Damm überspült: Bange Stunden am Burghofweiher in Langerringen
Wie es mit einer Rettungsaktion gelang, einen Damm zu sichern und womöglich eine Flutwelle zu verhindern.
Das Hochwasser hat sich am Burghofweiher südlich von Langerringen zurückgezogen. Geblieben ist ein etwa drei Meter breiter Graben, der Samstag mit einem schweren Bagger gezogen wurde. Über ihn floss Wasser aus dem Weiher ab – er hat vermutlich viele Menschen im Ort vor großen Schäden bewahrt.
Es waren dramatische Stunden, erinnert sich Langerringens Bürgermeister Marcus Knoll. Der große Weiher lief am Samstagmorgen über, der Damm wurde überspült. Doch genau das darf nicht passieren, haben in der Vergangenheit Untersuchungen zur Standsicherheit ergeben. Was tun?
Wasser strömt über den Damm am Burghofweiher
Der Damm musste entlastet werden. Um den Wasserspiegel zu senken, wurde zunächst versucht, mit Holzbohlen am ersten Teich früher einzustauen. Gleichzeitig wurde überlegt, die Dammkrone am nördlichen Ende des Burghofweiher, der zwischen Statzelbach und Singold liegt und vom Röthenbach gespeist wird, zu erhöhen. Für eine Mauer aus Sandsäcken war es offenbar schon zu spät. Die Idee: Mehrere Tonnen Kies sollten helfen, die Fluten zurückzuhalten. Doch aus der vermeintlichen Lösung ergab sich ein weiteres Problem. Denn wie sollte Kies zum Damm kommen?
Hochwasser im Kreis Augsburg: Stabilität des Damms in Gefahr
Mit schweren Kippern hätte der aufweichende Damm nicht befahren werden können. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, dass der Damm bricht und eine Flutwelle auslöst. Sie hätte eine gewaltige Dimension gehabt: Denn der Weiher hat nach einer Schätzung des Ingenieurs ein Volumen von rund 160.000 Kubikmetern. Zum Vergleich: In das große Rückhaltebecken südlich von Langenneufnach passen rund 270.000 Kubik. Eine Welle mit einer Höhe von über einem halben Meter hätte die Häuser in Tallage geflutet. Vorsorglich wurden die Bevölkerung gewarnt.
Statt mit schweren Maschinen auf den Damm zu fahren, wurde überlegt, Kies mit Schubkarren zu transportieren. Knoll und ein Ingenieur rechneten im Dauerregen aus, dass insgesamt rund 800 Fahrten nötig wären. Sinn gemacht hätte der Kraftakt allerdings nur, wenn genügend Schubkarren zur Verfügung gestanden wären. Das wollten Knoll und die Einsatzkräfte über einen Aufruf in der Bevölkerung schaffen. Der Plan wurde am Ende wieder verworfen. Schließlich fiel eine andere Entscheidung, die die Rettung bedeuten sollte.
Bagger gräbt einen Bypass am Damm bei Langerringen
Mit einem Bagger wurde seitlich des Damms ein Bypass gegraben. Während so in der Medizin Gefäßengstellen, zum Beispiel am Herz, umgangen werden, wurden die Fluten über den drei Meter breiten und 60 Zentimeter tiefen Graben abgeleitet. "Der Bypass war die richtige Entscheidung", sagt Knoll. Jetzt müsse diskutiert werden, was mit dem Bypass geschieht. Bleibt er dauerhaft? "Die Notlösung wäre, ihn zuzuschütten und dann wieder auszugraben, wenn wieder etwas passiert."
Welche Folgen es hat, wenn "etwas passiert", zeigte sich am Samstag in Burgwalden: Dort brach der Damm eines Fischweihers. Tausende Kubikmeter Wasser brachen durch das mehrere Kilometer lange Anhauser Tal. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichte die Flutwelle Diedorf und sorgte dort für große Schäden.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.