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Was in verlorenen Koffern so gefunden wird

Gepäck

Koffer-Archäologie: Was Reisende weltweit so verlieren

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    Am Münchner Flughafen bleiben vor allem Gürtel zurück. Weltweit sieht das allerdings anders aus.
    Am Münchner Flughafen bleiben vor allem Gürtel zurück. Weltweit sieht das allerdings anders aus. Foto: Doris Wegner

    Vielleicht wartet so mancher Passagier immer noch auf sein Gepäck, das im Chaossommer von 2022 verschwand. Aber davon ist jetzt nicht die Rede, sondern von all den Koffern, die der Besitzer nicht vom Gepäckband holt bzw. deren Verlust er nicht meldet. Dem Softwareunternehmen SITA zufolge ist das zwar nur ein geringer Teil, denn 92 Prozent des verlorenen Gepäcks finden innerhalb von drei Tagen wieder zu ihrem Eigentümer zurück. Dennoch bleibt weltweit immer noch genug verwaistes Hab und Gut irgendwo im Nirgendwo zurück. Die US-Firma Unclaimed Baggage in Alabama handelt mit diesem Gepäck seit mehr als 50 Jahren. Dafür werden Koffer, Taschen und Rucksäcke erst geöffnet und auf verkäufliche Ware hin durchsucht. Vor einiger Zeit hat der Händler erstmals einen Fundbericht der anderen Art veröffentlicht. Denn der Inhalt jedes Gepäckstücks verrät einiges über den Besitzer und den Zeitgeist.

    In den verlorenen Koffern findet sich viel Unterwäsche


    Wenn es um die zehn meistgefundenen Gegenstände geht, dann steht Unterwäsche logischerweise an erster Stelle. Es folgen Schuhe, in erster Linie Sneaker, wobei Frauen mehr Schuhe als Männer mitnehmen. An dritter Stelle kommen elektronische Geräte, hier lösen gerade Tablets die Laptops ab. Position vier nehmen T-Shirts ein, wobei Vintage-Look offensichtlich in Mode ist. Die Positionen fünf und sechs besetzen Bücher und Blusen. Meist handelt es sich um Sommerblusen. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Im Sommer gehen wegen der Urlaubssaison mehr Koffer verloren.

    Wie sehr Jeansmode sich immer wieder neu erfindet, kann sich an Platz sieben der zehn populärsten Kofferinhalte erkennen lassen. So wurden etwa zwölf Prozent mehr Herren- als Damen-Jeans gefunden, und der Hype um die High-Waist-Jeans scheint sich wieder zugunsten der Low-Waist-Hose der 1990er Jahre zu legen. Auf Platz acht der Verlust-Hitparade finden sich Kopfhörer. Leichte Bluetooth Earbuds, vor allem AirPods, werden gegenwärtig auf Reisen bevorzugt und nicht mehr wie noch in den vergangenen Jahren die klobigen Over-Ear-Kopfhörer.

    Männer packen weniger ein als Frauen


    An neunter Stelle dieser Rankingliste der Kofferinhalte nennt die Firma Unclaimed Baggage Kleider. Zusammen mit den bereits gelisteten Schuhen und Blusen lassen sich daraus wahlweise zwei Folgerungen ziehen: Im Vergleich zu Männern nehmen Frauen entweder mehr mit oder sie verlieren mehr Koffer.

    Den zehnten Platz unter den meistverlorenen Gegenständen halten Smartphones, vorzugsweise von Apple. Die stecken selten im Gepäck, sondern gehen am Airport oder an Bord verloren. Meldet sich kein Besitzer, dann wandern sie ebenfalls nach einer Frist von drei Monaten in den Verkauf von Unclaimed Baggage. Da aber ärgert man sich ein wenig über Apples Sicherheitsmaßnahmen. Die sind so gut, dass sich die Handys kaum entsperren lassen und im Elektroschrott landen.

    Die ausgegrabenen Fundstücke aus dem herrenlosen Gepäck weisen zudem darauf hin, was derzeit zu den bevorzugten Konsumgütern des Wohlstands gehört. Abgesehen davon, dass Frauen rund zwölf Prozent mehr Gepäckstücke als Herren einpacken, lassen sich auch Markenpräferenzen und Trendaktivitäten ablesen. Das beginnt mit der so wichtigen Zufuhr von Wasser, das heutzutage überall getrunken werden muss. Dazu bedarf es wasserdichter Flaschen. Zu den meist gefundenen Marken gehören Owala, Yeti, Stanley und Hydro Flask. Wer dauernd an der schicken Wasserflasche nuckelt, macht sicher auch Yoga, Pilates und Stretching im adäquaten Outfit von LuluLemon und trägt Sneakers von Nike.

    Auch der Swift-Hype schlägt sich bei den Fundsachen nieder


    Auch populäre Kulturphänomene spiegeln sich im Gepäck der Flugpassagiere wider. So darf es modeweise wieder funkeln, glitzern und leuchten. Der weltweiten Barbie-Hype wegen des gleichnamigen Films hatte zur Folge, dass Kleidung wieder bunt ist, vorzugsweise in den Farben Pink und Rosa. Auch der Hype um Taylor Swifts schlägt sich in den Fundstücken nieder: Viele Konzertreisende haben Swift-Souvenirs im Gepäck. Und wie Swifties wissen: Ohne Pailletten und Strass geht gar nichts.

    Man glaubt es kaum, in vergessenen Koffern befinden sich manchmal Schätze des Luxuskonsums. Eine schwarze Jacke von Chanel für rund 4500 Euro - geschenkt. Wie wäre es aber mit Turnschuhen für fast 12.000 Euro von Louis Vuitton und Nike? Richtig ins Geld gehen offensichtlich auch Designer-Handtaschen. Auf rund 23.000 Euro wurde eine Birkin 25 in der Farbe Rosa-Azalee taxiert. Wer nun rätselt, was das ist: Es handelt sich um ein Taschenmodell vom Edelsattler Hermès, das einst von Schauspielerin Jane Birkin angeregt wurde. Das gute Stück war ebenfalls nie abgeholt worden, und wem sie gehörte, ließ sich nicht herausfinden, weil die Besitzerin den klassischen Fehler gemacht hatte: Der Koffer war weder mit einem Namen noch mit einer Adresse versehen.

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