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Bobingen: Polizisten angegriffen und Rentner beraubt: 20-Jähriger muss hinter Gitter

Bobingen

Polizisten angegriffen und Rentner beraubt: 20-Jähriger muss hinter Gitter

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    Dreieinhalb Jahre Haft für einen Raub und Gewalt gegen Polizisten verhängte ein Jugend-Schöffengericht in Augsburg gegen einen 20-Jährigen.
    Dreieinhalb Jahre Haft für einen Raub und Gewalt gegen Polizisten verhängte ein Jugend-Schöffengericht in Augsburg gegen einen 20-Jährigen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

    Seine Emotionen hat der 20-jährige Angeklagte nur bedingt im Griff. Das deutet er im Augsburger Gerichtssaal an, unter Alkohol- und Drogeneinfluss hat er das mehrfach in der Öffentlichkeit bewiesen. Die Leidtragenden seiner Ausraster waren mehrfach Polizisten. Im Januar raubte er in Bobingen auch noch einen 82-jährigen Mann aus. Vom Jugendschöffengericht gab es dafür nun die Quittung in Form einer Haftstrafe ohne Bewährung.

    Negativ aufgefallen war der heute 20-Jährige zum ersten Mal im April 2019. Er wurde in einem Bobinger Supermarkt beim Stehlen erwischt. Nahrungsmittel und Körperpflegeprodukte im Wert von 24,50 Euro befanden sich in seinem Rucksack. Eine Mitarbeiterin informierte die Polizei, zwei Beamte aus der nahe gelegenen Inspektion eilten herbei und konnten den Dieb unweit des Marktes stellen. Der Mann steckte beim Gespräch mit den Polizisten immer wieder seine Hand in die Hosentasche, trotz mehrfacher Aufforderung, das bleiben zu lassen.

    Mann spuckt in Bobingen auf Polizisten und tritt um sich

    Vor Gericht sagten die Polizisten, sie seien sich sicher gewesen, dass der Ivorer, dessen Muttersprache Französisch ist, ihre auf englisch gegebenen Anweisungen verstanden habe. Schließlich zog einer der Beamten die Hand des Mannes aus der, wie sich später zeigte, leeren Tasche. Daraufhin legte der abgelehnte Asylbewerber los: Er spuckte in Richtung der Polizisten, trat um sich und versuchte Kopfstöße. Eine Blutprobe zeigte, dass er zur Tatzeit einen Blutalkoholwert von 1,57 Promille hatte.

    Dieses Muster wiederholte sich: Mal lief er nahe seiner Unterkunft an der Straße entlang und tat so, als würde er mit seinen Händen auf Autos schießen. Dann stand er auf einem Supermarkt-Parkplatz auf der Fahrbahn und machte obszöne Gesten in Richtung der Fahrer. Als die Polizei anrückte, zeigte er sich unkooperativ oder rannte weg, um sich dann heftigst gegen die Festnahme zu wehren. Auf dem Parkplatz schubste er einen Polizisten weg, der stürzte über einen Fahrradständer und gegen eine Laterne. Der 20-Jährige versuchte, die Waffe des Gestürzten vom Gürtel zu reißen. Mehrere Polizisten waren nötig, um den Mann zu bändigen, ihn in den Polizeiwagen zu verfrachten und später für die Blutentnahme zu fixieren. In beiden Fällen war der Mann erheblich betrunken. Die Beamten trugen Schienbeinprellungen, eine Bisswunde am Daumen und eine Rippenprellung davon.

    Räuber drängt 82-Jährigen in eine dunkle Hofeinfahrt in Bobingen

    Seine schwerwiegendste Tat beging der Angeklagte am 10. Januar: Am Abend verfolgte er einen 82-jährigen Spaziergänger in der Bahnhofstraße in Bobingen und drängte ihn in eine dunkle Hofeinfahrt. Der alte Mann versuchte sich zu wehren. Bei dem Gerangel stürzten die Männer gegen einen Bauzaun und fielen damit zu Boden. Im Liegen tastete der Angeklagte das Opfer ab, fand dessen Geldbeutel und riss ihn aus der Hose. Mit 55 Euro Beute flüchtete er vom Tatort, verlor dabei aber seine Mütze. DNS-Spuren daran überführten ihn schließlich als Täter. Seit dem 10. Februar sitzt der Ivorer in Untersuchungshaft.

    Zu seiner Verteidigung hatte er vor Gericht wenig zu sagen. "Ich misstraue der Polizei", ließ er über eine Dolmetscherin ausrichten. Den Ladendiebstahl räumte er ein. Dass er manchmal zu viel trinke, und Marihuana rauche auch. An die anderen Taten könne er sich nicht erinnern. Dafür präsentierte er sich vor allem dem Staatsanwalt gegenüber aggressiv und zeigte gestenreich seine Abscheu, als dieser drei Jahre und zehn Monate Haft beantragte. In seinem letzten Wort drohte er: "Wenn ich wirklich so lange ins Gefängnis soll, bringe ich mich um." Verteidiger Marco Müller beantragte zwei Jahre und zwei Monate Jugendhaft.

    Richterin lässt den aggressiven Mann zur Urteilsverkündung fesseln

    Sein aggressives Verhalten und die Vorgeschichte des Ivorers führten dazu, dass Richterin Angela Friehoff Maßnahmen traf, um eine ruhige Urteilsverkündung zu gewährleisten. In Handschellen, mit einem Spuckschutz vor dem Mund und umringt von drei Sicherheitskräften bekam der Angeklagte sein Urteil: drei Jahre und sechs Monate Jugendhaft. Gewalttäter, die so lange in Haft müssen, können zudem deutlich leichter abgeschoben werden. Den Asylantrag des Mannes hatten die Behörden bereits 2018 abgelehnt.

    Er habe nichts getan, um sich eine mildere Strafe zu verdienen, sagte Richterin Friehoff. Nicht einmal zu einer Entschuldigung bei den Polizisten konnte sich der Mann durchringen. "Sie zeigen keine Einsicht, bleiben daher in Haft und können dort warten, bis Sie abgeschoben werden", sagte die Richterin.

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