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Landkreis Augsburg: Bienensterben in der Region: Wird bald der Honig knapp?

Landkreis Augsburg

Bienensterben in der Region: Wird bald der Honig knapp?

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    Die Honigernte in der Region fiel schlecht aus – die Bienenvölker sind in diesem Jahr besonders geschwächt.
    Die Honigernte in der Region fiel schlecht aus – die Bienenvölker sind in diesem Jahr besonders geschwächt. Foto: Oliver Berg (dpa)

    Josef Bachmaier hat ein Problem. Der Imker aus Großaitingen hat in diesem Jahr eine Million Bienen verloren – ungefähr. Warmer Winter, nasskalter Sommer – auf die Insekten wirkte das wie Gift. 50 von 150 Bienenvölkern haben den Sommer in Bachmaiers Garten nicht überlebt. Und die übrigen haben deutlich weniger Honig eingebracht als in einem normalen Jahr. Dabei fing alles so gut an.

    Eine Szene Mitte Mai: Die Sonne scheint, es ist sehr warm. Tausende Bienen schwirren durch die Luft in Bachmaiers Garten. Die Insekten strömen auf die Rapsfelder aus oder bestäuben den Kirschbaum im Garten. Es sind gute Tage für Bachmaier. Zwar verschwinden einige seiner Völker, um sich anderswo niederzulassen, doch damit kann Bachmaier an diesem Tag im Mai leben, obwohl mit ihnen auch ein Teil der Honigernte weg ist. Denn die Bienen sind emsig, es geht ihnen gut – bis der kalte Sommer kommt und mit ihm der Regen.

    Bienensterben: Auch Pestizide sind schuld

    Die Honigbiene

    Zu einem Bienenstock gehören 30.000 bis 60.000 Bienen, in einigen Fällen sogar bis zu 80.000 Tiere. Den Großteil des Bienenvolkes bilden die so genannten "Arbeiterinnen".

    Männliche Bienen, die Drohnen genannt werden, haben im Leben nur eine Aufgabe: Fortpflanzung. In einem Stock leben zwischen 500 und 2.000 von ihnen. Haben sie ihren Zweck erfüllt und die Königin befruchtet, werden sie im Herbst in der "Drohnenschlacht" aus dem Stock geworfen. Da sie keinen Giftstachel haben, sind sie macht- und harmlos.

    Jeder Bienenstock hat eine Königin. Sie legt nicht nur als einzige die Eier. Nach ihrem Hochzeitsflug mit den Drohnen trägt sie auch noch für drei bis vier Jahre den Spermienvorrat in sich, mit dem die Eier befruchtet werden können.

    Auch die Bienenkönigin hat nicht viele Aufgaben: Sie muss nur für den Nachwuchs sorgen. Etwa 2.000 Eier legt eine Königin täglich, bis zu 120.000 im Jahr. Unterstützt wird die Mutter aller Bienen dabei von Arbeiterinnen, die die Kleinen füttern, putzen und umsorgen.

    Eine Arbeitsbiene fliegt pro Tag etwa 4000 Blüten an. Mit ihrem Saugrüssel saugt sie süßen Nektar aus den Blütenkelchen und lagert ihn in ihrem Magen ein. Beim Blütenbesuch bleibt Pollen an ihren Hinterbeinen kleben, den sie so weitertransportiert. Dadurch kommen Pollen, das männliche Produkt der Staubgefäße, mit der Narbe des Stempels, dem weiblichen Teil der Blüte, in Kontakt.

    Rund 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die Insektenbestäubung angewiesen. Im Obstanbau übernehmen die Bienen sogar rund 90 Prozent der Bestäubung. Der Nutzwert der Tiere liegt in Deutschland bei etwa vier Milliarden Euro. Damit ist die Biene nach Rindern und Schweinen das drittwichtigste Nutztier.

    Für ein halbes Glas Honig müssen Bienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei vier Millionen Blüten besuchen. Durchschnittlich sind die Blüten einen Kilometer vom Bienenstock entfernt. Das bedeutet: Die Bienen müssen 40.000 Kilometer zurücklegen - quasi einmal rund um die Erde für ein halbes Glas Honig.

    Bienen schützen sogar afrikanische Plantagen und Dörfer vor trampelnden Elefanten. Die britische Biologin Lucy King entwarf eine Umzäunung mit Bienenkörben, deren Bewohner ausschwärmen, sobald ein Elefant den Draht berührt. Und tatsächlich: Die Elefanten nehmen vor den kleinen Insekten Reißaus.

    Bienen sind unglaublich nützlich, allerdings auch stark bedroht. Die Gründe für das schon Jahre andauernde Bienensterben sind vielfältig: Monokulturen beim Mais- und Rapsanbau, Schädlingsbefall und Pestizide sind vermutlich für das Massensterben der Bienen verantwortlich.

    Wer Bienen helfen will, sollte ihnen einen Blütenvielfalt im Garten oder auf dem Balkon bieten. Es gibt sogar spezielle Blumenwiesen-Saatmischungen, die auf die Bedürfnisse von Bienen abgestimmt sind. Sie liefern hochwertigen, eiweißreichen Pollen und ein gutes Nektarangebot.

    Selbst auf einem Balkon können Sie Bienen etwas Gutes tun. Verabschieden Sie sich von den meisten Blumen, die eine gefüllte Blüte haben, wie Geranien und Pelargonien. Pflanzen Sie Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum und Thymian.

    Verzichten Sie in Ihrem Garten auf bienenschädliche Pflanzenschutz-, Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel! Sogenannte Pestizide, Herbizide und Biozide stehen im Verdacht, das massenhafte Bienensterben zu verursachen.

    Bei schlechtem Wetter verlassen die Bienen ihren Stock nicht. „Es hilft nichts, wenn alles blüht, es aber kalt ist“, sagt Bachmaier. Die vergangenen zwei Jahre seien in dieser Hinsicht „total verrückt“ gewesen. Und es gibt noch ein Problem, sagt ein Kollege von Bachmaier. Rainer Holzapfel ist Vorsitzender des Imkervereins Gessertshausen. Er klagt darüber, dass es immer mehr Maisfelder gibt.

    Die wenigen bunten Wiesen in der Region werden zudem immer früher gemäht. Dadurch verschwinden viele Blumen, die die Bienen brauchen, um Nektar zu sammeln. Die Tiere müssen häufig eine weite Strecke zurücklegen, um Nahrung zu finden. „Die Bienen können dann nicht so oft fliegen und bekommen somit weniger Nahrung“, sagt Holzapfel. Dort, wo es Felder gibt, verursachen die Landwirte ein weiteres Problem: Durch den Einsatz von Pestiziden werden die Bienen geschwächt.

    Zusätzlich macht der vergangene Winter den Bienenvölkern zu schaffen. Durch die milde Jahreszeit konnte sich die Varroamilbe stärker vermehren. Diese Milbe beißt sich im Nacken der Bienen fest, dadurch lassen Vitalität und Eifer der Bienen nach. Für diejenigen Imker, die ihre Bienen frühzeitig behandeln, ist die Milbe lästig. Alle anderen müssen fürchten, dass die Milbe ihre Völker vernichtet.

    Bayern bei der Honigernte bundesweit auf dem letzten Platz

    Bereits das dritte Jahr in Folge fiel die Honigernte in der Region nun schlecht aus – die Bienenvölker sind in diesem Jahr besonders geschwächt. Laut einer Umfrage des Bienenfachzentrums Mayen ist das Land Bayern heuer bei der Honigernte bundesweit auf dem letzten Platz. Holzapfel erklärt das damit, dass

    Auch Bachmaier beobachtet einen Rückgang seiner Ernte. Er hofft, dass auf zwei schlechte Jahre nun wieder ein gutes folgt. Denn so viel steht für den Imker fest: „Heuer war es total verrückt.“

    Wird also der Honig knapp? Imker Bachmaier sagt es so: Hätte er Hunderte Gläser mehr, würde er auch die problemlos verkaufen.

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