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Migration
26.07.2018

Ein Leben zwischen zwei Welten

Die Wurzeln der Aramäer liegen in der Region Tur Abdin. Das Foto zeigt das Kloster Mor Gabriel.
2 Bilder
Die Wurzeln der Aramäer liegen in der Region Tur Abdin. Das Foto zeigt das Kloster Mor Gabriel.
Foto: dpa

Bei allem Erfolg in der Integration fürchten syrisch-orthodoxe Christen, dass die Jugend alte Traditionen ablegt. Eine Spurensuche.

Im katholischen Religionsunterricht wurde Lydia Demir gefragt, ob sie hier nicht falsch sei. Sie gehöre doch sicher in „Ethik“. Schließlich habe sie einen türkischen Namen. „Ich bin Aramäerin, aber wenn ich das sage, herrscht große Ahnungslosigkeit“, sagt die 19-Jährige.

Sie ist es eigentlich müde, das Erklären. Yuhanin Özdemir (36) spürt, dass in solchen Situationen Misstrauen und antitürkische Ressentiments von deutscher Seite unterschwellig mitschwingen: „Das ist für mich, aber auch für Deutschtürken verletzend.“ Er nimmt es inzwischen mit Humor. „Wir heißen alle irgendwas mit Demir. Özdemir, Bozdemir – das waren Namen, die uns in unseren Dörfern von den türkischen Beamten bei der Namensreform 1934 zur Wahl gestellt wurden. Unsere äußere Identität wurde türkisiert. Türkischer geht’s nimmer“, sagt er lachend.

Die beiden, die an diesem Sommerabend im Suryoye Kultur- und Sportverein sitzen, gehören jedoch weder sprachlich noch religiös zur türkisch-deutschen Minderheit. Sie sind Suryoye, die sich auch als Aramäer oder Assyrer bezeichnen: syrisch-orthodoxe Christen, deren Eltern und Großeltern aus der Region Tur Abdin in der Südosttürkei stammen. Ihre Vorfahren wurden – parallel zum Genozid an den Armeniern – im 20. Jahrhundert von den Jungtürken ermordet und verfolgt. Der Umgang mit Lehrern und Behörden in Deutschland, die sie bis heute im Alltag als türkischstämmig identifizieren, verstärkt die Suche nach der eigenen Identität. „Durch diese Ausgrenzungen will ich erst recht wissen, woher ich komme und wer ich eigentlich bin“, sagt Lydia.

Auch die Vereine treibt die Suche um

Auch die fünf Vereine, die von den etwa 700 Familien dieser Minderheit seit 1978 in Augsburg gegründet wurden, treibt die Identitätssuche um. Können ihre uralte Sprache, die schon Jesus von Nazareth sprach, und ihre Kultur, für die sie sich so starkmachen, hier überleben? Der Verein, in dem sich Lydia und Özdemir engagieren, lud zu einer Kurztagung mit dem Titel „Jugendliche Suryoye in der Diaspora. Ein Leben zwischen zwei Welten“ in den Gemeindesaal der syrisch-orthodoxen Marienkirche. Mit zwei Vorträgen deutsch-aramäischer Wissenschaftler bewerben sechs landsmannschaftliche Vereine und Verbände mit Bezug zum Tur Abdin die Jugend-Kampagne in Deutschland und der Schweiz.

Der Historiker Sanherib Ninos, einer der Referenten, wuchs in Augsburg als Sanherib Demir auf. „Was ich sage, wird wehtun“, warnt er. Die Identität an sich und eben auch die als Suryoyo sei kein starres Konzept, sondern die Gesamtheit aller Erfahrungen eines Individuums. „Ich zum Beispiel war erst einer aus dem Dorf Kafro, dann Kindergartenkind. Als Schüler wurde ich zum Augsburger, zum Ausländer und in der Community ein Suryoyo, stark geprägt vom Genozid 1915“, erzählt er. Heute sei er ein Suryoyo-Deutscher. Und ohne Alarmismus stellt er fest: Ja, die dritte Generation dieser Minderheit lege mit dem sozialen Aufstieg in Deutschland auch alte Bilder und Rollen der Eltern ab. Das führe zur Integration mit Tendenzen zur Anpassung (Assimilation). Vor allem in der zweiten, noch im Tur Abdin geborenen Generation jedoch, so Ninos, gehe es immer noch um die Fragen „Sind wir Aramäer oder Assyrer? Christliche Konfession oder assyrische Nation?“ Von der deutschen Öffentlichkeit meist unbemerkt, spalten die Flügelkämpfe Vereine, neue werden gegründet. Ninos weist in Studien nach, dass die zweite Generation zum Teil integriert sei, zum Teil aber auch eine Ablehnung Deutschlands und eine Romantisierung der alten Heimat feststellbar sei. Der Konflikt übertrage sich auf die Kinder. Ninos befragte hierzu bisher 400 junge Suryoye der dritten Generation und stellte fest: Etwa die Hälfte von ihnen sieht sich als Aramäer/Suryoye, 28 Prozent identifizieren sich als Assyrer. Nur ein Fünftel denkt beides als Einheit.

Das Wissen der Großeltern weitergeben

Lydia Demir und Yuhanin Özdemir stehen diesem Streit leidenschaftslos gegenüber. Aramäisch und Suryoye als Bezeichnung seien okay, sagen sie. Obwohl sie noch nie in der Herkunftsregion ihrer Familie war, möchte Lydia das Wissen der Großeltern weitergeben können. Die Sprache ihrer Oma wieder aufzufrischen, die sie selbst bis zum Kindergarten ausschließlich gesprochen hat, hat sich die 19-Jährige jedenfalls fest vorgenommen.

Özdemir spricht gut Aramäisch, sagt er. Im Gegensatz zu Lydia war er bereits zwei Mal im Tur Abdin. Zuletzt 2011. Merkwürdig sei das gewesen, sagt er. „Panzer in den Straßen, Militärhubschrauber über den Häusern. Als Deutscher findet man das nicht so toll.“ Seine Eltern sind dorthin zurückgekehrt.

Er hingegen liebt die Stadt Augsburg. Etwa 100 weitere Verwandte hat er hier und neulich ist er mit der Suryoye-Fußballmannschaft, in der Türken, Kurden, Yeziden und Aramäer kicken, erstmals in die Kreisklasse aufgestiegen.

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