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Bobingen: Glatt abgesägt

Bobingen

Glatt abgesägt

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    Glatt abgesägt wurden dieser und rund 40 weitere Bäume in einer Wohnanlage in Bobingen. Der Bund Naturschutz fordert nun eine Baumschutzverordnung.
    Glatt abgesägt wurden dieser und rund 40 weitere Bäume in einer Wohnanlage in Bobingen. Der Bund Naturschutz fordert nun eine Baumschutzverordnung. Foto: Pitt Schurian

    Der Bund Naturschutz hat in Bobingen nun einen Fall aufgegriffen, der nach Ansicht der Ortsgruppe die Notwendigkeit einer klaren Regelung deutlich macht. Es gehe nicht nur um ein oder zwei Bäume, sondern in diesem Beispiel in der Siedlung um gut 40 Stück auf einen Schlag.

    Und so etwas geschah nicht zum ersten Mal, beklagt Pressesprecher Peter Roth: „Das Zentrum der Siedlung wird von Wohnblocks geprägt, die von weitläufigen Grünanlagen eingerahmt sind. Früher in genossenschaftlichem Besitz, wurden diese vor wenigen Jahren von einem Investor aufgekauft. Dieser hat schon früher den alten Baumbestand zwischen den Häusern südlich der Kirche fast völlig entfernt und diesem Januar den Kahlschlag auf den Anlagen nördlich des Wertachzentrums fortgesetzt – vermutlich um Kosten bei der Pflege des Geländes zu sparen.“ Dieser Aktion seien mindestens 43 vierzigjährige Bäume von einem halben Meter Stammumfang zum Opfer gefallen.

    Der Bund Naturschutz argumentiert: Bäume seien Schattenspender, Luftfilter, Lebensraum für Vögel und Insekten sowie Freude der Spaziergänger und Anwohner. Die Siedlung sei damit, gelinde gesagt, nicht schöner geworden. Peter Roth: „Solange sich die Stadt Bobingen keine Baumschutzverordnung gibt, wird sie auch künftig solchen Aktionen von Einzelpersonen machtlos zusehen müssen und kann nur auf den guten Willen der Beteiligten hoffen.“

    Die Bäume machten sich nach allen Seiten breit

    Der von Roth gemeinte Investor ist Thomas Aubele. Dieser begründet seine Aktion mit einer längst überfälligen Grünpflege: Die Wohnanlage stamme noch aus der Zeit von Hoechst und die Grünflächen seien damals noch entsprechend gepflegt worden. „Dann passierte jedoch zwanzig Jahre lang nichts“, so Aubele, bis er die Anlage 2013 übernommen habe. Die Bäume machten sich breit. Und zwar nach allen Seiten. Tatsächlich zeigen die verbliebenen Baumstümpfe eine vorausgegangene Ausbreitung, die so ursprünglich sicher nicht geplant war. Dicke Stämme wuchsen zwei bis fünf Meter neben Hauswänden hoch, oder sie überragten in ihrer Mächtigkeit sogar die mehrstöckigen Wohnblocks. Der Bund Naturschutz sagt, viele Bewohner seien über die Fällung traurig. Aubele sagt, sie würden sich über mehr Sonne am Balkon und die Rückkehr zur parkartigen Anlage samt nun gefahrloser nutzbarem Rodelberg freuen. Zumal nicht alle Bäume gefällt seien. Er überlege natürlich, nächstes Jahr an den Außenseiten der Anlage neue Bäume zu pflanzen.

    Bei der Verjüngung der Grünanlage gehe es keineswegs nur um Kosteneinsparung bei der Entsorgung von Laub. Vielmehr seien schon alte Äste auf Autos gefallen, eine Pflege der ins Alter gekommenen Anlage sei überfällig gewesen. So habe er in die Häuser investiert und nun danach in das Bild der Grünanlagen – vor allem innen zwischen den Wohnblocks.

    Thomas Aubele warnt vor einer Baumschutzverordnung: „Was passiert dann? Das führt zur großen Rodung. Alle Gartenbesitzer schlagen, bevor sie wirksam wird, schnell noch ihre größeren Bäume um. Besser sei: Jeder sollte seinen Besitz pflegen und Herr im eigenen Haus bleiben.“ Naturschützer sehen dies anders. Eine Regelung wirke mittel- und langfristig ausgleichend und radikalen Veränderungen in der Stadtökologie entgegen. Peter Roth hat Stadträte und die Verwaltung im Rathaus angesprochen. Er hofft auf eine fraktionsübergreifende Initiative im Stadtrat.

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