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So läuft ein Surfen-Anfängerkurs in der Jochen-Schweizer-Arena in München ab

Surfen für Anfänger

Surfen in Bayern: Hier kann man die Welle machen

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    Das Surfen auf stehenden Wellen wird in Bayern immer beliebter. Unser Autor hat getestet, wie schnell man die Sportart lernen kann.
    Das Surfen auf stehenden Wellen wird in Bayern immer beliebter. Unser Autor hat getestet, wie schnell man die Sportart lernen kann. Foto: Bill Titze

    Ich verliere die Balance und schlage kopfüber im Wasser auf. Schon wieder … zum vierten Mal versuche ich jetzt, diese Welle zu reiten. Weiter als einen halben Meter vom Beckenrand entfernt habe ich es mit meinem Surfbrett bisher nicht gebracht. Sobald mich mein Trainer an den Schultern loslässt, gehorcht es mir nicht mehr. Auch dieses Mal gebe ich auf und lasse mich fallen. Als ich aus dem Wasser auftauche, blickt mein Trainer etwas ratlos in meine Richtung.

    „Wir probieren es jetzt mal mit der Stange“, ruft er mir zu. Ich taste mich wieder auf mein Brett und halte mich an dem Rohr fest, dass mein Trainer über dem Becken angebracht hat. Während ich mein Gewicht verlagere, werde ich plötzlich mutiger. Ich nehme einen Arm von der Stange, dann den zweiten. Und wie ich da so freihändig auf dem Brett stehe, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dieser Welle gewachsen zu sein.

    Als Kind besaß ich mal ein mit buntem Stoff überzogenes Styroporbrett, mit dem ich mich in Italien ins Wasser stürzte. Mit dem Haifisch-Motiv unter meinem Bauch wartete ich, bis die Gischt des Salzwassers über meinen Kopf rauschte und die Wellen mich an den Strand spülten. Näher sollte ich dieser Sportart lange Zeit nicht kommen. Aber dann fingen plötzlich alle an zu surfen. Diese gefühlt 100 Freunde auf Instagram zum Beispiel. Oder die vielen Flusssurfer, die sich in Nürnberg, Würzburg oder Augsburg mittlerweile zusammentun, um ein wenig Copacabana in den Freistaat zu bringen.

    Eisbachwelle und bald die O2-Surftown am Münchner Flughafen

    Vor allem München wurde zum Surfer-Mekka, zur internationalen Eisbachwellenstadt. Ein echter Münchner wundert sich längst nicht mehr, wenn er im Englischen Garten von einem Fahrrad mit Surfbrett-Träger überholt wird. Aus der ganzen Welt kommen die Surferboys und -girls in die Landeshauptstadt, um auf der legendären Eisbachwelle zu reiten. Nun soll am Münchner Flughafen auch noch ein neues Surferzentrum eröffnet werden. Ich frage mich also: Wie schwierig ist das eigentlich, Surfen lernen auf einer stehenden Welle?

    Surferinnen und Surfer aus der ganzen Welt kommen nach München, um an der berühmten Eisbachwelle zu surfen.
    Surferinnen und Surfer aus der ganzen Welt kommen nach München, um an der berühmten Eisbachwelle zu surfen. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Ich entscheide mich für einen Kurs in der Jochen-Schweizer-Arena im Süden Münchens. Der Abenteuer-Unternehmer betreibt hier ein Erlebniszentrum, neben einer künstlichen Surfwelle gibt es auch einen Luftkanal. Eine halbe Stunde Anfänger-Surfen gemeinsam mit fünf anderen Kursteilnehmern kostet 59 Euro. Nicht günstig, aber dafür sind Surfbrett und Schutzausrüstung inklusive.

    Welle an der Münchner Floßlände für Surf-Anfänger geeignet

    Einen Tag vor meinem Kurs rufe ich einen Kollegen an, von dem ich weiß, dass er sich regelmäßig an den üblichen Surfer-Stellen in München herumtreibt. Anders als ich hat er sich das Surfen selbst beigebracht: an der Floßländewelle in Thalkirchen, Münchens Einsteigerwelle schlechthin.

    Das ist natürlich cooler, aber auch etwas schwieriger als in einem Indoor-Pool, wie mir mein Surflehrer später erklären wird. Die Welle in der Jochen-Schweizer-Arena sei grundsätzlich gleichmäßiger als die natürlichen Surf-Stellen in der Stadt. Außerdem kann die Indoor-Welle an das Niveau der Surferinnen und Surfer angepasst werden. Wer wie ich Anfänger ist, bekommt eine kleinere Welle als fortgeschrittene Sportlerinnen und Sportler.

    Mein Kollege erklärt mir am Telefon, wie ich mit meinen Beinen am besten auf dem Brett stehe und gibt mir den Tipp, für eine bessere Balance die Arme weit auszubreiten. „Das schaffst du schon“, versucht er mich am Ende zu ermutigen. Vielleicht hat er ja bemerkt, dass ich etwas unsicher bin.

    Die ersten Surf-Versuche in der Jochen-Schweizer-Arena

    Und dann stehe ich einen Tag später am Beckenrand. Und frage mich in meinem Neoprenanzug, was ich nur falsch mache; ob ich mit dem Surfen mein ganz persönliches Nicht-Talent gefunden habe; wie oft ich noch in den Wirbelstrom hinter der Welle fallen muss, bis ich irgendeine Art Erfolgserlebnis habe. Es ist alles sehr deprimierend.

    Mein Surflehrer René sieht mit seinem dunklen Teint und den Tattoos am ganzen Körper aus, als ob er gerade von Bali aus eingeflogen wurde. Bestimmt kann er Gitarre spielen und ist super gut im Lagerfeuer machen. Ich gebe ihm gedanklich neun von zehn Punkten für seinen Surfer-Look (ein Punkt Abzug für die fehlende Badehose mit Palmenmotiv).

    Die ersten Versuche dauern nur wenige Sekunden. René hält das Brett im Wasser fest, während ich vom Rand aus versuche aufzusteigen. Dieses Vom-Rand-aus-Aufsteigen ist zwar einfacher als beim Surfen im Meer, wo sich viele mit dem Übergang vom Paddeln zum Aufstehen besonders schwertun. Aber selbst unter diesen optimalen Bedingungen kämpfe ich mit meinen wackeligen Beinen. Binnen kürzester Zeit schaukle ich hin und her, bis ich das Gleichgewicht verliere und mich ins Wasser fallen lasse.

    Surf-Anfänger können sich in der Jochen-Schweizer-Arena für besseres Gleichgewicht an einer Stange festhalten.
    Surf-Anfänger können sich in der Jochen-Schweizer-Arena für besseres Gleichgewicht an einer Stange festhalten. Foto: Bill Titze

    Besonders frustrierend finde ich, dass sich die anderen Teilnehmer des Kurses deutlich besser anstellen. Verglichen mit ihnen habe ich die Körperbeherrschung einer Schwimmnudel. Wie ich beim Warten am Beckenrand erfahre, waren manche von ihnen schon öfter hier. Aha, denke ich mir, schon öfter hier! Unfair! Deshalb gleiten die so sicher hin und her. Deshalb sieht es so beneidenswert leicht aus, wenn sie sich in die Kurven legen.

    O2-Surftown am Münchner Flughafen eröffnet im August

    Eine von ihnen ist die 17-jährige Janea aus der Nähe von Wien. Sie erzählt mir, dass sie schon sechs bis sieben Mal hierhergekommen sei. Immer wenn sie ihre Großeltern in München besuche, nutze sie die Gelegenheit. „Aber das hier ist halt die einfachste Möglichkeit, weil die Welle das ganze Jahr offen hat“, findet die Schülerin.

    Janeas größter Traum ist, einmal auf Hawaii zu surfen. Tatsächlich soll das Wellenreiten unter Bedingungen wie im Meer bald auch im Freistaat möglich sein. In Hallbergmoos, nördlich von München, wird im August Deutschlands erstes Surf-Zentrum eröffnet. Auf einer Wasserfläche so groß wie zwei Fußballfelder werde die Anlage bis zu 10 Meter hohe Wellen erzeugen können, heißt es auf der Homepage der „O2-Surftown“. Anders als am Eisbach oder in der Jochen-Schweizer-Arena bietet das neue Surf-Zentrum am Münchner Flughafen zum ersten Mal laufende Wellen an, die dem Surfen im Meer nahekommen sollen. Der 9000-Seelen-Ort Hallbergmoos dürfte sich in diesen Tagen auf eine Welle von Touristinnen und Touristen wappnen.

    Unterdessen versuche ich in der Jochen-Schweizer-Arena weiter mein Glück. Und es läuft jetzt besser. Nachdem mir Surflehrer René vorschlägt, es mal „an der Stange“ zu versuchen und mir ein größeres Surfbrett gibt, habe ich die ersten Erfolgserlebnisse. Langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, wie ich mein Gewicht verlagern muss, um weiter unten oder oben auf der Welle zu stehen. Ich kann jetzt immer länger das Gleichgewicht halten, ohne mich festzuhalten.

    Ein ungeschickter Sturz lässt mich kurz wieder unsicher werden. Als mich die Strömung unter die Wasseroberfläche drückt, schnellt das Brett nur wenige Zentimeter entfernt an meinem Gesicht vorbei. Mit etwas Pech hätten mich die harten Finnen im Gesicht treffen können. Von da an halte ich beim Abspringen die Hände vor mein Gesicht – alte Sicherheitsregel beim Surfen, wie mir René später sagen wird. Ich bin auch froh um meinen Helm und den Schaumstoff, mit dem die Kanten des Pools gepolstert sind.

    Anfängerkurs in der Jochen-Schweizer-Arena auch mit Stange möglich

    Nach knapp einer halben Stunde ist der Kurs fast vorbei und ich setze mich ein letztes Mal an den Beckenrand und lege meine Beine auf das Brett. Trainer René nimmt die Stange wieder weg und lässt mich wissen, dass ich jetzt so weit sei. Bereit für „ohne Stange“. Ich will es jetzt wissen. Möge Neptun mir beistehen.

    Ich stehe auf und René lässt meine Schultern los. Langsam verlagere ich mein Gewicht in Richtung Pool-Mitte. Mit jedem Zentimeter, den ich vorankomme, beruhigt sich mein Atem. Ich versuche, an nichts zu denken (mindestens so schwierig wie Surfen lernen). Als ich in der Mitte des Beckens ankomme, jubeln mir Zuschauerinnen vom Rand aus zu. Eine halbe Minute lange stehe ich so auf der Welle. Ich habe es tatsächlich geschafft und bin nicht wenig stolz auf meinen kleinen Erfolg.

    Bei seinem letzten Versuch in der Jochen-Schweizer-Arena in München hat unser Autor ein Erfolgserlebnis.
    Bei seinem letzten Versuch in der Jochen-Schweizer-Arena in München hat unser Autor ein Erfolgserlebnis. Foto: Bill Titze

    Als ich aus dem Wasser komme, reckt mein Trainer die Daumen in die Höhe. Ohne den Zwischenschritt mit der Stange hätte ich das nicht geschafft, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich wäre eine weitere halbe Stunde Training nicht verkehrt, denke ich mir.

    „Die meisten brauchen zwei bis drei Kurse, bis sie einigermaßen hin- und hersurfen können“, erklärt mir René zum Abschied. Das tröstet mich ein wenig. Und ich verstehe jetzt den Wirbel ums Fluss-Surfen; warum der Trendsport immer beliebter wird. Es macht einfach richtig viel Spaß.

    Weitere Infos:

    • Surfen in der Jochen-Schweizer-Arena: Ludwig-Bölkow-Allee 1, 82024 Taufkirchen. Anfahrt über A8, Ausfahrt Taufkirchen Ost. Anfängerkurs Surfen (Sechs Teilnehmer, 30 Minuten, mit Haltestange): 59 Euro, Zuschauer frei. Surfen für Kinder ab 8 Jahren und 35 kg Mindestgewicht. Tickets unter www.jochen-schweizer-arena.de, Telefon: 089 452 44 55 995.
    • O2-Surftown am Münchner Flughafen: Eröffnung am Sonntag, 11. August. Messerschmittstraße 1, 85399 Hallbergmoos. Anfahrt mit dem Auto über A92 oder mit der S-Bahn-Linie 8 in Richtung Flughafen. Anfängerkurs Surfen: aktuell 59 Euro (im Vorverkauf). Tickets unter www.surftown.de.
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