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Warum Kopenhagen im Winter ein Erlebnis ist

Kopenhagen

Kalt vergnüglich, warm gemütlich: Warum Kopenhagen im Winter ein Erlebnis ist

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    Die kleine Meerjungfrau hat man im Winter in märchenhafter Stille.
    Die kleine Meerjungfrau hat man im Winter in märchenhafter Stille. Foto: Lorena Tempera/stock.adobe.com

    Ein dicker Nebelschleier hängt über der Stadt. Nur langsam lichtet er sich und ein paar wenige Sonnenstrahlen dringen hindurch. Wie aus dem Nichts taucht die kleine Meerjungfrau auf und wird für die Reisenden sichtbar. Der Kopenhagener Bildhauer Edvard Eriksen erschuf 1913 das Wahrzeichen Kopenhagens. An der Uferpromenade, wo sich sonst die Touristenmassen dicht an dicht drängen, herrscht Anfang Januar ungewöhnliche Ruhe. Wie auch sonst über der dänischen Hauptstadt, die im Sommer quirlig und voller Leben ist, es eher gemütlich zugeht.

    So einfach ist Eisbaden in Kopenhagen

    Die Schlossanlage Amalienborg inmitten des Stadtzentrums ist auch an einem Samstagvormittag noch eher verlassen. Eine herrliche Chance bietet sich ab 11.30 Uhr, wenn die königliche Leibgarde die Kaserne am Rosenborg das Schloss verlässt, um durch die Stadt zum Schloss Amalienborg zu marschieren, wo die Ablösung um 12 Uhr stattfindet. Sie werden von einem Musikkorps und Tambourcorps begleitet. Bei besonderen Ereignissen, wie zum Beispiel dem Geburtstag der Königin Margarethe II. am 16. April, trägt die Leibgarde die rote Festuniform und die Flagge mit dem königlichen Wappen.

    Hans Henrik Hemig ist Freiwasserschwimmer und leitet die größte dänische Schwimmorganisation Copenwater. Trotz jahrelanger Erfahrung ist auch für ihn das Bad im Eiswasser jeden Tag eine Überwindung.
    Hans Henrik Hemig ist Freiwasserschwimmer und leitet die größte dänische Schwimmorganisation Copenwater. Trotz jahrelanger Erfahrung ist auch für ihn das Bad im Eiswasser jeden Tag eine Überwindung. Foto: Eva Weizenegger

    Von den Touristen lässt sich Hans Henrik Heming nicht beeindrucken. Der 58-jährige Freiwasserschwimmer geht seit vielen Jahren Eisbaden. „Im Gegensatz zu meinen sportlichen Aktivitäten, mache ich das nicht im Neoporenschwimmanzug, sondern nur mit einer Badehose bekleidet“, sagt er. Seine Reise als Langstreckenschwimmer startete er 2013. „Ich wollte eigentlich um Manhattan schwimmen“, sagt er. Weil ihm die Reise nach New York zu lange und zu umständlich war, suchte er eine andere Herausforderung. „Die Insel Amager ist genauso lange wie Manhattan und damit war klar, um sie schwimme ich.“ Um ihr Bad im Eis machen die Däninnen und Dänen auch nicht viel Aufhebens. Sie ziehen sich ihren Bademantel über, gehen zu einer der vielen Badestellen in der Stadt und tauchen kurz ins sechs Grad kalte Wasser ein. „Trotz aller Erfahrung ist es immer eine Überwindung“, gibt Hans Henrik zu. Er empfiehlt: „Nicht lange nachdenken, beherzt ins Wasser gehen und gut ausatmen.“ Er selbst hält es bis zu 30 Minuten im kalten Wasser ohne Neopren-Anzug aus. „Für Anfänger ist das aber nichts, da reichen ein bis zwei Minuten.“

    Skifahrer treffen sich mitten in Kopenhagen auf dem Copenhill

    Neben seiner Tätigkeit für den Umweltschutz gründete er 2015 die Gemeinschaft Copenwater, die mittlerweile 2000 Mitglieder zählt und die größte Schwimmorganisation in Dänemark ist. „Wir sind nicht einfach ein Schwimmclub, sondern lehren neben dem Schwimmen auch, wie wichtig der Atem gerade beim Freiwasserschwimmen oder Eisbaden ist.“ Zudem können die Mitglieder tauchen, es gibt die Möglichkeit zum Stand-up-Paddeln und einmal im Jahr wird ein Filmfestival veranstaltet. Seine Passion für Meer und Wasser hat er zum Beruf gemacht. Mit einem „Make peace with the freeze“ (Mach deinen Frieden mit der Kälte) steigt er im Stadtteil Refshaleøen in das von der Stadt errichtete Badebecken am Hafen. Wem es nach dem Bad dann doch ein wenig zu kalt wird, der hat hier die Möglichkeit, sich in einer kleinen Sauna aufzuwärmen oder nur wenige Meter in der beliebten Hart Bageri eine Zimtschnecke mit Kardamom und einen heißen Kaffee zu trinken.

    Der Blick aus der Bäckerei fällt auf das nahegelegene Müllkraftwerk, das 2017 seinen Betrieb aufnahm. Eigentlich kein so schöner Anblick und auch der dichte Nebel kann ihn nicht verdecken. Doch dort haben sich die Betreiber von Copenhill etwas ganz besonders ausgedacht: Eine 450 Meter lange künstliche Skipiste auf dem Dach der Anlage. „Sie war nicht unumstritten, aber die Idee, die aus einem Architektenwettbewerb entsprang, setzte sich durch und seit 2019 kann man in verschiedenen Schwierigkeitsgraden über den Dächern von Kopenhagen die Piste hinunter wedeln. „Wir wollen nächste Woche in den Skiurlaub nach Österreich und weil mein Sohn unbedingt vorher seine Skiausrüstung ausprobieren wollte, sind wir kurz hier auf die Piste gefahren“, sagt ein Vater, der in voller Skimontur, mit Helm und Skianzug kurz vor dem Start steht.

    Die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist auch im Winter reizvoll.
    Die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist auch im Winter reizvoll. Foto: Eva Weizenegger

    Der Kapitän Frederik auf Bootstour durch Kopenhagen

    Drei Freunde haben sich extra verabredet, um hier ebenfalls einen Nachmittag die Piste herunterzufahren. „Es ist hier nicht so einfach, wie auf Schnee“, sagen die drei. Die Kunstpiste ist hart und es braucht ein bisschen Umstellung im Gegensatz zu den Schneepisten in Österreich, Bayern oder Frankreich. „Weil die Piste das ganze Jahr befahrbar ist, finden hier sogar im Sommer Skicamps für Kinder statt“, erklärt Alexander Kanstrup-Ringling, Sales-Manager von Copenhill. Er selbst fährt seit 25 Jahren leidenschaftlich Ski und freut sich, dass sich die Idee beim Wettbewerb durchsetzen konnte. Nichtskifahrer können dort oben auf dem Dach wandern und die Aussicht über die Dächer von Kopenhagen genießen.

    Für Kapitän Frederik ist Kopenhagen nicht nur Heimat, sondern auch ein Platz, an dem ganz viel Spannendes zu erleben ist. Er schippert seine Gäste mit dem Elektroboot sanft und fast lautlos über den Christianshavn Kanal von Ofelia Plads bis zum Toldbod Havn. Vorbei an einem ehemaligen Militärgebiet, das mittlerweile zu den angesagten Vierteln der Stadt gehört. Vom Boot aus sieht man die futuristischen Gebäude der königlichen Oper oder den sogenannten Black Diamond, der Anbau der königlichen Bibliothek, dessen Atrium die neue Bibliothek mit der alten verbindet. Frederik lebt seit 2021 wieder in Kopenhagen. Zuvor war er überall in der Welt unterwegs. „Ich wollte hier einfach nur weg“, blickt er zurück. Es sei ihm viel zu einfach gewesen in Dänemark. „Hier funktioniert einfach alles, es gab keine Herausforderungen für mich.“

    Smørrebrød ist ein Muss in Dänemark.
    Smørrebrød ist ein Muss in Dänemark. Foto: Eva Weizenegger

    Die Dänen sind das zweitglücklichste Volk der Welt

    Dabei gilt Dänemark auch im Jahr 2024 wieder als das zweitglücklichste Land der Welt. Der von den Vereinten Nationen herausgegebene World Happiness Report 2024 (WHR), der auf Daten der letzten drei Jahre basiert, untersucht die Lebenszufriedenheit unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Zugang zu Bildung, Einkommen, Lebenserwartung, sozialer Zusammenhalt und Kriminalitätsraten. „Aber mir hat das einfach nicht gereicht, wenn die größte Herausforderung nur ist, mit jemanden in Gespräch zu kommen, den du nicht kennst“, sagt Frederik. Nach Stationen in Istanbul, Barcelona, Kosovo und Montenegro kehrte er aber dann doch wieder zurück in seine Heimat. Er studierte Lichtdesign und ist noch immer fasziniert vom Lichtspiel der Stadt. „Ganz besonders ist dies beim vierwöchigen Lichterfest ab 31. Januar zu sehen“, sagt er und schwärmt von den unterschiedlichsten Lichtinstallationen, die über das Stadtgebiet verteilt zu sehen sind. Die Familie und die Freunde waren es schließlich auch, die ihn wieder zurück nach Dänemark zogen. „Ich habe gelernt, dass es unglaublich schön sein kann, nur wenige Minuten außerhalb von Kopenhagen die Natur zu erleben und gleichzeitig mitten in der Stadt das pralle Leben mit Clubs, Bars und alternativer Szene zu haben.“

    Dort, wo sonst viele Menschen sind, vor dem Schloss Amalienborg, sind im Winter nur wenige Besuchergruppen.
    Dort, wo sonst viele Menschen sind, vor dem Schloss Amalienborg, sind im Winter nur wenige Besuchergruppen. Foto: Eva Weizenegger

    Schon ab 16.30 Uhr bricht die Abenddämmerung an. Ganz langsam, als würde eine Kerze entzündet, wechselt die Atmosphäre in den Dimmer-Zustand. Nichts ist grell, nichts laut und hektisch. Hinter den vorhanglosen Fenstern kehrt dann das ein, was die Däninnen und Dänen als hygge bezeichnen - das kuschlige, ja fast gemütliche Lebensgefühl, etwas miteinander in entspannter Atmosphäre zu genießen.

    Für Fahrradfahrerinnen und -fahrer ist Kopenhagen ein Traum. Im Alltag sieht man viele Transporträder.
    Für Fahrradfahrerinnen und -fahrer ist Kopenhagen ein Traum. Im Alltag sieht man viele Transporträder. Foto: Eva Weizenegger
    • Anreise Mit dem Flugzeug: Ab Flughafen München mit Lufthansa nach Kopenhagen, 11 Uhr München ab, 12.45 Uhr in Kopenhagen oder ab 21.15 Uhr in München und 22.55 Uhr in Kopenhagen, Flugpreis ab 153 Euro.
    • Aktivitäten Kunst aus 6000 Jahren beim Besuch der Ny Carlsberg Glyptothek https://www.glyptoteket.com/
      Harry-Potter-Feeling in der alten Universitätsbibliothek, gegründet 1861. Seit Oktober 2023 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. https://kub.ku.dk/english/librarybuilding/history
      Dänische Designgeschichte gibt es im Designmuseum zu sehen, das sich mit einer neuen Dauerausstellung auch auf die großen dänischen Designerinnen und Designer des 20. Jahrhunderts konzentriert. https://designmuseum.dk/en/
      Tour durch den Stadtteil Norrebro, ein Stadtteil, der sich im Laufe der Jahre zum angesagten Stadtteil mit alternativer Szene entwickelt hat.
      Eine Fahrt durch die Kanäle Kopenhagens, mit eigenem Kapitän, beheizten Kissen und ganz umweltfreundlich mit dem E-Boot. Je nach Tour kostet die Fahrt 195 Dänische Kronen pro Person für eine Stunde. https://goboat.dk/en/about-goboat
      Skifahren auf dem Copenhill. Inklusive Skiausrüstung kostet die Stunde für Nichtmitglieder 50 Euro. https://www.copenhill.dk/en
    • Essen Eingebettet in die Gärten des Frederkisbergs Have befindet sich das Restaurant Fasangården in einem historischen Gebäude, das ursprünglich zur Fasanenzucht für die königliche Jagd unter Christian IV. erbaut wurde. Heute werden dort bodenständige Speisen mit einem modernen Touch serviert. https://meyers.dk/restauranter/fasangaarden-en/
      Smørrebrød ist ein Muss in Dänemark. Dass das belegte Brot viel mehr sein kann als ein einfaches Käse- oder Wurstsandwich, erleben die Besucherinnen und Besucher im Restaurant Møntergade im Herzen von Kopenhagen. https://montergade.dk/en/home-en/

    Die Autorin recherchierte auf Einladung von Visit Denmark

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