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Bobingen: Besondere Sammlung: Spieluhren sind Wolfgang Hafners Leidenschaft

Bobingen

Besondere Sammlung: Spieluhren sind Wolfgang Hafners Leidenschaft

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    Spieluhren faszinieren Wolfgang Hafner aus Bobingen seit vielen Jahren. Zum Sammler wurde er erst, als die nötigen Finanzmittel zur Verfügung standen.
    Spieluhren faszinieren Wolfgang Hafner aus Bobingen seit vielen Jahren. Zum Sammler wurde er erst, als die nötigen Finanzmittel zur Verfügung standen. Foto: Anja Fischer

    Musik liegt in der Luft, wenn man das Haus von Wolfgang Hafner in Bobingen betritt. Und zwar eine ganz besondere Musik. Sie kommt nicht aus dem Radio und wird auch nicht selbst gespielt – Wolfgang Hafners Musik kommt aus mechanischen Musikinstrumenten wie alten Walzenspieluhren, einer Drehorgel und den Vorgängern der Jukebox.

    Die Sammelleidenschaft erwischte Wolfgang Hafner Mitte der 70er-Jahre erst mit alten Uhren. Schon damals liebäugelte er auch mit Spieluhren. Erst vor gut fünfzehn Jahren aber kaufte er sich die Erste. Im Internet auf einer Auktionsplattform. Einfach so. „Früher, in jungen Jahren, haben mir diese Dinge zwar schon gefallen, aber ich konnte sie mir einfach nicht leisten“, erklärt Hafner seine Motivation. „Dann konnte ich es mir leisten und da dachte ich, ich tu es einfach und kaufe mir eine Walzenspieluhr.“ Mit dem Kauf allein war es indes nicht getan. Den Holzkasten, in dem das Instrument untergebracht ist, restaurierte er selbst. Für die Mechanik aber suchte er lange nach einem Spezialisten. Mittlerweile kennt sich Hafner in Sammlerkreisen gut aus und kennt – beinahe weltweit – Menschen, die sich mit alten Spieluhren beschäftigen und sie restaurieren oder Ersatzteile herstellen. Manche Teile hat er sogar bis aus Australien besorgt.

    Die Spieluhren des Sammlers aus Bobingen funktionieren alle

    Über vierzig Spieluhren besitzt Wolfgang Hafner mittlerweile. Alle funktionieren, das ist dem Sammler wichtig und darauf ist er auch stolz. Nicht selten besitzen Sammler zwar schöne, aber funktionsuntüchtige Geräte, wie er weiß. Sein Hobby ist teuer. Schon zu ihrer Blütezeit etwa um 1900 konnte sich nur der gehobene Mittelstand eine Spieluhr leisten.

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    Wenn Wolfgang Hafner Zeit hat, zieht er das Walzenwerk auf und lauscht den Klängen seiner Spieluhren. Seine Lieblingsstücke haben einen Platz im Wohnzimmer gefunden und laufen dort fast jeden Abend.

    Wolfgang Hafners ältestes Stück stammt aus dem Jahr 1860

    Hafners ältestes Stück ist eine kleine Walzenspieluhr von 1860. Sie funktioniert durch einen Federaufzug. Auf der Walze sind kleine Stifte angebracht, diese bestimmen die Melodie. Der anliegende Stimmkamm erzeugt mit seinen Metallzungen die Musik. Je mehr Stimmen der Stimmkamm hat, desto wertvoller ist die Spieluhr, erklärt der Sammler. Andere Geräte funktionieren mit Lochstreifen oder Lochplatten, ähnlich der ersten Computer. Die Luft pustet durch den Lochstreifen und wo das Loch ist, erklingt ein Ton. Auch wenn die Geräte noch Original sind, gerade die papierenen Lochstreifen sind es heute kaum mehr.

    Die meisten Spieluhren können mehrere Lieder spielen. Oft haben sie im Deckel ein Verzeichnis kleben, auf dem die Lieder aufgeschrieben werden. Walzer sind darunter, Märsche und Heimatlieder. Die typische Musik ihrer Entstehungszeit und „man darf nicht vergessen, dass nur die Orchesternoten gespielt werden konnten. Und das war zu dieser Zeit schon eine Sensation.“ Musik gab es sonst nur „live“. „Dass man Musik selbst im Wohnzimmer hören konnte, das war eine unglaubliche Besonderheit.“

    Wolfgang Hafner kennt sich auch mit Blechplattenspieluhren aus

    Nicht nur im Wohnzimmer, auch in den ersten Kneipen gab es schon Musik. Blechplattenspieluhren aus Leipzig waren die Vorläufer der Musikboxen. Ihre Besonderheit: Die Musik wurde mithilfe von Blechplatten erzeugt, die leicht zu vervielfältigen waren. Für diese Platten gab es sogar einen ganzen Katalog, wie Wolfgang Hafner zeigt: „Man konnte Stücke aus aller Welt bestellen, für jedes Land gab es die passende Musik.“ Hafner weiß auch, warum die Blechplattenspieler „Kneipengerät“ genannt wurden. „Einfach, weil sie vor allem in Kneipen und Cafés zu finden waren und dort ebenso funktionierten wie heute: Man musste an der Seite Geld einwerfen und dann konnte man das Musikstück abspielen.“

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    Bald eine Stunde dauert es, bis Wolfgang Hafner einen Großteil seiner Sammlung vorgeführt hat. Faszinierend ist es, den unterschiedlichen Klängen zu lauschen und dabei in eine ganze andere Zeit einzutauchen.

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