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Bobingen: Darum geht es jetzt beim Aquamarin

Bobingen

Darum geht es jetzt beim Aquamarin

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    Das Hallenbad von Bobingen, so wie es viele kennen, hat keine Zukunft mehr. Die Technik könnte jederzeit ausfallen. Dann würde eine Schließung drohen.
    Das Hallenbad von Bobingen, so wie es viele kennen, hat keine Zukunft mehr. Die Technik könnte jederzeit ausfallen. Dann würde eine Schließung drohen.

    Zuhörer der nächsten Stadtratssitzung am Dienstag um 18 Uhr können im Rathaus von Bobingen einige Aha-Erlebnisse erwarten. Jedenfalls soll es bislang selbst Stadträten so gegangen sein, als sie sich in die Unterlagen zur Zukunft des Aquamarins vertieften, sagt Bürgermeister Bernd Müller. Es zeigt sich zum Beispiel: Unter dem Begriff Ganzjahresbad stellen sich Menschen offenbar ganz unterschiedliches vor.

    Die Entscheidung, welche der untersuchten Varianten umgesetzt werden soll, wird angesichts der Kosten von vielen Millionen Euro auf jeden Fall schwer fallen. Was es leichter machen könnte: Die Basis der Entscheidung wurde seit Monaten in einem Arbeitskreis beziehungsweise in Workshops zusammen mit Fachleuten erarbeitet. Die den einzelnen Varianten zugrunde liegenden Daten seien überprüft, als seriös eingestuft und absolut vergleichbar, versichert der Bürgermeister. Inzwischen seien sie auch mit Nutzergruppen des Bades erörtert worden, berichtet Müller. Über einzelne Zahlen müsse somit nicht mehr diskutiert werden. Sie sind Inhalt einer sogenannten „Protokoll- erklärung zum geplanten Neubau Ganzjahresbad Bobingen“, die am Dienstag öffentlich vorgestellt wird.

    Nun geht es also um die verantwortungsvolle Aufgabe der Bewertung der einzelnen Varianten. Und es geht um die Frage: Welches Bad ist zukunftsfähig, welche Investition lohnt sich auf Dauer und wie sind die laufenden Betriebsausgaben zu schultern?

    Ob und wie umfangreich sich die Stadtratsfraktionen am Dienstag dazu äußern oder ob sie sich gleich zu einer Entscheidung für eine der Varianten durchringen, weiß auch Müller noch nicht. Er hofft auf ein Ergebnis bis zum Ende der Haushaltsberatungen. Diese sollten vor März abgeschlossen sein.

    Laut aktuellem Zeitplan will die Stadt im Sommer Förderanträge stellen, um Zuschüsse einzusammeln. Im Herbst/Winter sollen die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Baubeginn könnte 2020 sein. Die Inbetriebnahme wäre dann 2022. Ab Beginn der Bauphase wäre das bestehende Hallenbad geschlossen. Das Freibad soll aber in den Sommermonaten weiterhin nutzbar sein.

    Angesichts der heuer sehr umfangreichen Investitionsliste mit Umbau der Mädchenschule und dem Neubau von Kindergärten ist aus dem bisherigen Verlauf der Haushaltsberatungen nicht ablesbar, wie die Reihung der einzelnen Projekte auf der Prioritätenliste des Stadtrats aussieht. Es ist daher nicht ganz auszuschließen, dass eine Mehrheit das Aquamarin nach hinten schiebt.

    Für erhellende Aha-Erlebnisse könnten am Dienstag zumindest zwei Sorten von Erläuterungen sorgen: Einmal die anschauliche Begriffsdefinition, was unter den verschiedenen Bädertypen in Bobingen zu verstehen wäre. Das andere sind Erläuterungen zu Kosten, Erträgen, Personal- und Betriebskosten bei einer durchgehenden und annähernd konstanten Auslastung übers ganze Jahr, sowie Einsparungs- beziehungsweise Effizienzpotenziale und vor allem die Folgen für die dauerhaften, laufenden Betriebsaufwendungen, beziehungsweise das zu erwartende Jahresdefizit. Bei ihren Beratungen im vergangenen Jahr haben die Ratsfraktionen fünf Möglichkeiten für die Zukunft des Aquamarin erörtert. Zwei sind außerhalb der aktuellen Diskussion. Das war zum einen der Verzicht auf ein Hallenbad und eine Beschränkung auf ein Freibad. Das andere wäre ein sogenanntes Gesundheitsbad. Es wurde angesichts der Bedürfnisse der Bevölkerung im Raum Bobingen (vor allem Freizeitnutzung, Vereins- und Schulsport, Individualsport) und angesichts der Kosten ebenfalls ausgeklammert. Somit bleiben derzeit drei Varianten in der näheren Betrachtung. Das Fazit ihrer Analyse:

    Schul-und Vereinsbad: Es dient den Schulen und kann im Raum Bobingen dem Bedarf von 500 bis 2000 Schwimmsportlern gerecht werden. Der Vorteil: Es ist kein Aufsichtspersonal nötig. Das haben Schulen und Vereine zu stellen. Der jährliche Zuschussbedarf (Betriebskostendefizit) läge dennoch bei einer bis 1,2 Millionen Euro. Umgelegt auf etwa 20000 Einzelnutzer pro Jahr erfordert es den mit Abstand höchsten Zuschuss pro Besucher, nämlich 50 Euro. Also hohe Kosten für relativ wenig Menschen.

    Sportbad: Neben Schülern und Vereinssportlern würde es auch einzelnen Sportschwimmern dienen, was dann allerdings eine Aufsicht erfordert. Das Jahresdefizit würde gegenüber dem Schul- und Vereinsbad um weitere 200000 Euro steigen. Da an die 100000 Besucher zu erwarten wären, würde das Defizit pro Gast auf gut zehn Euro sinken. Ein wesentlich besseres Kosten-/Nutzerverhältnis also. Die Investitionskosten lägen allerdings schon bei 14 Millionen Euro.

    Familienbad: Es könnte laut Planer im Raum Bobingen 150000 Besucher anziehen. Das senkt den Defizitanteil je Gast deutlich unter zehn Euro. Die Gruppe der Besucher mit reinem Freizeitinteresse wäre genauso groß wie die Gäste mit sportlichem Ziel. Diese Gruppe hat zwar keine Lobby, bildet aber einen großen Bevölkerungsanteil. Die Gesamt-Investitionssumme würde um knapp fünf Millionen auf 18,8 Millionen Euro steigen, das Jahresdefizit würde sich gegenüber dem Sportbad jedoch um 100000 Euro erhöhen. Also bester Kosten-/ Nutzereffekt.

    Inklusive kalkulatorischer Abschreibungen und Zinsen betrüge laut einer aktuellen Aufstellung des Stadtkämmerers der jährliche Deckungsbetrag beim Familienbad 1,6 Millionen Euro beim Sportbad 1,5 Millionen. Das derzeitige Bad braucht 580000 Euro im Jahr. Darüber zu entscheiden wird in diesem Jahr mit weiteren großen Investitionen sicher nicht leicht. Andererseits geht es um eine Investition, die Bürgern der Stadt und ihres Umlandes auch in 30 bis vielleicht 50 Jahren ein wichtiger Bestandteil der örtlichen Infrastruktur und ein Beitrag zur Lebensqualität am Standort Bobingen sein kann.

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