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Schwabmünchen: Beim Hochwasserschutz droht eine Kostenflut

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Beim Hochwasserschutz droht eine Kostenflut

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    Idyllisch fließt die Singold durch Schwabmünchen. Diese Stelle an der Singoldstraße gilt bei Hochwasser als besonders gefährdet.
    Idyllisch fließt die Singold durch Schwabmünchen. Diese Stelle an der Singoldstraße gilt bei Hochwasser als besonders gefährdet. Foto: Christian Kruppe

    Der Vermerk in der Tagesordnung der jüngsten Stadtratsitzung war eher unspektakulär. „Hochwasserschutz Singoldanliegergemeinden; außerplanmäßige Ausgabe“ war da zu lesen. Sachlich betrachtet geht es um 50000 Euro Planungskosten, die nicht im Haushalt hinterlegt sind. Doch der Vortrag von Fachplaner Maximilian Hartmann und dem für den Landkreis Augsburg zuständigen Fachbereichsleiter Kurt Nunn brachte noch ganz andere Zahlen ans Tageslicht.

    Die bekannt guten Nachrichten gab es im Voraus: Das über Jahre hinweg beklagte Planfeststellungsverfahren für das Hochwasserrückhaltebecken bei Holzhausen (Gemeinde Igling, Landkreis Landsberg) ist mittlerweile rechtsgültig, die Ausschreibungen für die ersten Planungsarbeiten sind schon gemacht und sollen im Juli oder August vergeben werden. Auch die Verhandlungen zum notwendigen Grunderwerb sind am Laufen. Wie viel Grund benötigt wird und wie viel schon erworben werden konnte, vermochte Planer Hartmann nicht zu sagen. Er stellte nur klar, dass die Fläche des Rückhaltebeckens für den Fall eines hundertjährlichen Hochwassers (HQ 100) 42 Hektar beträgt. Erworben werden aber nur die Flächen, die für den HQ 10-Fall notwendig sind.

    Gehweg muss verbreitert werden

    Die dicke Überraschung kam dann bei den Vereinbarungen mit den Klägern. Während es bei den privaten Klägern keine Besonderheiten gab – hier geht es zumeist um Grundstückstausch und Waldbaumaßnahmen – kam bei der Einigung mit Igling der dicke Brocken. Teil der Absprache ist der Ausbau eines Geh- und Radweges sowie der Ausbau der Ortsverbindungsstraße von Holzhausen nach Igling. Diese muss für die Baustellenfahrzeuge verbreitert und schwerlastfähig gemacht werden. Auch nach dem Ausbau soll die Strecke für schwere Fahrzeuge geeignet bleiben, da diese für den Unterhalt des Rückhaltebeckens benötigt werden könnten.

    Allein diese Maßnahmen verursachen Mehrkosten in Höhe von rund einer Million Euro. Die Hälfte davon tragen – in verschiedenen Anteilen – Schwabmünchen, Langerringen, Großaitingen, Wehringen und Bobingen.

    Im gesamten wird eine Kostensteigerung von etwa 1,2 Millionen Euro zu Grunde gelegt, da wegen geänderter technischer Anforderungen auch der Dammbau teurer wird.

    Bodenqualität ist nicht gut

    Ob der Boden noch Probleme mit sich bringt, bleibt offen. Denn bislang konnten nur wenige Bodenproben durchgeführt werden, da die Grundstückbesitzer dies nicht zuließen. Die bereits erstellten Proben geben wenig Hoffnung. „Die Qualität des Untergrundes ist nicht gut“, so Hartmann.

    Nachrichten, die weder Bürgermeister Lorenz Müller (CSU) noch den Stadträten gefielen. „Wenn man die alte Kostenschätzung von 3,63 Millionen Euro zu Grunde legt, den Baupreisindex und die neuen Mehrkosten dazu rechnet, dann stehen wir plötzlich bei sechs Millionen. Mindestens“, stellt Müller wenig erfreut fest. Vor allem der Straßenausbau ist ihm und den Räten ein Dorn im Auge. „Der Freistaat fördert mit 50 Prozent und übernimmt den Unterhalt. Dazu gehört in meinen Augen auch die Straße“, so der Bürgermeister.

    Das Wehr in Schwabmünchen an der Singold im Jahr 2002.
    Das Wehr in Schwabmünchen an der Singold im Jahr 2002. Foto: Christian Kruppe

    Josef Alletsee (Freie Wähler) hinterfragte die Notwendigkeit des Straßenausbaus: „Ich kann mir vor allem nicht vorstellen, dass für den Unterhalt des Beckens die Straße schwerlastfähig sein muss“, so der Stadtrat. Bernhard Albenstetter fehlt der Glaube an den schnellen Grunderwerb. „Wenn die Grundstückseigentümer schon niemanden aufs ihre Fläche lassen, ist das kein gutes Zeichen“, so der CSU-Fraktionschef. Beiden Argumente versuchte Maximilian Hartmann vom Wasserwirtschaftsamt entgegen zu wirken, aber er konnte das Gremium nicht restlos überzeugen.

    Kritik an den Kosten

    Allgemein gab es viel Kritik an der Kostensituation. So stellt Kämmerer Bernhard Jauchmann fest, dass es beim letzten Gespräch hieß, dass während der Planungsphase nichts abgerechnet wird. Daher sei auch kein Geld im Haushalt vorgesehen. Maximilian Hartmann erläuterte daraufhin, dass die aktuellen Schritte schon zum Bau zählen, was ihm verständnisloses Kopfschütteln der Räte einbrachte.

    Vor allem die Zusage an Igling, die Straße auszubauen, missfiel einigen Räten sichtlich.

    Zumindest konnte Hartmann einen Fertigstellungstermin präsentieren: Ende 2022. „Wenn alles optimal läuft“, ergänzt er hierzu. Was der Hochwasserschutz bis dahin kostet, wird sich zeigen. In seiner Präsentation fehlt diese Zahl. So stellt auch Bürgermeister Müller zähneknirschend fest: „Wir brauchen den Hochwasserschutz. Daran führt kein Weg vorbei. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was es kosten wird. Wir wissen nur, dass es deutlich teuerer wird.“

    Denn auch vom Fördergeld gibt es bislang zur die Zusage von 800000 Euro.

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