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Bobingen: Kreuze erinnern an das Schicksal von 500 Zwangsarbeitern in Bobingen

Bobingen

Kreuze erinnern an das Schicksal von 500 Zwangsarbeitern in Bobingen

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    Drei Holzkreuze auf dem Bobinger Friedhof erinnern an das Schicksal von rund 500 ukrainischen Zwangsarbeitern.
    Drei Holzkreuze auf dem Bobinger Friedhof erinnern an das Schicksal von rund 500 ukrainischen Zwangsarbeitern. Foto: Reinhold Lenski

    Drei Kreuze. Drei schlichte Holzkreuze erinnern auf dem Bobinger Friedhof an das Schicksal von ungefähr 500 Zwangsarbeitern, die während des Zweiten Weltkrieges in Bobingen zur Arbeit eingesetzt worden waren. Es war eines der dunkelsten Kapitel in der deutschen und damit leider auch in der Bobinger Geschichte. Viele Menschen wurden aus den besetzten Ostgebieten, manche auch aus dem besetzten Frankreich, verschleppt und mussten für das dritte Reich Arbeitsdienst leisten.

    Zwangsarbeiter in Bobingen: Arbeiten bis zum Tod

    Oft unter menschenunwürdigen Bedingungen und nicht selten bis zum Tod. Drei hölzerne Kreuze auf dem Friedhof seien zwar nicht viel, sagt Reinhold Lenski, Kulturpreisträger der Stadt Bobingen und Mitglied beim Verein gegen Vergessen und Demokratie.

    Die Werke Fasan I und Fasan II der Munitionsfabrik in Bobingen verfügten über einen eigenen Bahnhof. Dort wurden hochbrisante Sprengstoffe verladen.
    Die Werke Fasan I und Fasan II der Munitionsfabrik in Bobingen verfügten über einen eigenen Bahnhof. Dort wurden hochbrisante Sprengstoffe verladen. Foto: Elmar Knöchel

    Doch immerhin zeugen diese Kreuze davon, dass es noch eine Erinnerung an das Geschehen gibt. Für ihn ein tröstlicher Gedanke, in Zeiten, die wieder dunkler zu werden drohen.

    Die meisten Männer waren in Bobingen bei der IG Farben eingesetzt

    Die meisten der Männer, die in Bobingen arbeiten mussten, waren bei IG Farben zur Produktion von Kunststoffen eingesetzt. Diese Kunststoffe waren wichtiges Rüstungsgut. Daraus wurden unter anderem Flugzeugreifen gefertigt. Viele der sowjetischen Arbeiter schufteten aber auch in den Werken der Munitionsfabrik Fasan I und Fasan II. Diese waren dem IG-Farbenwerk angeschlossen. Direkt in den Auwald bei Wehringen gebaut, waren sie für die feindliche Luftaufklärung nicht auffindbar. So konnte dort bis kurz vor Kriegsende der Sprengstoff Hexogen in riesigen Mengen produziert werden.

    In diesem Lagerbunker der ehemaligen Munitionsfabrik waren auch einige der Arbeiter eingesetzt.
    In diesem Lagerbunker der ehemaligen Munitionsfabrik waren auch einige der Arbeiter eingesetzt. Foto: Elmar Knöchel

    Auch panzerbrechende Waffen wurden dort hergestellt. Am 27. April 1945 war jedoch das Ende für die Munitionsfabrik gekommen. Von Straßberg her, nachdem sie im Zusamtal das XIII. deutsche Armeekorps vernichtend geschlagen hatten, marschierten amerikanische Panzertruppen in Bobingen ein. Ihr erstes Ziel natürlich die Munitionsfabrik.

    Zweiter Weltkrieg in Bobingen: Leid ging nach Befreiung weiter

    Doch mit der Befreiung durch die Amerikaner war der Leidensweg der Gefangenen aus der ehemaligen Sowjetunion noch nicht beendet. Sie wurden zwar in ihre Heimat - die meisten kamen aus der Ukraine - zurückgeführt, wurden dort aber als Vaterlandsverräter bezeichnet. Manchen wurden nur die Bürgerrechte eingeschränkt. Das heißt, sie durften weder für öffentliche Ämter kandidieren noch im öffentlichen Dienst arbeiten. Der überwiegende Teil der Deutschland-Rückkehrer wurde allerdings nach Sibirien verfrachtet, um dort in den Gulags "repatrialisiert" zu werden. Trotz allem Leid und Grausamkeiten, die die diese Zeit hervorgebracht hat, gab es Beispiele dafür, dass auch in den schlimmsten Tagen Menschlichkeit und Mitgefühl aufgebracht werden kann. Als Beispiel kann das Schicksal eines französischen Kriegsgefangenen dienen. Der Mann wurde in Bobingen zunächst in einer Baufirma zur Arbeit eingesetzt. Da diese Tätigkeit für ihn nicht richtig geeignet schien, wurde er dann als Landwirtschaftshelfer bei einer Bobinger Bauernfamilie zur Arbeit verpflichtet.

    Wie die Partnerschaft zwischen Bobingen und Aniche entstand

    Zwischen Arbeitgeber und Kriegsgefangenem entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis. Und der Franzose fand noch weitere Freunde unter den Bobingern. Sein Name: François Longelin. Nach seiner Rückkehr in die Heimat strebte er eine lokalpolitische Karriere an. Im Jahre 1963 besuchte Longelin zum ersten Mal wieder Bobingen, um die Menschen, die er während seiner Gefangenschaft lieb gewonnen hatte, wiederzusehen. Mittlerweile war er Bürgermeister seiner Heimatstadt geworden. So entstand die Städtepartnerschaft zwischen dem französischen Aniche und Bobingen.

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