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Bobingen: Anwohner ärgern sich über den Lärm in der Bobinger Hochstraße

Bobingen

Anwohner ärgern sich über den Lärm in der Bobinger Hochstraße

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    Nur wenige Meter von der viel befahrenen Hochstraße entfernt liegen die Terrassen und Balkone der neu gebauten Häuser nahe der Wendelinskapelle.
    Nur wenige Meter von der viel befahrenen Hochstraße entfernt liegen die Terrassen und Balkone der neu gebauten Häuser nahe der Wendelinskapelle. Foto: Elmar Knöchel

    Eine Interessengemeinschaft fordert die Ausweitung der Tempo-30-Zone in der Hochstraße in Bobingen von der Innenstadt bis zur Bischof-Ulrich-Straße. Doch bei der Stadt will man mit einer Entscheidung auf das gerade erst in Auftrag gegebene Verkehrskonzept warten. Die Anwohner sind verärgert.

    Es ist ein sonniger Nachmittag unter der Woche. Familie Tokarski hat den Kaffeetisch auf der Terrasse gedeckt. Unter der Markise heraus blickt man auf einen kleinen Garten. Doch bei der Unterhaltung muss man des Öfteren die Stimme erheben. Denn die Terrasse ist nur wenige Meter von der Hochstraße entfernt. Viele Autos und Lkw rauschen vorbei. "Wir haben, als wir die Wohnung gekauft haben, die Lärm- und Abgasbelastung total unterschätzt", erklärt Bernd Tokarski.

    Lastwagen und Auto-Poser stören die Anwohner in Bobingen

    Vor wenigen Monaten sind seine Frau und er in ihre neue Wohnung eingezogen. Die Besichtigungen hätten hauptsächlich am Abend und am Wochenende stattgefunden. Da habe man den Lärm nicht so wahrgenommen. Doch seit das Wetter besser sei und man Garten und Terrasse nutzen könne, zeige sich das wahre Ausmaß. Vor allem der Lastwagen-Verkehr sei doch sehr störend. Am Wochenende kämen dann noch die sogenannten Auto-Poser dazu. Diese nutzten mit ihren lauten und aufgemotzten Motoren die Hochstraße gerne als Cruising-Meile. Mehrmals hintereinander würden sie dann die Hochstraße auf und ab fahren.

    Das neu gebaute Haus bildet, zusammen mit einem weiteren Neubau, einen zur Straße hin offenen Innenhof. Mit dem mehrgeschossigen Neubau auf der anderen Seite entsteht so eine Art Kessel, in dem die Geräusche der Hauptstraße widerhallen und verstärkt werden. Daher hat Bernd Tokarski Unterschriften gesammelt. 29 seien es geworden, obwohl man während der Corona-Beschränkungen gar nicht aktiv auf die Menschen zugehen hätte können, erklärt Tokarski. Bereits Mitte Januar habe man dann einen Antrag an die Stadt Bobingen gerichtet. Mit der Bitte, in der Hochstraße ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen einzuführen und die Tempo-30-Zone auf die nördliche Hauptstraße auszudehnen.

    Stadt Bobingen lässt sich Zeit mit der Antwort

    Was Bernd Tokarski ärgert: Vier Wochen und eine E-Mail-Nachfrage habe es gebraucht, bis die Interessengemeinschaft eine Antwort auf ihre Bitte erhalten habe. Und diese Antwort sei ernüchternd ausgefallen. Mit Hinweis auf das ausstehende, neu zu erstellende Verkehrskonzept, wolle man seitens der Stadt momentan keine diesbezüglichen Entscheidungen treffen. Alle Anliegen dieser Art sollten gesammelt werden, um sie dann dem Büro, das das Verkehrskonzept erarbeiten wird, als zusätzliche Aufgaben an die Hand zu geben. "Das kann ewig dauern", entrüstet sich der Sprecher der Interessengemeinschaft.

    Bernd Tokarski wohnt mit seiner Frau erst seit kurzem in Bobingen. Die Lärmbelästigung, die von der nahen Hauptstraße ausgeht, hätten sie total unterschätzt.
    Bernd Tokarski wohnt mit seiner Frau erst seit kurzem in Bobingen. Die Lärmbelästigung, die von der nahen Hauptstraße ausgeht, hätten sie total unterschätzt. Foto: Elmar Knöchel

    Außerdem, gibt er zu bedenken, wisse man ja um die Finanzlage in Bobingen. Selbst wenn ein Verkehrskonzept vorliegen würde, könne es mit der Umsetzung noch Jahre dauern. Solange wolle man nicht warten. "Die Stadt Bobingen befürwortet eine Nachverdichtung und den Neubau von Wohnungen an der Hauptstraße. Damit hat man aber auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die dort leben", sagt Bernd Tokarski. Er habe sein Anliegen in mehreren E-Mails an die Vorsitzenden der verschiedenen Stadtratsfraktionen herangetragen. Von allen wären verständnisvolle Antworten gekommen.

    Um so weniger könne man verstehen, dass Bürgermeister Klaus Förster die Anfrage blockiere. Er setze, kraft seines Amtes, die Angelegenheit einfach nicht auf die Tagesordnung im Bauausschuss. Erst jetzt, sechs Monate nachdem die Interessengemeinschaft ihre Anfrage an die Stadt formuliert habe, sei er, allerdings nur in Berichtsform, im Bauausschuss darauf eingegangen. Das sei deutlich zu wenig, meint Tokarski. Schließlich wäre ein Lkw-Durchfahrverbot für die Hochstraße in Bobingen schon länger im Gespräch. Und eine Tempo 30-Zone sei eine vergleichsweise günstige Maßnahme, für die man nicht auf ein Verkehrskonzept warten müsse.

    Erste Familien wollen Bobingen wieder verlassen

    Bürgermeister Förster hatte in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses über das Anliegen der Interessengemeinschaft um Sprecher Bernd Tokarski berichtet. Er bekräftigte, dass man das Anliegen der Bewohner durchaus verstehen könne, dass man aber abwarten wolle, bis das Verkehrskonzept vorliege. Spekulationen, dass dies bis zu zwei Jahre dauern könne, seien für ihn "nicht nachvollziehbar". Eine verbindliche Zeitangabe wollte er jedoch nicht machen.

    Bei einer kurzen Aussprache zu dem Bericht äußerten die Stadträte quer durch alle Fraktionen Verständnis. Sie wüssten um den Verkehr in der Hochstraße. Gleichzeitig kam aber auch von verschiedenen Seiten der Hinweis, dass man, wenn man an eine Hauptverkehrsstraße ziehe, auch wissen müsse, dass der Verkehr dort Lärm und Abgase verursacht. Inzwischen habe eine der im Haus wohnenden Familien bereits Konsequenzen gezogen, erzählt Bernd Tokarski. Sie würde nach nur wenigen Monaten wieder ausziehen. Eine weitere Familie erwäge ebenfalls, Bobingen wieder zu verlassen. "Kann das im Interesse der Stadt Bobingen sein?", fragt sich der Sprecher der Interessengemeinschaft nördliche Hochstraße.

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