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Augsburger Land: Ausbildung in Zeiten von Corona: Viele Stellen sind noch unbesetzt

Augsburger Land

Ausbildung in Zeiten von Corona: Viele Stellen sind noch unbesetzt

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    Die Folgen der Corona-Pandemie bekommen auch die Ausbildungsbetriebe im Augsburger Land zu spüren.
    Die Folgen der Corona-Pandemie bekommen auch die Ausbildungsbetriebe im Augsburger Land zu spüren. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa (Symbolbild)

    Zum September starten zahlreiche Unternehmen im Augsburger Land in das neue Ausbildungsjahr. Denn trotz der Corona-Pandemie sind heimischen Firmen auf junge Fachkräfte angewiesen. Aber wie steht es in Zeiten der Krise um den Ausbildungsmarkt?

    Nach Angaben der IHK Schwaben beginnen 710 junge Menschen im Landkreis Augsburg ihre Ausbildung. Im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 937. Besonders Unternehmen aus den Bereichen Metall, Elektronik und Handel sowie aus dem Verkehrs- und Transportgewerbe hätten bislang weniger Auszubildende eingestellt. „Hier sind die wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise deutlich zu spüren“, teilt IHK-Ausbildungsleiter Wolfgang Haschner schriftlich mit.

    Ein Minus von rund 24 Prozent an Ausbildungsverträgen sei sicher nicht erfreulich, aber es sei lediglich ein Zwischenstand. Haschner geht davon aus, dass bis Ende des Jahres noch viele junge Leute in die duale Ausbildung starten.

    Ausbildungsmarkt: Sechs bis acht Wochen Verzögerung

    Wegen der Corona-Pandemie ist der Ausbildungsmarkt im Vergleich zum Vorjahr erst spät in Schwung gekommen. Nach Angaben der IHK besteht eine zeitliche Verzögerung von etwa sechs bis acht Wochen. Am Anfang der Krise sind demnach flächendeckende Aktionen und Ausbildungsmessen ausgefallen. Der Kontakt zwischen den Jugendlichen und den Ausbildungsbetrieben verzögerte sich. Nun würden aber digitale Formate wie etwa Online-Sprechstunden für Jugendliche oder Bewerbungsgespräche per Video greifen.

    So hatte auch der Industriepark Gersthofen online einen virtuellen Messestand mit Audio und Texten erstellt, um Bewerbern trotz der Corona-Krise einen Einblick in den Betrieb zu geben. „Die Schüler und Eltern haben ein Bedürfnis, die Ausbildungsplätze anzuschauen“, sagt Mitarbeiterin Ingrid Knöpfle. Das Konzept ging auf. Wie im vergangenen Jahr bildet der Industriepark Gersthofen auch heuer knapp 40 Azubis in neun verschiedenen technischen Berufen aus. Die Lehre bleibt gleich: „Bei uns hat sich nichts verändert, die Auszubildenden brauchen Anleitung, kein Homeoffice“, sagt Knöpfle.

    Ähnlich positiv blickt man bei Sortimo, Hersteller für Fahrzeugeinrichtungen in Zusmarshausen, auf das neue Ausbildungsjahr. Nur eine Ausbildungsstelle der angebotenen elf bleibt unbesetzt. Das entspricht nach Angaben des Unternehmens dem Durchschnittswert vergangener Jahre.

    Handwerkskammer: Neun Prozent weniger Verträge

    Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) hat ebenfalls Zahlen vorgelegt. Demnach sind zum Start des Ausbildungsjahres bei den Handwerksbetrieben im Landkreis Augsburg 398 Lehrlingsverträge abgeschlossen worden – das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr. Auf ganz Schwaben gerechnet sind es der HWK zufolge rund fünf Prozent. „Das ist für diese Krisenzeit ein Topergebnis des schwäbischen Handwerks“, teilt Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben, mit. „Wie so oft zeigt sich, dass das Handwerk in Krisenzeiten Stabilität bietet und Arbeits- und Ausbildungsplätze schafft und erhält.“

    Das kann Franziska Naumann von der gleichnamigen Metzgerei in Bobingen bestätigen. Sie hat ebenfalls Grund zur Freude: „Wir haben dieses Jahr vier Auszubildende, normalerweise sind es nur zwei. Die Bewerber sind einfach auf uns zugekommen“, sagt sie. Dass trotz Corona-Krise mehr Azubis als sonst ihre Lehre beginnen, habe sie überrascht. Die Ausbildungsqualität werde durch das Virus nicht eingeschränkt.

    Anders als erwartet ist die Zahl der Handwerksbetriebe, die zum ersten mal ausbilden, in diesem Jahr sogar gestiegen, sagt Anette Göllner, Leiterin der Berufsausbildung bei der HWK Schwaben. „Dass Unternehmen in Krisenzeiten den Mut haben, in die Ausbildung einzusteigen, erstaunt mich.“

    Viele Ausbildungsplätze sind aber noch unbesetzt: Beim Kunststoffverarbeiter Borscheid + Wenig aus Gersthofen haben die Folgen der Corona-Krise bemerkbar gemacht. Dort beginnen ab September fünf Auszubildende ihre Lehre, in den vergangenen Jahren waren es durchschnittlich zehn, wie die Firma auf Nachfrage schriftlich erklärt.

    Laut der IHK Schwaben gibt es im Augsburger Land nach wie vor mehr offenen Stellen als Bewerber. In der Lehrstellenbörse des Verbands sind derzeit noch über 50 Ausbildungsplätze frei.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Chancen für junge Leute

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