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Schwabmünchen: 13 Tote durch Corona im Haus Raphael: "Jeder einzelne Bewohner fehlt uns"

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13 Tote durch Corona im Haus Raphael: "Jeder einzelne Bewohner fehlt uns"

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    Im Pflegeheim Haus St. Raphael in Schwabmünchen gibt es einen massiven Corona-Ausbruch.
    Im Pflegeheim Haus St. Raphael in Schwabmünchen gibt es einen massiven Corona-Ausbruch. Foto: Reinhold Radloff

    25 Altenheimbewohner sind laut Landratsamt im Landkreis Augsburg bisher an Corona gestorben. Fast die Hälfte der 55 Corona-Toten im Landkreis Augsburg hat also in einem Pflegeheim gewohnt. Mehr als die Hälfte davon im Haus Raphael in Schwabmünchen. 13 Menschen sind dort gestorben. Die Zahl der Infizierten aus dem Haus Raphael, die die Krankheit nicht überleben steigt. Und weiterhin sind einige Bewohner in einem kritischen Zustand, teil Einrichtungsleiter Andreas Claus mit.

    Von den 34 Bewohnern haben sich seit dem Ausbruch am 23. November mittlerweile 30 angesteckt. Darunter sind auch zwei Bewohnerinnen, die nach zweifach negativem PCR-Test übergangsweise in einem Pflegeheim im Allgäu untergebracht waren und beim dritten Abstrich ein positives Ergebnis hatten. Sie sind zwischenzeitlich wieder in Schwabmünchen.

    Corona im Haus Raphael: Einige sind noch in einem kritischen Zustand

    "Einige Bewohner haben sich zwischenzeitlich gut erholt und sind in stabilem Zustand, andere haben weiter Symptome und sind teils auch in kritischer Lage. Die Bewohner, die sich derzeit in anderen Einrichtungen befinden, werden voraussichtlich bis Weihnachten ins Haus Raphael zurückkehren", so Claus.

    Im Pflegeheim Haus St. Raphael in Schwabmünchen starben 13 Bewohner.
    Im Pflegeheim Haus St. Raphael in Schwabmünchen starben 13 Bewohner. Foto: Reinhold Radloff

    13 Bewohner zwischen 75 und 93 Jahren sind an oder mit Covid-19 gestorben, elf davon im Haus Raphael. Es war ihr Wille oder die Entscheidung der Angehörigen auf Basis von Patientenverfügungen, auf eine intensivmedizinische Versorgung im Krankenhaus zu verzichten. Sie wurden im Haus Raphael ärztlich wie palliativpflegerisch umfassend bis zum Tod betreut. "Die Angehörigen konnten die Betroffenen jederzeit besuchen. Wo gewünscht standen auch Seelsorger und Hospizbegleiter zur Seite. Jeder einzelne der verstorbenen Bewohner fehlt uns, ebenso wie den hinterbliebenen Verwandten. Es ist bedrückend zu erleben, mit welcher Macht das Virus Leben raubt. Trotz ihres hohen Alters und der krankheitsbedingten Einschränkungen hätten sicher viele der verstorbenen Bewohner noch mehr Zeit mit ihren Lieben verbracht und länger gelebt", sagt Andreas Claus.

    Haus Raphael in Schwabmünchen: Besuchs- und Betretungsverbot gilt weiter

    Die Personalsituation in dem kleinen Pflegeheim in der Falkensteinstraße hat sich indes etwas entspannt. "Mit Unterstützung der durch den Hilfeaufruf des Landrats gewonnen Pflegekräfte konnte die Personalsituation stabilisiert werden. In dieser Woche kehren einige unserer Mitarbeiterinnen aus der Quarantäne zurück, so dass sich die Lage personell Tag für Tag verbessert", berichtet Claus.

    Um weitere Infektionen zu vermeiden, führt das Pflegeheim weiterhin PCR-Reihentests für Bewohner und Beschäftigte durch, unter anderem am Mittwoch. Überdies kommen auch Schnelltests zum Einsatz. Das ist auch nötig, denn immer häufiger erkrankt auch Personal in den Pflegeheimen an Corona. 51 Mitarbeiter in Pflegeheimen sind mittlerweile erkrankt. Kollegen, die Kontakt mit den Infizierten hatten müssen ebenfalls in Quarantäne und verschärfen den Personalmangel noch weiter.

    Die Firma Benevit aus Mössingen betreibt zwei Altenheime im Landkreis Augsburg. Das Haus Zusamaue in Altenmünster und den Lechauenhof in Langweid. Dort soll nach dem Willen der Benevit-Gruppe bald die Bundeswehr zum Einsatz kommen: "Wir haben einfach nicht die nötigen Personalressourcen für die ganzen Tests, sagt Geschäftsführer Kaspar Pfister. 100 Tests täglich in 30 Einrichtungen der Benevit-Gruppe sei zu viel für die Firma. Ob die Bundeswehr hilft ist fraglich. Das Landratsamt wolle erst Amtshilfe beantragen, wenn die Versorgung der Bewohner gefährdet ist.

    Ob die Bewohner mit ihren Angehörigen Weihnachten feiern könne, ist ungewiss. Aktuell besteht weiter das vom Landratsamt erlassene Besuchs- und Betretungsverbot. "Ob und in welcher Form persönliche Begegnungen zu Weihnachten möglich sind, werden wir in den nächsten Tagen mit der Heimaufsicht besprechen", verspricht Claus.

    Wertachkliniken sind wegen Corona am Limit

    Nach wie vor ernst ist die Lage auch auf den Intensivstationen der Wertachkliniken in Schwabmünchen und Bobingen. "Wir sind nach wie vor voll belegt und am Limit“, sagt Klinik-Vorstand Martin Gösele. In Bobingen war Stand Dienstagmittag kein Bett mehr auf der Intensivstation frei, in Schwabmünchen ein Beatmungsplatz, der aber nur im Notfall genutzt werden soll. Bislang mussten die Wertachkliniken noch keine Patienten abweisen. Gösele: "Die Rettungsdienste wissen aber, dass es bei uns eng ist und fahren je nachdem auch andere Häuser an.“

    Bereits seit November kann das Personal in den Wertachkliniken mindestens einmal die Woche zum Corona-Schnelltest gehen. "Da sind ausreichend Kapazitäten vorhanden“, versichert der Klinikchef. Wenn ein Mitarbeiter Kontakt mit einem Corona-Patienten oder Symptome hat, werden darüber hinaus sofort ein Schnelltest und ein "normaler“ PCR-Test gemacht.

    Unterstützung durch Freiwillige, wie sie Landrat Martin Sailer für Pflegeheime ins Spiel gebracht hat, machen für die Wertachkliniken wenig Sinn, so Gösele: "Ungelernte Pflegekräfte kann ich mir bei uns nicht vorstellen, hier ist Professionalität wichtig. Wir haben alle nicht notwendigen Behandlungen und Operationen abgesagt, um Personalkapazitäten frei zu halten und alles getan, um leistungsfähig zu bleiben.“

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