Nach dem Großbrand in einer Lagerhalle in Hiltenfingen in der Nacht auf Freitag ist klar: Die Feuerwehren und der Rettungsdienst haben Schlimmeres verhindert. Mit schwerem Atemschutz gelang es, die Flammen vom ehemaligen Verwaltungstrakt fernzuhalten. Dort wohnen mehrere Arbeiter. Ihnen wäre der Fluchtweg abgeschnitten worden.
Ein Rettungswagen aus Bobingen, der um Mitternacht in Schwabmünchen einen Einsatz hatte, war das erste Blaulicht vor Ort. Die beiden Sanitäter erfassten sofort die Situation und begannen damit, die Arbeiter aus dem Keller des Verwaltungstrakts zu holen. Dort leben sie offenbar in einem Mehrbettraum – mit der abgetrennten Lagerhalle haben sie offenbar nichts zu tun.
Wo sie beschäftigt sind, blieb am Freitag unklar. Als die Feuerwehren aus dem gesamten Umkreis nach Mitternacht in Hiltenfingen ankamen, hatte sich das Feuer bereits auf die gesamte Fläche der Lagerhalle ausgebreitet. Auch das Dach aus Glas war bereits beschädigt.
Arbeiter hätten keine Fluchtmöglichkeit gehabt
Die Feuerwehr räumte das Haus, das etwa ein Dutzend Bewohner unverletzt verlassen konnte. Sie wurden anschließend ins Hiltenfinger Gerätehaus gebracht, wo sie vom Rettungsdienst versorgt wurden. Über die genaue Anzahl der ausländischen Arbeiter, in dem Haus untergebracht sind, konnte die Polizei keine offiziellen Angaben machen. Offenbar befanden sich dort aber mehr Arbeiter als in der Gemeinde gemeldet sind.
Sie wären vermutlich eingeschlossen gewesen, wenn das Feuer auf das Haus übergegriffen hätte. „Sie hätten keine Fluchtmöglichkeit mehr gehabt“, berichtet Stefan Missenhardt von der Feuerwehr Schwabmünchen. Es sei eine Frage von Minuten gewesen – die Flammen und der giftige Rauch hätten sich bereits im Erdgeschoss befunden. „Es war haarscharf“, sagt der Kommandant der Hiltenfinger Feuerwehr, Bernhard Maier. Sein Kollege Missenhardt betont: „Hätten die Feuerwehren nicht entschlossen gehandelt, oder wäre der Brand später gemeldet worden, dann wären die Schäden noch weitaus höher.“ Der Schwabmünchner Kommandant bezeichnete den Einsatz, an dem sich die Freiwilligen aus Schwabmünchen, Schwabegg, Lengerringen, Hiltenfingen, Bobingen und Vertreter der Kreisbrandinspektion beteiligten, als „Höchstleistung der Mannschaft und der Zusammenarbeit“. Zumal es etliche Schwierigkeiten gegeben hatte.
Das Löschwasser kam aus ungewöhnlicher Quelle
Das große Gebäude, das aus Halle und dem ehemaligen Verwaltungstrakt besteht, sei verwinkelt und war deshalb beim Einsatz für die Feuerwehr nur schwer begehbar gewesen. Und: Löschwasser kam nicht nur aus Hydranten, sondern auch aus der Gennach: Drei Pumpleitungen mussten die Feuerwehren dafür in Kürze aufbauen. Währenddessen wartete die Feuerwehr aus Bobingen mit einer weiteren Drehleiter in der Ortsmitte, um notfalls noch schnell eingreifen zu können. Rund 100 Freiwillige der Feuerwehren beteiligten sich an dem Einsatz. Allein die Schwabmünchner Wehr rückte mit 37 Helfern, einer Drehleiter und einem Großbelüfter an. Dazu kamen fünf Rettungswagen, ein Notarzt und mehrere Streifen der Polizei. Anwohner wurden wegen der starken Rauchentwicklung gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Offiziell war der Brand gegen 2.30 Uhr gelöscht. Die Feuerwehr aus Hiltenfingen hielt bis zum Vormittag Brandwache.
Der Schaden nach dem Großbrand ist immens. Laut Polizei liegt er im unteren sechsstelligen Bereich. Am Morgen nach dem Großbrand untersuchten die Brandermittler der Kripo aus Augsburg die Halle, in der offenbar Maschinen und Papier lagerten. Die Firma hatte vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet. Warum das Feuer in der gewittrigen Nacht ausgebrochen ist, war am Freitag unklar. Es werde in alle Richtungen ermittelt, teilte das Polizeipräsidium Schwaben Nord in Augsburg mit.