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Wellness im Hotel: Die Wehen können warten

Wellness vor der Geburt

Zum Babymoon ins Hotel: Wie fühlt sich das an?

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    Noch mal ausspannen, bevor das Baby kommt.
    Noch mal ausspannen, bevor das Baby kommt. Foto: Angelika Bucerius

    Vielleicht lag es daran, dass wir wussten, was in den nächsten Monaten auf uns zukommen würde. Bei Kind Nummer eins waren wir noch blauäugig und dachten, unser Alltag werde sich nicht wesentlich ändern, sobald wir zu dritt sind. Babymoon-Angebote von Hotels empfanden wir als überflüssiges Marketinginstrument. Umworben werden Schwangere und ihre Partner, um vor der Geburt ruhigen Urlaub in Zweisamkeit zu verbringen. Als Kind Nummer drei unterwegs ist, wissen wir, dass auf absehbare Zeit ein gemütliches ausgedehntes Frühstück, gemeinsam saunieren oder ein mehrgängiges Abendmenü ein Wunschtraum sein werden. Auf einmal klingt Babymoon sehr verlockend.  

    Aber was unterscheidet Babymoon von einem normalen Wellnesswochenende? Im Internet stoßen wir auf sehr unterschiedliche Angebote. Sie reichen von Massagen und Yoga für Schwangere über Pediküre, Babybauch-Bemalung, Ohrkerzen-Paarbehandlung bis hin zu Hebammen-Sprechstunden. Wir entscheiden uns für ein Hotel, das nicht weit entfernt liegt, das Wellnessresort König Ludwig in Schwangau im Allgäu.

    Kirschroter Schaumwein ohne Alkohol zur Begrüßung

    Das berühmte Schloss Neuschwanstein, das der Namensgeber des Hotels, der bayerische König Ludwig II., erbauen ließ, liegt keine zehn Autominuten von unserem Ziel entfernt. Wir werden mit Sekt für den Herrn und kirschroten Schaumwein ohne Alkohol empfangen. Kein Erklären, keine verschämte Frage, ob man der Frau in anderen Umständen eventuell einen Orangensaft oder die ewige Apfelsaftschorle anbieten dürfe. Der erste Sympathiepunkt.

    Eine entspannte Stunde an der Bar wird es als Mutter so schnell nicht mehr geben.
    Eine entspannte Stunde an der Bar wird es als Mutter so schnell nicht mehr geben. Foto: Angelika Bucerius

    Zugegeben, wir Schwangeren sind nicht die einfachsten Gäste. Die Hormone verwandeln uns in mitunter übersensible Wesen. Aus Angst, unserem Bauchbewohner zu schaden, sind wir beim Essen heikel und oftmals misstrauisch, ob sich nicht doch Alkohol in der Sauce oder rohes Ei in Mayonnaise oder Mousse au Chocolat verstecken. Im Grunde müssen wir selbst wie rohe Eier behandelt werden, wollen aber keinesfalls ein entsprechendes Gefühl vermittelt bekommen.

    Schwangere können oft keine Massagen buchen

    Manchmal reicht es schon, nicht ausgeschlossen zu werden. Einfach eine Wellnessbehandlung zu buchen, geht für Schwangere in der Regel nicht. Das sei auch bei ihnen vor rund dreizehn Jahren nicht möglich gewesen, sagt der Chef des Hauses, Florian Lingenfelder. Ihnen sei damals aufgefallen, dass Schwangere viele Angebote des Hauses nicht nutzen konnten. Ohne spezielle Schulung traue sich beispielsweise kein Physiotherapeut oder Masseur an Schwangere heran, aus Angst unbeabsichtigt Wehen auszulösen. Daraus sei die Idee entstanden, sich auf Schwangere und ihre Bedürfnisse zu spezialisieren. In Zusammenarbeit mit Hebammen hätten sie ihre Mitarbeiter vom Masseur bis zur Küchenhilfe geschult, sagt Florian Lingenfelder .

    Wie schön ist allein das Gefühl, an der Spa-Rezeption nicht abgewiesen zu werden, sondern eine Auswahl von neun Behandlungen präsentiert zu bekommen. Nach Urlaub klingt das hawaiianische Massageritual Lomi Hapai, weshalb die Entscheidung schnell getroffen ist. Gekonnt stabilisiert die Masseurin mit festen Kissen den rundlichen Babybauchkörper in der Seitenlage. Sie trägt reichlich Öl auf, das durch den sanften Druck der Hände rhythmisch schmatzenden Geräusche hervorruft. Schon bald entsteht ein angenehmer Dämmerzustand.

    Die werdende Mutter entspannt im Pool

    Da die Zweisamkeit im Mittelpunkt stehen soll, buchen wir eine Paarmassage. Wir werden von einem Masseur und einer Masseurin empfangen. Im schummrigen Licht bearbeitet der Masseur dem künftigen Vater mit kräftigen Griffen die Muskeln. Ein ähnlich beherztes Zupacken wünscht sich auch die künftige Mutter. Diesen Wunsch weist die Masseurin freundlich, aber bestimmt zurück. „Wir wollen ja nicht frühzeitig Wehen auslösen“, betont sie und streicht mit sanftem Druck über die Muskulatur.

    Im Fitnessraum treffen wir auf die Sport- und Fitnesstrainerin Nadine Haas. Die 38-Jährige lädt uns zum Atem-Workout ein. Im Schneidersitz pumpen wir mit kurzen Atemzügen Stück für Stück die Lunge mit Luft voll und atmen langsam wieder aus. Das ist anstrengender als gedacht. Eine halbe Stunde trainieren wir unsere Atmung, als ginge es um den Bizeps, wohl wissend, dass wir dies für die Geburt noch gut gebrauchen können.

    Für den nächsten Morgen empfiehlt die Trainerin Inkobe, ein Muskel-Lungen-Training. Wir stehen am folgenden Tag mit vier weiteren Frühaufstehern im Gymnastikraum. Eine Hand stützen wir gegen die Wand, drehen mit ausgestrecktem Arm den Oberkörper weg und strecken den anderen Arm nach hinten aus. Es spannt in der Brust. Atmen nicht vergessen. Arme und Rumpf beginnen zu zittern, was Haas als gutes Zeichen deutet, da auch der Lymphfluss hierdurch gefördert werde. Wir können uns zwar nicht genau vorstellen, was das bedeutet, doch es fühlt sich gut an. Das anschließende Zirkeltraining bleibt dem Vater in spe überlassen, während die werdende Mutter im warmen Außenpool und in der Sauna entspannt.

    Makrele ist für Schwangere nicht geeignet

    Nicht nur Entspannung, sondern sogar Tiefenentspannung soll die Meditation mit Klangfrequenzen bewirken. Die Übungsleiterin führt uns zur Musik gedanklich über eine Wiese und durch einen paradiesischen Garten. Nach ein paar Tritten im fiktiven Gras driften die Gedanken ab. Vielleicht sind wir noch zu sehr mit dem Alltag beschäftigt, um uns ganz fallen lassen zu können. Vielleicht fehlt uns einfach die Übung. Eher angespannt als entspannt sitzen wir am ersten Abend im Restaurant. Doch bevor wir uns Fragen zurechtlegen können, in welchen Gerichten rohe Tierprodukte oder Alkohol stecken, steht eine Kellnerin an unserem Tisch und begrüßt uns im Allgäuer Dialekt. Die gebeizte Makrele auf dem Abendmenü sei leider für Schwangere nicht geeignet, erzählt sie, während sie die Speisekarten überreicht. Aber das rosa gebratene Wildschweinrückenfilet könne gerne durchgegart werden. Alle anderen Gerichte seien unbedenklich. Noch nie in drei Schwangerschaften sind wir so selbstverständlich und ohne Nachfragen informiert worden.

    Dahinter steckt System, wie uns der Küchenchef, Simon Schaller, später erzählt. Was der Gast nicht sieht, ist eine Liste, auf der alle Gänge einzeln aufgeführt und jeweils mit einem Symbol für eine schwangere Frau oder eine Unverträglichkeit beispielsweise gegenüber Laktose oder Gluten gekennzeichnet werden. Im Service-Briefing erhalte jeder Mitarbeitende diese Liste und erfahre, ob ein Gast schwanger sei oder unter einer Allergie leide, so Schaller.

    Die Schwangerendichte ist auffällig. Allein im Restaurant am Abend haben wir fünf werdende Mütter an den Tischen um uns herum gezählt. Woher kommt diese außergewöhnliche Häufung, fragen wir die Hoteldirektorin, Juliane Rapp. Viele kämen auf Empfehlung von Bekannten oder Freunden, andere seien auch schon früher Gast gewesen, erzählt sie. Oftmals seien zehn oder mehr Schwangere an einem Tag im Haus. Bei maximal 220 Gästen eine nicht unerhebliche Anzahl.

    Sich verwöhnen lassen, bevor das Baby kommt

    In dem Bewusstsein, dass unser künftiges Abendprogramm von einem kleinen, aber stimmgewaltigen Alleinunterhalter bestimmt werden wird, lassen wir die Abende in der Linienlounge ausklingen. So schnell werden wir nicht mehr ungestört Cocktails trinken und den Melodien eines Pianisten am Flügel lauschen.

    Welchen Sinn haben Babymoon-Hotels, fragen wir uns bei Pianoklängen. Entspannen können sich werdende Eltern auch am Nordseestrand, in der Ferienwohnung im Harz oder im Campingwagen am Bodensee. Doch wir genießen die Massagen, lernen neue Fitness- und Atemübungen, lassen uns verwöhnen und sind entspannt, weil wir uns nicht ein einziges Mal erklären oder um eine Sonderbehandlung bitten müssen.

    Weitere Infos

    Das Hotel König Ludwig liegt in Schwangau im Ostallgäu in der Nähe des Forggensees. Das Wellnessresort steht Gästen ab 14 Jahren offen. Die grundsätzliche Spezialisierung auf werdende Mütter ist integraler Bestandteil des Hotelservices. Hinzugebucht werden können verschiedene Spa-Behandlungen für Schwangere. Weitere Informationen unter https://www.koenig-ludwig-hotel.de/der-ludwig-spa-im-hotel-koenig-ludwig/babymoon-prime-time-zu-zweit/

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