf an.

    28. Juni 2015 Der Königsbrunner Stadtrat lehnt Kauf der Therme einstimmig ab. Am Tag darauf stellt Deyle einen Insolvenzantrag. Später übernimmt die Stadt das Bad.

    19. September 2017 Uwe Deyle wird vom Augsburger Amtsgericht zu anderthalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

    24. Oktober 2017 Der Stadtrat beschließt den Abriss von Schwimm- und Saunabereich.

    24. Juli 2018 Mit einem weiteren Stadtratsbeschluss werden Teile des Baus vom Abriss ausgenommen.

    20. August 2018 Beginn der Abbrucharbeiten (hsd/adi)

    14. Januar 2019 Mit der Mittelsäule wird das letzte große Bauteil abgebrochen. Das Dach war bereits Ende November 2018 abgerissen worden.

    Frühjahr 2019 Der Stadtrat bringt einen Architektenwettbewerb für die Neugestaltung des Areals unter dem Namen „Forum“ auf den Weg.

    9. Dezember 2019 Bei einer Ausstellung werden die Preisträger des Wettbewerbs vorgestellt.

    4. Januar 2020 Nach dem Umzug von der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße eröffnet das Naturmuseum seine neuen Räume in der ehemaligen Therme. Dort soll es bleiben, bis das im Architektenwettbewerb mit geplante Museum auf dem Lechfeld fertig gestellt ist.

    12. Januar 2021 Der Königsbrunner Stadtrat beauftragt die Sieger des Architektenwettbewerbs mit den weiteren Planungen für das Forum. (hsd/adi)

    Christian Toth (FDP/Bürgerforum) kritisierte, dass er sich für die anstehenden Beschlüsse nicht ausreichend informiert fühle. Für die Entscheidung, die Eisarena in eine Eis- und Eventarena umzubauen brauche man ein Gutachten als Grundlage. Für eine Entscheidung über eine Tiefgarage unter der Straßenbahn-Wendeschleife brauche man Informationen zur Grundwassersituation. Auch die Ergebnisse des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts seien wichtig, sowie die Beteiligung der Bürger. Er und Fraktionskollege Wolfgang Leis würden deshalb vor der Abstimmung den Raum verlassen.

    Sind die Beschlussvorschläge rechtswidrig?

    Florian Kubsch schlug in die selbe Kerbe: Es sei vier Jahre getändelt worden. Dann habe man kurzfristig eine Ratsklausur anberaumt und nun sollten vor der Sommerpause noch schnell weitreichende Beschlüsse durchgepeitscht werden. Zudem verstießen die Beschlussvorschläge gegen die Geschäftsordnung: Der Stadtrat hatte im Oktober den kompletten Abriss beschlossen, dieser Beschluss müsse erst aufgehoben werden. Das sah Bürgermeister Franz Feigl (CSU) anders: „Ich versuche immer, Kompromisse zu finden, wir können Formulierungen ändern. Aber es spricht nichts dagegen, dass wir so abstimmen.“ Alwin Jung (Grüne) schloss sich dieser Meinung an. Das Thema Wohnen im Zentrum werde man später angehen, wenn es um eine Nachnutzung für das Mittelschulareal geht.

    Nach dieser Wortmeldung entglitt die ohnehin hitzige Diskussion völlig: Es wurde durcheinander gerufen und sich angegiftet. CSU-Rätin Ingrid Gärtner rief die Beteiligten schließlich zur Ruhe: „Ich schäme mich für so eine Veranstaltung“, sagte sie. Schließlich verließ auch die SPD-Fraktion den Saal.

    Die restlichen Räte beschlossen, dass die Eishalle bestehen bleibt, ebenso wie der Saunabereich. Abgesegnet wurde auch der Ideenwettbewerb samt Realisierungsteil für eine Stadthalle. Die Entscheidung über die Tiefgarage wurde wegen der Sorge vor deutlich steigenden Kosten zurückgestellt.

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