Seit 40 Jahren üben Sie den Beruf des Priesters aus. Würden Sie heute diesen Weg erneut einschlagen?
HUBERT RATZINGER: Auf jeden Fall! Mein Beruf ist mein Lebensinhalt und schenkt mir wirklich Lebenserfüllung. Als Priester kann ich meinen christlichen Glauben mit vielen Menschen teilen. Es ist für mich eine tiefe positive Erfahrung erleben zu dürfen, wie Menschen unterschiedlichen Alters aus dem Glauben Kraft für ihren Alltag schöpfen. Anderseits gibt es so viele Möglichkeiten, bei denen ich anderen mit gemeinsamem Gebet, Spendung der Sakramente, gerade auch mit der Feier der Krankensalbung und der Heiligen Messe die Nähe Gottes erfahren lassen darf. Als Student fragte ich zwei erfahrene Pfarrer, was denn das Wichtigste in unserem Beruf sei. Der eine sagte: „Du musst die Menschen auf den Tod vorbereiten“. Der andere meinte: „Du musst den Menschen helfen, mithilfe des Glaubens ihr Leben zu meistern“. Schnell sah ich ein, dass beide Aufgaben wichtig sind. Gerade angesichts der Endlichkeit unseres Lebens gilt es, sich seiner Verantwortung vor Gott bewusst zu werden. Wer an ein Leben nach dem Tod glauben kann, tut sich leichter, sein Herz nicht an materielle Güter zu hängen, sondern sich für das Wohl seiner Mitmenschen einzusetzen.
Großaitingen
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