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Königsbrunn: 17-Jährige leblos aus Weiher gezogen - Polizei kritisiert Gaffer

Königsbrunn

17-Jährige leblos aus Weiher gezogen - Polizei kritisiert Gaffer

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    In Königsbrunn gab es einen Badeunfall an diesem Weiher (Symbolbild).
    In Königsbrunn gab es einen Badeunfall an diesem Weiher (Symbolbild). Foto: Silvio Wyszengrad

    Eine dramatische Rettungsaktion in Königsbrunn hat am Montag das Polizeipräsidium zu einer ungewöhnlich deutlichen Kritik an den Zufahrtsmöglichkeiten zum sogenannten Gymnasiumsweiher veranlasst. Am Sonntagabend war dort ein 17-jähriges Mädchen aus Syrien untergegangen. Es schwebt seit der Rettung im Augsburger Klinikum in Lebensgefahr. Die beteiligten Einsatzkräfte hatten offenbar mit mehreren Problemen zu kämpfen – doch schon das vorausgegangene Unfallgeschehen war ungewöhnlich dramatisch.

    Es war gegen 18 Uhr am Sonntagabend: Die 17-Jährige hielt sich zusammen mit sieben weiteren Landsleuten am Weiher westlich des Königsbrunner Gymnasiums auf. Alle sind Nichtschwimmer. Das Mädchen ging nach Angaben der Polizei das schmale Ufer an der Wasserkante entlang, rutschte plötzlich auf dem schlammigen Boden ins Wasser ab und konnte sich nicht mehr aus eigener Kraft ans Ufer retten. Ein Junge aus der Gruppe sprang ins Wasser und versuchte, die 17-Jährige wieder nach oben zu ziehen. Dabei wurde er jedoch selbst mit nach unten gezogen. Sofort sprang ein weiterer junger Mann hinterher, packte den anderen Jugendlichen und zog ihn ans Ufer. Ein kleiner unbeteiligter Bub wurde in der Zwischenzeit mit seinem Fahrrad losgeschickt, um Hilfe zu holen.

    Er traf auf ein junges Pärchen, das auf dem Fußweg am Skaterpark unterwegs war. Beide rannten sofort zu dem Weiher, der 26-jährige Student sprang ins Wasser und zog die Syrerin, welche bereits leblos unter der Wasseroberfläche trieb, nach oben und brachte sie an das Ufer.

    Zwischenzeitlich wurde auch die Polizei alarmiert, deren Streife einige Minuten später an der Unglücksstelle eintraf und Reanimationsmaßnahmen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte von Rotem Kreuz, Wasserwacht und Feuerwehr durchführte. Zugleich wurde ein Rettungshubschrauber angefordert, der das Mädchen ins Klinikum flog. Die 17-Jährige befindet sich nach wie vor in einem lebensbedrohlich kritischen Zustand.

    Hubschrauber konnte nicht direkt am See landen

    Die Lage des vor allem bei Jugendlichen und Flüchtlingen beliebten Weihers – der in der Vergangenheit schon von Gymnasiasten als Biotop betreut wurde und kein Badesee ist – stellte die Rettungskräfte vor erhebliche Probleme. Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Nord widmete dem in ihrem Tagesbericht eine ausführliche Betrachtung: „Einen Zugang für Rettungskräfte und deren Ausrüstung gibt es dort nicht, was zur Folge hatte, dass zunächst kein weiteres Rettungsgerät an die Unglücksstelle herangeführt werden konnte.

    Der Rettungshubschrauber konnte auch nicht direkt vor Ort, sondern musste abgesetzt am Schlittenhügel (Ulrichshöhe, d. Red.) landen. Der Zugang durch das extrem unwegsame Gelände von der Unglücksstelle zum Hubschrauber musste erst noch auf Teilstrecken minutenlang durch die Feuerwehr mittels Kettensägen ermöglicht werden.“

    Hintergrund: Der Weiher ist die Folge einer alten Grube. Als in seinem Umfeld der Freizeitpark West entstand, wurde er nicht in die Neugestaltung des Geländes einbezogen, sondern sollte durch Büsche und Bäume abgeschirmt werden. Dennoch erwies sich das Wasser als Attraktion insbesondere für junge Gruppen. Mit der Zeit schufen sich die Menschen mit Trampelpfaden einen Zugang.

    Gaffer behinderten Rettung

    Ein weiteres Problem waren am Sonntag für die Rettungskräfte laut Polizei „unsagbar neugierige Mitmenschen“: „Es waren zwei Streifen und etliche Feuerwehr- und Wasserwachtleute nötig, um den Rettungsweg von Gaffern zu befreien und diesen einigermaßen freizuhalten. Handys wurden an allen Ecken und Enden gezückt und der Rettungseinsatz festgehalten“, berichtet Polizeisprecher Siegfried Hartmann.

    Noch ist der Fall für die Polizei nicht abgeschlossen. Die Kripo Augsburg hat die Ermittlungen zu dem tragischen Unfallgeschehen übernommen. Für den lückenlosen zeitlichen Ablauf der Rettungskette wäre auch die Aussage des kleinen Buben, der mit dem Fahrrad losgeschickt wurde, interessant. Der Bub war offenbar mit einem FC-Bayern-Trikot bekleidet. Wer den Buben kennt beziehungsweise dessen Eltern, möge sich bei der Polizei unter Telefon 0821/323-3810 melden.

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