Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Königsbrunn: Abschied als Aufbruch: Ursula Off-Melcher hört auf

Königsbrunn

Abschied als Aufbruch: Ursula Off-Melcher hört auf

    • |
    Ursula Off-Melcher mit einem ihrer Abschiedsgeschenke. Dieser Kalender 2020 wurde für sie gestaltet, jeder Monat passend mit den Deckblättern zu den Events, die sie als Kulturbüroleiterin gestaltet und auch ins Leben gerufen hat. Foto: Claudia Deeney
    Ursula Off-Melcher mit einem ihrer Abschiedsgeschenke. Dieser Kalender 2020 wurde für sie gestaltet, jeder Monat passend mit den Deckblättern zu den Events, die sie als Kulturbüroleiterin gestaltet und auch ins Leben gerufen hat. Foto: Claudia Deeney

    „Abschied nehmen heißt in erster Linie Aufbruch zu etwas Neuem, Anderem. Es muss nicht besser und nicht schlechter sein, überhaupt muss man es nicht vergleichen, es geht einfach auf zu neuen Ufern.“ Dieser Satz von Ursula Off-Melcher fällt am Ende ihres letzten Arbeitstages als Leiterin des Kulturbüros.

    Sie hat die ganze Woche über Abschied genommen, teilweise ohne es selbst zu planen, eher untypisch für die Macherin, die gerne die Fäden in der Hand hält. Einen Tag hatte Off-Melcher organisiert, um im Kulturbüro Menschen zu empfangen, die ihr gerne „Auf Wiedersehen“ sagen wollten. Denn ein Wiedersehen wird es selbstverständlich geben, wie sie sagt: „Ich bleibe mit meinem Mann in Königsbrunn, ich lebe hier, ich habe hier mein Umfeld, meine Freunde, mein soziales Netz und meine drei Töchter sind nicht weit entfernt.“

    Tief berührt von den Abschiedsfeiern

    Die anderen Abschiedsfeiern waren Überraschungen für die Powerfrau, mit denen sie in keinster Weise gerechnet hatte und die sie tief berührt haben. „Gewundert habe ich mich schon, dass mein Team im Kulturbüro am Mittwoch so peu à peu verschwand.“ Sie selbst hatte einen Termin in der Stadtbücherei und machte sich auf den Weg dorthin. „Ich traute meinen Augen kaum, dort waren alle versammelt, sogar ein ziemlich bekannter Trompeter kam dazu, ich war einfach nur überwältigt.“ Neben einem Ständchen gab es ein Fotobuch mit zahlreichen Bildern von den Aktivitäten, die ihr kulturelles Wirken von 2012 bis 2019 farbenfroh, fröhlich und eindrucksvoll zeigen und belegen. Dieses Buch, mit persönlichen Widmungen von ihrem Team, fasst die 56-Jährige als ganz besonderes Geschenk auf und freut sich über diese Form der Wertschätzung, wie sie betont.

    Diese habe sie in ihrer Zeit als Kulturbüroleiterin sehr oft erfahren und das habe ihr auch geholfen mit Kritik umzugehen, die sie manchmal „aus dem Hinterhalt“ getroffen habe. „Ich bin ein offener Mensch, ich gehe gerne auf andere Menschen zu und ich hätte mir gewünscht, dass mir der ein oder andere in der Stadt seine Kritik persönlich überbracht hätte“, so Off-Melcher.Hinter den Kulissen war es immer wieder zu persönlicher Kritik gekommen. Hilfreich dagegen war sicher der Abschied, den ihr die Schulleiter und deren Stellvertreter aller Brunnenstädter Schulen bereitet haben. Sie wurde in einem Café überrascht mit einem gemeinsamen Mittagessen, und sie ist sehr gerührt über dieses Zeichen der Anerkennung für ihre Arbeit und ihr Bestreben, die Schulen mit in das kulturelle Leben der Stadt in vielfacher Hinsicht mit einzubeziehen.

    Mit ihrer Reihe Campus und dem Königsbrunner Kinosommer ging sie neue Wege. Beide Veranstaltungen haben sich etabliert. „Für mich ist Sommer, wenn wir draußen Kinofilme anschauen und Popcorn dazu essen“, sagt sie und lacht.

    Der Campus in Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg war von Anfang an ein Erfolg, aber je nach Themenbereich waren dort auch mal weniger Besucher. Möglichst vielseitige Events auf die Beine zu stellen und auch gerne Ideen von Bürgern umzusetzen, sei immer eines ihrer Ziele gewesen, so Off-Melcher. Dazu gehörte auch, mit anderen Abteilungen der Stadt vertrauensvoll zusammen zu arbeiten, wie beispielsweise beim Projekt „Lesepark“.

    Viel Lob für Ursula Off-Melcher

    „Ohne die Mitarbeiter des Bauhofs und der Bücherei ginge der Lesepark nicht“, erklärt sie. Viele Kollegen bedauern, dass die Kulturbüroleiterin, die so viel bewegt hatte, aus eigenem Entschluss gekündigt hat. Die Zweite Bürgermeisterin Barbara Jaser ist eine von ihnen. Sie war regelrecht schockiert, als ihr Ursula Off-Melcher die Nachricht persönlich überbrachte: „Ich bedaure das immer noch ganz arg, ich habe sehr gerne mit ihr zusammengearbeitet, wir haben vieles gemeinsam durchgerungen, sie ist eine total kompetente Kulturbüroleiterin und ich schätze sie als Mensch.“ Aber Jaser könne den Entschluss der 56-Jährigen auch nachvollziehen.

    Auch die Dritte Bürgermeisterin Ursula Jung bedauert das Ausscheiden: „Ursula Off-Melcher hat das kulturelle Leben sehr bereichert und die Events weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. Die Leute kommen von überall her zu den Veranstaltungen.“

    Von überall her kommen die Besucher auch zum anstehenden „Dreikönigskonzert“, wo die Gäste die 56-Jährige als Moderation erleben werden. Sie freut sich sehr auf den Abend, hat aber auch so einige weniger gute Erinnerungen an vergangene Konzerte in den Jahren zuvor. „Hinter den Kulissen ist es ja ganz etwas anderes als davor, es geht meistens hektisch zu und es ist sehr stressig.“ Vor zwei Jahren beispielsweise wollte der Dirigent während den Proben unbedingt ein Gläschen Sekt und sie rannte persönlich los, um dem Star des Abends das Gewünschte zu bringen. „Leider übersah ich dabei eine Bühnenstange und bin mit voller Wucht dagegen geprallt, mit der Stirn vorneweg.“ Da half nur dicke Theaterschminke, um die rote anschwellende Beule optisch verschwinden zu lassen. Ein Arztbesuch war zeitlich nicht mehr drin und das Ende vom Lied war, dass der Abend ein voller Erfolg, ihre Stirn aber noch lange danach dick geschwollen und auch recht schmerzhaft war.

    Kein schmerzhafter Abschied

    Ihren Abschied empfindet sie nicht als schmerzhaft, wie sie sagt: „Vielleicht, weil er wirklich ganz selbstbestimmt ist, ich habe mich in meiner Zeit sehr engagiert, meine Tätigkeit hat mich sehr erfüllt, dass ich die Stelle seinerzeit bekommen habe, war mein großes Glück.“

    Sie habe sich stets als Rädchen eines Uhrwerks gesehen, dass sich zusammen mit den anderen dreht, um die Uhr am Laufen zu halten. „Mein Leben wird natürlich auch weiterlaufen“, sagt sie und hat schon die Weichen gestellt: „Meine Doktormutter Professor Eva Matthes von der Universität Augsburg hat mich wieder angenommen, sodass ich mich zukünftig auf meine Promotion konzentrieren werde.“

    Für die Zeit als Kulturbüroleiterin ist sie dankbar und sagt zum Abschied: „Die Arbeit im Kulturbereich habe ich genossen und geliebt sowie mit meinem ganzen Herzen, meiner Seele und meinem Geist versucht zu erledigen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden