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Das Ziel: Eine Kultur des Hinschauens

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Das Ziel: Eine Kultur des Hinschauens

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    Die Diplom-Theologin Maria Johanna Fath wurde gemeinsam mit anderen Kollegen im Bistum Augsburg als Ansprechpartnerin für die Opfer eingesetzt. Foto: Diana Deniz
    Die Diplom-Theologin Maria Johanna Fath wurde gemeinsam mit anderen Kollegen im Bistum Augsburg als Ansprechpartnerin für die Opfer eingesetzt. Foto: Diana Deniz Foto: Diana Deniz

    "Therapeuten sprechen von sexualisierter Gewalt, denn das meint mehr als sexueller Missbrauch", erklärte Fath zu Beginn ihres Vortrages. Denn dabei gehe es nicht um die sexuelle Tat an sich, sondern um Gewalt und Machtverhältnisse. Pädophile Neigungen seien eher gering.

    Zusammenhang zwischen Macht und Abhängigkeit

    "Die Sexualität ist ein Medium, eine Form der Gewalt." Dazu gehörten Gesten, Blicke, Vergewaltigungen, Nötigungen und Missbrauch, telefonische sexuelle Belästigung und Pornografie mit Kindern. Sexueller Missbrauch sei immer dann gegeben, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis ausgenutzt werde, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Trauma-Therapeutin ging auf den Zusammenhang zwischen Macht und Abhängigkeit ein. Sie berichtete, was den kindlichen Opfern oft erzählt wird: "Wenn du das der Mama verrätst, bricht die Familie auseinander." So würden die Opfer mundtot gemacht.

    Jeder von uns müsse seine Wahrnehmung im Umgang mit anderen schärfen, um darauf zu achten, wo man Grenzen überschreite. Fath stellt klar fest: "Ein Kind hat mit einem Erwachsenen keine sexuelle Absicht." Gewalt beginne weit vor den blauen Flecken. Beispielsweise bei struktureller Gewalt, wo in einer Einrichtung Machtverhältnisse ausgespielt werden. Die Bevorzugung eines Schülers könne für ein instabiles Kind schon Gewalt sein und Gefühle der Wertlosigkeit auslösen.

    Wichtig ist Fath die Unterscheidung zwischen Aggression und Gewalt. Denn die Aggression sei eine gesunde Lebenskraft, die wir brauchen, um unsere Grenzen zu verteidigen. Gewalt dagegen ein erlerntes Muster.

    Vertrauensvorsprung zurückgewinnen

    Während ihres Vortrages ging sie detailliert auf die Auswirkungen der sexualisierten Gewalt ein und beschrieb, was in der Seele der Opfer passiert. Opfer würden oft unter großer innerer Unruhe leiden. Albträume, ein permanent hoher Stresslevel, Schreckhaftigkeit, Rückzug, Depression, selbstverletzendes Verhalten, Alkohol, Drogen und extremer Sport könnten die Folge sein. 30 Prozent der Alkoholkranken hätten sexuelle Gewalt erlebt. Fath: "Die Kirche muss sich den Vertrauensvorsprung, den sie einmal hatte, wieder zurückgewinnen. Gewaltfreiheit ist im Evangelium im Programm", so die Referentin.

    Man müsse den Begriff der Achtsamkeit und die Kultur des Hinschauens entwickeln und sich selbst die Fragen stellen: "Wie viel Gewalt lasse ich in meinem Umfeld zu?", und: "Was kann ich als Person und/oder als Institution tun?" Zudem habe der Opferschutz die erste Priorität. Aber auch die Täter brauchen Unterstützung: Sie müssen konsequent zur Verantwortung gezogen werden.

    Viele Bürger, darunter Stadträte, die Leiter des Jugendzentrums und Vertreter vom Verein Sicheres Leben sowie Gersthofens katholische und evangelische Würdenträger waren ins Pfarrzentrum gekommen. Für Musik sorgten Michael Foag (Piano) und Gerhard Schuster (Klarinette).

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