Zwei Minuten nach Badöffnung steht Michael Ammer vor dem noch geschlossenen Gitter am Haupteingang des Bobinger Freibads. „Ah, doch der Erste“, ruft Badbetreiber Bernhard Jasinski ihm zu. „Habe ich mir vorgenommen“, antwortet Ammer grinsend.
Wenige Augenblicke später kommt auch Petra Blaha-Mayer an. „Petra kommt jeden Tag“, sagt Jasinski. Mayer und Ammer sind Dauergäste im Bobinger Schwimmbad, für sie ist mit der Wiederöffnung der Bäder nach zwölf Wochen ein Stück Lebensqualität in den Alltag zurückgekehrt. Heute dürfen sie endlich wieder im Freibad schwimmen.
Seit 20 Jahren eine Dauerkarte für das Bobinger Freibad
„Die zwölf Wochen ohne Wasser waren ganz fürchterlich“, sagt Petra Blaha-Mayer. Jeden Tag schwimmen zu gehen, habe sie sehr vermisst. Wenn sie Urlaub hat, gehe sie sogar zweimal am Tag und hat dafür eine simple Erklärung: „Wenn man Appetit hat, muss man natürlich etwas tun.“ Die passionierte Schwimmerin hat seit 20 Jahren eine Jahreskarte.
Bevor die Stammgäste ins Becken dürfen, müssen sie am Eingang einen kleinen Zettel ausfüllen. Wie beim Restaurantbesuch müssen Name, Telefonnummer und die Ankunftszeit angegeben werden. Die Gäste müssen zusätzlich abschätzen, wann sie wieder gehen.
Wegen der Infektionsgefahr sind im Außenbereich nur noch drei Duschen zugänglich. Keine große Umstellung für Petra Blaha-Mayer: „Ich bin nur immer schwimmen und gleich danach wieder heim gegangen.“ Dass es nur noch drei Duschen im Außenbereich gibt, stört sie etwas: „Eine Ganzkörperdusche möchte ich nicht in der Öffentlichkeit machen.“ Das sei aber das einzige, was sie wirklich nervt. „Die Regeln muss man eben in Kauf nehmen, wenn man so gerne schwimmt.“ Und schwimmen geht Blaha-Mayer am liebsten im Freibad: „Ich war auch einmal im Baggersee, aber das war sehr kalt.“
Das Schwimmbad ist in Bereiche unterteilt
Die Becken sind in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Im Freizeitbecken und im Schwimmerbecken dürfen sich 80 Menschen zeitgleich aufhalten. Im Sprungturmbereich, der vom Schwimmerbecken abgetrennt wurde, bei der Rutsche und im Planschbereich sind weniger Leute zugelassen. Insgesamt dürfen ungefähr 200 Menschen ins Wasser und 750 auf das Freibadgelände.
Zehn Minuten nach Badöffnung sind solche Zahlen aber noch in weiter Ferne. Während Petra Blaha-Mayer ins Schwimmbecken geht, um die ersten Freibadbahnen des Jahres zu ziehen, schwimmt im menschenleeren Freizeitbecken einsam eine Ente. Am Sprungturm steht Michael Ammer. „Ich hab mir heute vorgenommen, den Springturm einzuweihen“, sagt der dritte Bobinger Bürgermeister.
Wenige Minuten später macht Ammer erst einen Hechtsprung vom Drei-Meterbrett und kurz darauf einen Rückwärtssalto. „Das ist einfach mein Ding“, sagt er und lacht freudig. Er ist oft im Schwimmbad. „Ich wohne gleich ums Eck und wenn es irgendwie geht, komme ich her.“ Die Wochen der Schließung waren auch für ihn schwer. „Bei schönem Wetter, vermisst man’s natürlich richtig schmerzlich, deshalb bin ich jetzt heilfroh und wollte gleich am ersten Tag da sein.“ Seit zehn Jahren geht er regelmäßig ins Bobinger Bad, im Sommer ins Freibad und im Winter in die Halle.
Sicherheitsbedenken wegen des Coronavirus hat Ammer nicht. Er sagt: „Natürlich ist es ungewohnt, aber beim Sprungturm muss man sowieso Abstand halten.“
Mit Mundschutz zum Becken des Bobinger Freibads
Robert Thiemann ist etwas vorsichtiger, er trägt einen Mundschutz, während er zum Schwimmbecken geht. Den tauscht er aber schnell gegen Badekappe und Taucherbrille. Thiemann ist der schnellste Schwimmer im Becken, er kommt mehrmals in der Woche extra aus Stadtbergen nach Bobingen, weil ihm das Bad so gut gefällt. Jetzt wieder schwimmen zu können, findet er etwas ungewohnt. „Das Wassergefühl und die Kraft lässt nach.“ Trotzdem ist Thiemann froh. Mehrere Wochen nicht schwimmen zu können, war ein Einschnitt für ihn. „Die Lebensqualität hat nachgelassen“. Gemeinsam mit Michael Ammer zieht der jetzt seine Bahnen, hin und wieder kontrolliert er seinen Schwimmpartner: „Du darfst deinen Kopf nicht zu weit rausdrehen.“ Die Stimmung unter den Stammgästen ist vertraut, viele kennen sich seit Jahren.
Und sie alle kennen Rainer Pfeiffer. Er ist Handwerker im Schwimmbad und macht auch die Aufsicht. „Die Stammgäste kommen in der Früh zwischen neun und elf Uhr“, sagt er. Pfeiffer redet viel mit den Gästen und kennt alle Vornamen. Heute Morgen muss er auch viele organisatorische Fragen beantworten, glaubt aber, dass sich das schnell wieder legt: „Die Leute lernen schnell, am Donnerstag wissen sie alles.“
Nach zwei Stunden machen sich die letzten Frühschwimmer auf den Weg nach Hause. Michael Ammer dokumentiert auf einem Selfie mit nach oben gestrecktem Daumen seine gute Laune, bevor er sich umzieht und geht. Auch Petra Blaha-Mayer ist gut drauf nach den ersten Freibadrunden des Jahres. „Nach dem Schwimmen bin ich immer euphorisch“, sagt sie und strahlt. Als sie das Bad verlässt, klart der wolkenverhangene Himmel etwas auf und es wird schlagartig wärmer. Der passionierten Hobbyschwimmerin wird’s egal sein, sie kommt auch bei schlechtem Wetter wieder.
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