Startseite
Icon Pfeil nach unten
Reise
Icon Pfeil nach unten

Skifahren auf Kreta? Warum das eine gute Idee ist

Winter auf Kreta

Erst Skifahren, dann Baden: Das kann man beim Skitourengehen auf Kreta erleben

    • |
    • |
    Auf Kreta kann man morgens Skitouren gehen und abends im Meer baden.
    Auf Kreta kann man morgens Skitouren gehen und abends im Meer baden. Foto: 4th Life Photography

    Der Flughafen-Mitarbeiter auf Kreta wirft auf den aufgetürmten Berg aus Ski, Skischuhen und Stöcken einen argwöhnischen Blick. Was soll das sein, fragt er in die Runde. Ski? Was habt ihr damit auf der Insel gemacht, will er ungläubig wissen und macht sich dann kopfschüttelnd an die Arbeit. Er packt das Sperrgepäck, mit vielen Fragezeichen auf dem Gesicht, aufs Band. Die Gepäckstücke am Flughafen in Heraklion reichen ihm grinsende Gesichter mit sonnenverbrannten Nasen entgegen. Das steckt auch den Flughafen-Mitarbeiter an - er lacht zurück. Eine kuriose Situation. Auch, weil nur wenige Meter weiter Urlauber mit Sonnenhüten und T-Shirts stehen. Nach Skitouristen sehen sie nicht aus.

    Skifahren auf Kreta ist unter Wintersportliebhabern nicht ungewöhnlich

    Die griechische Insel Kreta ist bekannt für ihre heißen Sommertage. Touristen erleben dort eine gute Zeit mit Meeresbrise, Ouzo und Faktor-50-Sonnencreme. Wer es sich am Meer bei gegrilltem Feta gut gehen lässt, verschwendet wohl nicht den entferntesten Gedanken daran, dass nur wenige Monate zuvor, hoch oben auf Kretas Bergen, noch Skifahrer ihre Schwünge gezogen haben.

    Es ist schon ein wenig verrückt, wenn man also im März an Kretas Flughafen steht, und statt der kurzen Hose die dicke Ski-Jacke eingepackt hat. Wenn sich kurz vor Beginn der Frühlings-Saison die ersten Restaurants der Insel vorbereiten, ist auf Kreta das kaum vorstellbare möglich. Skitourengeher streifen dann in den Bergen umher, und genießen mit etwas Glück feinste Abfahrten mit Firn. Genau dafür ist die Insel unter Wintersport-Liebhabern nämlich bekannt. Von Firn sprechen sie, wenn die Sonne nur ein paar Zentimeter der Schneedecke so angewärmt hat, dass sie auch im freien Gelände weich wird. Sie lässt sich dann fahren wie eine bestens präparierte Skipiste. Nicht jedes Jahr ist das möglich. Eine Portion Glück gehört schon auch dazu.

    Mit den Ski über Gewächs gehen muss auch einmal sein. Skitourgehen auf Kreta ist möglich - wenn auch mit einigen Tragepassagen.
    Mit den Ski über Gewächs gehen muss auch einmal sein. Skitourgehen auf Kreta ist möglich - wenn auch mit einigen Tragepassagen. Foto: Marina Kraut

    Die Skifahrt beginnt auf dem Timios Stavros, dem höchsten Berg Kretas

    Die Gruppe am Flughafen also, die mit den sonnenverbrannten Nasen und großen Gepäckstücken, hat schon eine Woche auf der Insel verbracht. Ihre erste Skitour haben sie im sogenannten Psiloritis Gebirge gemacht. Der dort höchste Gipfel heißt Timios Stavros. Er ist 2454 Meter hoch und damit der höchste Berg von Kreta.

    Der Tag, an dem die Skitour-Gruppe diesen Berg erklimmen möchte, fängt alles andere als gut an. Vor den kleinen Ferienwohnungen in dem Dorf Anogia prasselt der Regen an die Fenster. Es regnet in Strömen. Mein Gott, wie soll daraus eine gute Skitour werden? Also führt der Weg zunächst in das einzige geöffnete Café des Dorfes. Die Inhaberin ist gleichzeitig Chefin der Ferienwohnungen. Sie hat schon auf die Gruppe gewartet und schenkt Kaffee ein. Dazu gibt es griechischen Joghurt. In dem winzigen Lokal sitzt außer der Gruppe nur noch ein älterer Herr mit Zigarette und Bier. Alles wirkt irgendwie wenig optimistisch. Alles außer der Wirtin. Die strahlt, lacht und macht Mut: Es wird schon aufhören, zu regnen, sagt sie.

    Schafe bremsen die Skitourengeher auf Kreta aus

    Mit großer Skepsis geht es also in die Autos. Ski, Schuhe, Ausrüstung hineingepackt und los. Serpentine um Serpentine geht es nach oben. Verkehr fließt schon ab dem Ende des Ortes keiner mehr. Ausgebremst werden die Skitourengeher in ihren Mietwagen trotzdem. Und zwar von Schafen. Immer wieder. Sie laufen munter über die Straßen, liegen auf den Wegen. Immer da, wo die Sonne den Teer schon erwärmt hat. Das sorgt für spaßige Momente, die Stimmung hebt sich. Die Schafe entschleunigen.

    Und dann passiert wie so oft in dieser Woche etwas Unglaubliches: Die Wolken lichten sich, das Wetter ändert sich schnell. Die Sonne kommt hervor und die Autos müssen stehen bleiben. Nicht, weil der Weg endet. Sondern, weil der Weg von Schnee begraben ist. Am Straßenrand parken bereits zwei Fahrzeuge. Die Gruppe tut es ihnen gleich, schnallt die Ski unter die Füße und los geht‘s.

    Auf den weiten Hängen haben Skitourengeher die Chance auf beste Firn-Bedingungen.
    Auf den weiten Hängen haben Skitourengeher die Chance auf beste Firn-Bedingungen. Foto: Marina Kraut

    Die Skitourengeher auf Kreta haben Glück an diesem Morgen

    Der Aufstieg ist anstrengend. Es gibt keine Schilder und der Hang wirkt unglaublich mächtig und weitläufig. Die Gruppe hat Glück: Eine eigene Spur muss sie sich nicht machen. Der Berg gehört zu den bekannteren Zielen auf Kreta. An diesem Morgen waren schon einige wenige Sportler vor ihnen. In der Szene hat der Timios Stavros mittlerweile schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Alle paar Jahre findet dort sogar ein Skitouren-Rennen statt. Ein Spektakel für die umliegenden Dörfer.

    Bei Skitouren auf Kreta trifft man nur sehr, sehr wenige Menschen. Und begegnet man Wintersportbegeisterten, dann sind es meist Österreicher oder Bayern. Die Gruppe, die uns auf ihren Weg auf den Timios Stavros mitnimmt, wird im Laufe der Woche nur einem einzigen griechischen Skitourengeher begegnen. Er ist Bergführer und arbeitet mit anderen Bergschulen aus dem Ausland zusammen. Er wird später erzählen, dass es auf Kreta vielleicht 50 Menschen gibt, die regelmäßig auf Skiern die Berge erklimmen.

    Kreta ist kein Skitourengebiet für Anfänger

    Wer im Psiloritis oder dem nicht weit entfernten Gebirge Lefka Ori unterwegs ist, sollte kein Anfänger sein. Eine Beschilderung für Wintersportler gibt es nicht. Einen griechischen Lawinenwarndienst oder eine Bergwacht auch nicht. Trotzdem sind die Touren etwas sicherer zu begehen, als etwa in den Alpen. Denn die relativ konstanten Temperaturen in Kretas Gebirge sorgen für gleichbleibende Bedingungen. Zudem schneit es nur selten - Schneeschichten müssen sich deutlich weniger oft miteinander verbinden. Herausfordernd ist es allerdings, überhaupt erst an den Ausgangspunkt einer Tour zu finden. Wagt man sich in ein wenig befahrenes Gelände vor, sind die Wege nicht befestigt. Es geht oft auf grobem Kies steil nach oben. Wendemöglichkeiten sind selten. Je nach Schneelage kommt es immer wieder vor, dass Sportler ihre Ski einige Höhenmeter tragen müssen - immer so lange, bis der Schnee beginnt.

    Im März wird es in Kreta bereits warm. Unten im Tal am Meer ist es grün. Im Hintergrund sind die Berge zu sehen. Dort ist es noch tiefer Winter.
    Im März wird es in Kreta bereits warm. Unten im Tal am Meer ist es grün. Im Hintergrund sind die Berge zu sehen. Dort ist es noch tiefer Winter. Foto: Marina Kraut

    Beim Weg auf den Timios Stavros kommt die Sonne immer weiter hinter den dichten Wolken hervor. Der steile Gipfelhang lässt allerdings nicht nach. Spitzkehre um Spitzkehre geht es steil nach oben. Oben angekommen belohnt der Anblick einer tiefgefrorenen Gipfel-Kapelle. Sie hat sogar eine Glocke. Läuten kann man sie an diesem Tag aber nicht - der Schlegel ist festgefroren. Obwohl es immer wieder ein Glücksgefühl ist, am Gipfel zu stehen, ist dort oben doch schon jeder heiß auf die Abfahrt. Ist sie wirklich so einmalig?

    Die Skifahrer werden mit einer langen Abfahrt belohnt

    Sie ist es, wie sich wenige Augenblicke später zeigt. Der Firn ist da. Und außerdem werden die Skifahrer mit einer unglaublich langen Abfahrt belohnt. Kein Baum, keine Latschenkiefer, kein Felsvorsprung - der Hang ist einfach nur groß, breit und bietet Platz. Schwung um Schwung nach unten, bis die Oberschenkel glühen.

    Und dann, wieder unten angekommen, ist es gar nicht so anders als im Sommer: Zwar haben deutlich weniger Restaurants geöffnet. Doch wer ein wenig sucht, findet Feta, Ouzo und Moussaka. Natürlich darf auch der Sprung ins Meer nicht fehlen. Skitour und Baden im Meer? Auf Kreta geht das.

    Informationen zur Reise

    Anreise Von München aus dauert der Direktflug nach Kreta etwa knapp drei Stunden. Mehrere Airlines fliegen den Flughafen in Heraklion an.

    Skifahren auf Kreta Beste Reisezeit ist von Januar bis März. In Kreta kann man in den Gebirgen Lefka Ori und Psiloritis Skitouren gehen. Je nach Schneelage sollte man vor Ort entscheiden, wo sich ein längerer Aufenthalt anbietet. Ein paar Skischulen in Bayern bieten Reisen mit Bergführern an. Ausgangsorte für die Touren sind etwa Axos (Psiloritis) oder Agios Ioannis (Lefka Ori). Nicht überall haben Restaurants und Unterkünfte im März geöffnet.

    Info Allgemeine Information zu Griechenland und Kreta auf der Homepage www.visitgreece.gr/islands/crete.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden