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Hiltenfingen: Für seinen Traum von Olympia lässt Manuel Viehl alles hinter sich

Hiltenfingen

Für seinen Traum von Olympia lässt Manuel Viehl alles hinter sich

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    Training in Afrika: Läufer Manuel Viehl aus Hiltenfingen bei seinem ersten Aufenthalt in Iten.
    Training in Afrika: Läufer Manuel Viehl aus Hiltenfingen bei seinem ersten Aufenthalt in Iten. Foto: Viehl

    Er ist ein guter Läufer: 2020 bayerischer Vizemeister über 5000 Meter, im Jahr zuvor schwäbischer Meister über 800 Meter und schwäbischer Vizemeister über 1500 und 3000 Meter. Alles schöne Erfolge für den 20-Jährigen Manuel Viehl aus Hiltenfingen, der für den TSV Schwabmünchen startet - aber eben doch noch ein Stück entfernt von der deutschen Spitzenklasse. Trotzdem hat er sich vorgenommen, 2028 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles zu starten. Dafür bricht er in wenigen Tagen seine Zelte in der Heimat ab, am 5. März fliegt er nach Kenia, um im Hochland mit Spitzenläufern aus Afrika zu trainieren.

    "Man muss sich hohe Ziele stecken, denn nur dann ist man in jedem Training motiviert und kann sich verbessern", sagt Manuel Viehl, der bis zur C-Jugend in Hiltenfingen Fußball spielte und dann zur Leichtathletik wechselte: "Wenn ich völlig chancenlos wäre, dann würde ich nicht nach Kenia gehen. Ich konzentriere mich auf die 5000 und 10.000 Meter, weil mir für die kürzeren Strecken die Grundschnelligkeit fehlt. Im Ausdauer-Bereich sehe ich aber noch viel Steigerungspotenzial." Momentan liegen seine Bestzeiten über 5000 Meter bei 16:57 Minuten und über 10.000 Meter bei 36:25 Minuten. "Um Chancen auf einen Start bei Olympia zu haben, muss ich so um die 13 über 5000 Meter und über 10.000 Meter zwischen 27 und 28 Minuten laufen", schätzt Viehl.

    Manuel Viehl aus Hiltenfingen trainiert im "Home of the champions"

    Er hat also noch einen weiten Weg vor sich, und den will der Kaufmann für Büromanagement, der vor Kurzem in Landsberg seine Ausbildung beendet hat, im kenianischen Läufermekka Iten gehen. Aus dem 4000-Einwohner-Ort, der 320 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Nairobi auf 2400 Meter Höhe liegt und sich "Home of the champions" nennt, stammen zahlreiche erfolgreiche kenianische Langstreckenläufer. Über einen Schweizer Freund wurde Manuel Viehl auf den Ort, in dem es zahlreiche Läufercamps gibt, aufmerksam. Nach einem Besuch 2019, bei dem er vier Wochen mit afrikanischen Läufern trainierte, stand für ihn fest: Da will ich leben und trainieren.

    Begeistert berichtet Manuel Viehl, wie er bei seinem ersten Besuch mit zahlreichen anderen Läufern bei Sonnenaufgang mit dem Training loslegte und dort in der Früh auf Hunderte von Läufern traf. Oder wie sich herausstellte, dass der Mann, der ihn zu seiner Unterkunft gefahren hat, der Dritte über 5000 Meter bei der WM in Berlin 2009 war. "Wahnsinn, wen man dort so alles trifft", sagt Viehl.

    Manuel Viehl hat sich ein Haus in Kenia gebaut

    In Iten traf er auch seinen österreichischen Trainer Thomas Potzinger, der schon länger dort lebt und als Co-Trainer mit Weltrekordlern, Weltmeistern und olympischen Medaillengewinnern zusammengearbeitet hat. "Das ist das Mekka der Läufer. Ich kann mir von den Weltklasse-Läufern einiges abschauen, mit Gleichgesinnten trainieren, und auch die Höhe sorgt für ideale Trainingsbedingungen", freut sich Manuel Viehl, der sich direkt neben dem Haus seines Trainers ein kleines Domizil gebaut hat: "Das kostet da unten nicht die Welt: Für das zehn mal zwölf Meter große Haus habe ich etwa 12.500 Euro bezahlt."

    Das Haus von Manuel Viehl in Kenia.
    Das Haus von Manuel Viehl in Kenia. Foto: Thomas Potzinger

    Apropos Geld Wie finanziert ein 20-Jähriger aus Hiltenfingen das Leben unter Profibedingungen im fernen Kenia? "Mehr als 300 Euro im Monat braucht man dort nicht zum Leben. Ich habe einiges gespart, habe mehrere Sponsoren und werde versuchen, von dort aus Läufer aus Deutschland zu coachen und mir so etwas dazuzuverdienen."

    "Ich setze alles auf eine Karte"

    Und was macht er, wenn sein Traum nicht in Erfüllung geht? "Ich setze alles auf eine Karte, es gibt keinen Plan B", sagt Viehl voller Überzeugung, um dann aber doch eine Alternative zu präsentieren: "Auch wenn es mit Olympia nicht klappt, kann ich mir nicht vorstellen, wieder ganz nach Deutschland zurückzukehren. Ich möchte auf jeden Fall dort bleiben. Vielleicht kann ich ja in Kenia mich um andere Läufer kümmern und die managen. Ich werde schon einen Weg finden, das durchzuziehen."

    Seine Eltern sind natürlich traurig, dass er Hiltenfingen verlässt, aber so ganz wird er der Heimat nicht den Rücken kehren: Manuel Viehl wird mehrmals im Jahr nach Deutschland zurückkehren, um an Wettkämpfen teilzunehmen, wo er weiter im Trikot seines Heimatvereins TSV Schwabmünchen auflaufen wird. Im September will er ein paar Läufe in Europa absolvieren, die Meisterschaften aber auslassen: "Ich konzentriere mich erst mal darauf, schnellere Zeiten zu laufen."

    Auch mit seinem Schwabmünchner Trainer Wolfgang Ritschel will er Kontakt halten: "Ich werde auf jeden Fall bei ihm vorbeischauen, wenn ich in Hiltenfingen bin, und per Mail Kontakt mit ihm halten, um mir den einen oder anderen Tipp geben zu lassen."

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