Kaum hat das Jahr begonnen, packt viele Menschen in der Region das Fernweh – zumal bis Ende Januar oft die Urlaubsplanung auf der Arbeit ansteht. Wer in Corona-Zeiten Reisen plant, muss sich jedoch auf Herausforderungen einstellen. Wir geben einen Überblick, was zu beachten ist.
Welche Tipps geben Experten für die Urlaubsplanung 2022?
Auch heuer sind beim Buchen sehr viel Spontanität und Flexibilität gefragt, sagt der Münchner Tourismusforscher Markus Pillmayer: „Der Status eines Reiselands kann sich von heute auf morgen ändern.“ Urlaubswilligen rät er daher, wohl überlegt zu planen und die Lage stets im Blick zu behalten. Im ersten Schritt sollten Urlaubswillige schauen, wo sie gerne hinmöchten und ob sie mit ihrem Impfstatus überhaupt dorthin kommen. „Die zentrale Frage ist: Ist das Reiseland für mich erreichbar?“ Im zweiten Schritt sollte man bedenken: Welche Regeln gelten vor Ort, wie kann ich den Urlaub daran anpassen? Die dritte zentrale Frage, so Pillmayer: „Wie gut komme ich zurück, wie gehe ich und wie geht mein Arbeitgeber notfalls auch mit einer Quarantäne um?“
Gibt es in diesem Jahr besonders verbreitete Reisetrends?
Pillmayer geht davon aus, dass Fernreisen ähnlich schwierig zu planen sind wie im vergangenen Jahr: „Der Trend geht stark zum europäischen Ausland, wobei man auch hier spekulieren muss, welche Länder zur Reisezeit keine Risikogebiete sind.“ Auch Urlaub in Deutschland sei für Familien wieder eine gute Option. In den Ferien werde man dies gerade in Urlaubs-Hotspots wie den Alpen zu spüren bekommen. Da treffe ein starker Andrang auf weniger Unterkünfte, denn einige Gastbetriebe hätten in der Pandemie aufgegeben und für einzelne sei es lukrativer, für einige Monate Kurzarbeit anzumelden als dauerhaft geöffnet zu haben.
Wie lässt sich vermeiden, die Freizeit inmitten des großen Urlauber-Ansturms zu verbringen?
Tourismusforscher Pillmayer empfiehlt, Urlaube und Ausflüge noch stärker als bisher antizyklisch zu planen: „Ich kann nur raten, nicht an Feiertagen oder langen Wochenenden in die Hotspots zu fahren. Auch in den Ferien ist es cleverer, unter der Woche an beliebte Orte zu kommen.“ Wer Verkehrschaos auf Autobahnen, lange Parkplatzsuche am Reiseziel und Massenansturm auf Attraktionen meiden will, sollte auch alternative Ziele in die Planung einbeziehen. Nicht nur die Berge oder die Küste, sondern ganz Deutschland sei ein wunderbares Reiseland: „Auch im Westerwald oder im Sauerland kann man schöne Tage verbringen. Es sind nicht immer die Must-Sees rund um Alpen und Bergseen, die einen Urlaub perfekt machen.“ Gerade anderswo sei das Preisniveau teils entspannter.
Lohnen sich Frühbucher-Rabatte in Zeiten der Corona-Pandemie noch?
Julia Zeller, Expertin für Reiserecht bei der Verbraucherzentrale Bayern, empfiehlt: Verbraucher sollten bei Frühbucher-Rabatten ganz genau hinschauen. „Ist es wirklich ein guter Preis – oder wurden im Vorfeld Tarife erhöht und der Rabatt ist nur scheinbar günstig, aber eigentlich eine Werbemasche?“ Ein Problem beim frühen Buchen sei außerdem, dass sich die Corona-Lage sehr stark verändern kann und Reisebedingungen oder Corona-Regeln am Zielort soweit im Voraus kaum abzusehen sind.
Wie steht es in diesem Sommer mit Last-Minute-Angeboten?
Der Vorteil bei kurzfristig geplanten Reisen ist, dass Urlauber die Lage vor Ort besser einschätzen können, sagt die Reiserechtsexpertin Zeller. „Buche ich erst eine Woche vorher, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es bei den Fallzahlen und Bestimmungen bleibt, die ich bei der Planung erwarte.“ Ob eine Last-Minute-Entscheidung günstiger als eine reguläre Buchung ist, könne man mit Gewissheit aber nicht mehr sagen. Schließlich sei es jetzt in der Corona-Pandemie quasi ein neuer Markt, da kann es kurzfristig durch gesteigerte Nachfrage auch teurer kommen.
Was müssen Urlauber im Fall von coronabedingten Stornierungen beachten?
Grundsätzlich gilt: Sagen Vertragspartner wie Airlines oder Beherbergungsbetreibe die Reise ab, bekomme ich als Urlauber mein Geld zurückerstattet. Das gilt unabhängig von Individualreise oder Pauschalangebot, erklärt Zeller: „Storniere ich im Fall einer individuellen Buchung selbst Flug oder Hotel, bleibe ich meist auf den Kosten sitzen und bekomme höchstens Steuern und Gebühren zurück.“ Die grundsätzliche Frage bei jeder Flug- oder Zugbuchung sei daher: „Bin ich ein Sparfuchs, nehme lieber das Sparticket und gehe damit ein Stück weit ins Risiko? Oder gehöre ich eher zu den Vorsichtigen und gebe für ein Flexticket etwas mehr aus?“ Dieses lasse sich meist bis kurz vor Reiseantritt noch umbuchen oder stornieren.
Sind Pauschalreisende im Storno-Fall grundsätzlich besser dran?
Lange galt: Wer eine Pauschalreise wählt, kann in der Pandemie noch bis kurz vorher davon zurücktreten, ohne Stornogebühren zahlen zu müssen, sofern eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorliegt. Doch Pauschalurlauber sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen, sagt die Reiserechtsexpertin Zeller: „Die Pandemie dauert nun schon zwei Jahre an und jedem sind mögliche Einschränkungen bekannt.“ Daher bleibe ein BGH-Urteil abzuwarten, ob eine Reisewarnung auch weiterhin als außergewöhnlicher Grund zum Entfall der Stornogebühr führt oder ob Urlauber einen vertraglich vereinbarten Betrag zahlen müssen.
Kann ich bei coronabedingter Absage durch den Reiseveranstalter eine Ersatzreise erwarten?
Viele Anbieter bemühen sich zwar darum, ihren Kunden im Fall einer ausgefallenen Reise ein Alternativziel anzubieten. Doch einen Anspruch haben Urlauber nicht darauf, sagt Juristin Zeller: „Wer derzeit einen Urlaub plant, sollte immer im Kopf haben: Wir sind in der Pandemie und was kommt, das weiß niemand so genau.“ Daher müssen Reisende damit rechnen, dass der Urlaub nicht wie geplant oder sogar gar nicht stattfinden kann. „Im Zweifel muss man sich damit abfinden, die freie Zeit zu Hause zu verbringen.“