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Gennach/Hiltenfingen: Aus der Vogelperspektive

Gennach/Hiltenfingen

Aus der Vogelperspektive

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    Kein Storch im Landeanflug: Die Nester auf dem Gennacher Kirchendach und dem Hiltenfinger Strommast stehen bislang leer. Bereits im vergangenen Jahr blieben die Weißstörche aus, sie zogen die Nester in den westlichen und nördlichen Gemeinden vor.

    Gehofft werden darf allerdings immer noch, erklärt Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz (LBV): „Die Störche von der Westroute kommen für gewöhnlich bis Ende April an.“ Anfang Mai sei dagegen schon recht spät, sagt Wieding, Leiterin des Schutzprojekts Weißstorch, das vom Landesamt für Umweltschutz in Auftrag gegeben wurde.

    Die Westroute führt die Störche aus Westafrika über Gibraltar, Spanien und Frankreich nach Deutschland. Die Weißstörche in Schwaben kämen in der Regel alle aus dem Westen, erklärt Wieding. Der Gennacher Storch sei 2011 nach Hiltenfingen umgezogen, sagt die Vogelkundlerin. Doch auch dort gelang es ihm nicht, zu brüten. Seitdem ist er verschwunden und in beiden Orten nicht wieder aufgetaucht.

    „Warum ein Storch umzieht, kann man nicht genau sagen“, erläutert Wieding. „Es kann an einen Brutverlust oder eine Störung von außen liegen, das muss aber nicht der Fall sein.“ Normalerweise sei ein Storch seinem Nest treu, ganz im Gegensatz zu seinen Saisonpartnerinnen.

    Christine Messineo-Gleich vom Landschaftspflegeverband Augsburg kennt auch das Gennacher Nest. Sie vermutet, dass es an den Plastikteilen im Nest lag, die der Storch für Ausbesserungsarbeiten nutzte, dass das Nest plötzlich verlassen wurde. „Unwahrscheinlich“, sagt Wieding vom LBV: „Dann müsste schon eine feste Plastiktüte ausgebreitet und vom Storch in die Mitte gelegt worden sein.“ Starker, lang andauernder Regen sei immer eine Gefahr für die Brut, sagt Wieding. „Deswegen ist ein Nest auch durchlässig. Störche wohnen nicht in Badewannen.“

    Der Storch schmückt sein Nest mit den Plastikteilen oder Bindfäden. Warum sie das machen und was ein Storch als schön empfindet, ist auch der Vogelkundlerin Wieding nicht bekannt. Allerdings können gerade die Bindfäden gefährlich für die Brut sein. In Gennach wurde zuletzt im Jahr 2009 erfolgreich gebrütet. Zwei Jungstörche wuchsen im Horst auf der St.-Johannes-Kirche heran.

    Alexandra Ziegler wohnt mit ihrer Familie gegenüber des Hiltenfinger Storchennests. „Mittlerweile sieht es ganz schön zerrupft aus, offensichtlich haben sich schon andere Vögel darüber hergemacht“, sagt sie. Das Vogelnest auf dem Strommast in der Türkheimer Straße hat den Lechwerken 3000 Euro gekostet. Die Leitungen wurden umgelegt und mit Gummi ummantelt. Das Nest in Form einer Krone thront gähnend leer auf dem Mast. „Es ist nicht vorhersehbar, wo sich die Störche niederlassen“, erklärt Wieding. Es stehen luxuriöse Nester bereit. Bisher sei lediglich bekannt, dass wassernahe Wiesenflächen für die Nahrungsversorgung ausschlaggebend sind. Möglicherweise hänge die Entscheidung auch von der Nestart ab, in der er aufgezogen wurde. Die Entscheidung trifft letztendlich der Storch und der soll in seiner Wohnungssuche recht eigen sein.

    Wieding berichtet von einem Fall am Ammersee: „Bereits seit einem Monat kann sich ein Storchenpärchen zwischen dem Nest in St. Ottilien und dem in Fischen nicht entscheiden. Sie wechseln ständig und begutachten die Standorte.“ Luxusprobleme, wenn man nach Gennach und Hiltenfingen schaut.

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