Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Silvester: Silvester international: So wird der Jahreswechsel in aller Welt gefeiert

Silvester

Silvester international: So wird der Jahreswechsel in aller Welt gefeiert

    • |
    Die Australier machen traditionell den Auftakt zur großen Silvestersause.
    Die Australier machen traditionell den Auftakt zur großen Silvestersause. Foto: Jacob/stock.adobe.com

    14 Uhr – wir tragen gerade die letzten Bierkisten für die Silvesterparty rein, da zappeln schon die ersten Jahreswechselbilder über den Smartphone-Bildschirm. Aus Sydney, wo vor 1,5 Millionen Zuschauern traditionell das weltweit spektakulärste Großfeuerwerk steigt – über dem „Kleiderbügel“, wie die Sydneysider ihre Harbour Bridge liebevoll nennen. Das längste ist es wohl auch – mit zwölf Minuten. Sie stehen für die zwölf Monate des abgelaufenen Jahres. Die sollen in Australien rückstandslos weggeböllert werden, um ballastfrei ins neue Jahr starten zu können. 

    Mit 108 Glockenschlägen wird in Japan ins neue Jahr gestartet.
    Mit 108 Glockenschlägen wird in Japan ins neue Jahr gestartet. Foto: Kanzilyou/stock.adobe.com

    16 Uhr – die Deko für die heimische Party nimmt so langsam Form an, da hat der Japaner sein Haus endlich besenrein – nach Tagen. „Bonenkai“ heißt das Kehrausfest des Vergessens, das im Reich der aufgehenden Sonne in der Woche vor Silvester gefeiert wird, mit gründlicher Reinigung des Hauses (Osoji) und anschließendem Kiefern- und Blütenschmuck (Kadomatsu) gegen böse Geister. Gleich 108 Sünden haben die Menschen dort nach buddhistischem Glauben, weshalb 108 Glockenschläge an Silvester zu mitternächtlicher Stunde aus den Tempeln ertönen, um diese zu vertreiben. Kann dauern, weshalb die Japaner jetzt genug Zeit haben, auf klebrigen Reisklößen namens „Mochi“ herumzukauen. Doch Obacht, manch einer ist schon dran erstickt, weshalb japanische Behörden schon mal empfehlen, die „Mochi“ in Suppe oder mit viel Wasser zu verzehren. Erste-Hilfe-Maßnahmen für „Mochi“-Opfer kennt jeder Japaner: Fünf kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter … damit man das neue Jahr auch garantiert erlebt. 

    An Silvester kommt es in Vietnam auf den Karpfen an

    18 Uhr – während bei uns der Partyservice allmählich mal klingeln könnte, ist in Vietnam der Karpfen längst da. Aber nicht zum Verzehr. Sondern in heiliger Mission. Denn viele Vietnamesen und Vietnamesinnen glauben, dass ein Gott in ihrem Hause wohnt – als Teilzeitgast sozusagen. Dieser soll zu Silvester in den Himmel reisen, um dort nur Gutes über das Haus und seine Bewohner zu erzählen. Davon hängt angeblich ab, wie es im neuen Jahr mit Glück und Pech bestellt sein wird. Ach ja – in den Himmel reitet der Gott auf dem Rücken des Karpfens. Weshalb die Vietnamesen zu Silvester diesen Fisch kaufen und in einem hausnahen Gewässer dann schwimmen lassen …

    Linsen und Schweinswurst sollen in Italien für den Geldsegen sorgen.
    Linsen und Schweinswurst sollen in Italien für den Geldsegen sorgen. Foto: AleMasche72/stock.adobe.com

    22 Uhr – die Partystimmung zu Hause ist schon prima, noch zwei Stunden bleiben vom alten Jahr, da begrüßen die Russen in Moskau bereits das neue. Soweit sie denn unsere Silvester-Zeitrechnung mitmachen. Denn wer sich dort nach dem julianischen Kalender richtet, hat – nun ja – etwas Feiertagskuddelmuddel: Silvester und Weihnachten liegen demnach auf einem einzigen Tag, nämlich dem 13. Januar. Die Kinder aber bekommen ihre Geschenke schon am 6. Januar … Aber weil die Russen bekanntlich feierfreudig sind, fangen sie mit einem zehntägigen Marathon schon mal in der Silvesternacht an: Väterchen Frost, quasi der russische Zwillingsbruder des Weihnachtsmanns und seine Begleiterin Snegurotschka, sind unterwegs, und die Familien versammeln sich bereits um den Jolka (Tannenbaum) herum.

    Das Apfelorakel ist den Tschechen an Silvester wichtig

    Mitternacht – während bei uns vor der Tür die Raketen aus den Sektflaschen zischen, sinnieren viele Tschechen über dem Apfelorakel: Liegen die Kerne in der aufgeschnittenen Apfelhälfte kreuzförmig, wird das neue Jahr wohl unglücklich. Sind sie sternförmig angeordnet, winkt angeblich Glück. Mit derlei schwermütiger Wahrsagerei halten sich die Spanier bei ihrem Weintraubenkult nicht auf: Zwölf Stück müssen es sein, die um Punkt Mitternacht nacheinander verspeist werden. Supermärkte bieten spezielle Zwölfer-Konservendosen an, und fliegende Händler ziehen mit Zwölferpacks zu Wucherpreisen kurz vor Mitternacht durch die Kneipenviertel. Dann muss pro Glockenschlag eine Traube verschlungen werden. Wer's nicht rechtzeitig schafft, dem dräut angeblich Ungemach … ach ja, und spanische Frauen müssen in der Silvesternacht rote Unterwäsche tragen. Soll Glück bringen. Die Portugiesen nebenan halten gern zum Jahreswechsel eine Münze in der Hand, springen vom Stuhl und zerschmeißen Geschirr. Und dann die Italiener: Das ganze Jahr Pizza und Pasta, aber ausgerechnet an Silvester muss es ein eher urdeutsches Gericht sein – Linsen mit Schweinshaxe. Soll angeblich Geldsegen symbolisieren. Und dann ist da noch eine alte Bekannte – die rote Unterwäsche. Sollen auch italienische Frauen in der Silvesternacht tragen. Müssen aber geschenkte Dessous sein, sonst bringen sie kein Glück. Frauen, die noch auf der Suche nach dem Richtigen sind, streuen sich in Polen Mohn in den Schuh.

    Das Feuerwerk an der Copacabana.
    Das Feuerwerk an der Copacabana. Foto: Stefano/stock.adobe.com

    1.00 Uhr – „Hurra, hurra, die Schule brennt“ – die Neue-Deutsche-Welle-Phase der heimischen Party klingt gerade aus, da sind nun auch die Briten und Britinnen so weit und begrüßen das Neue Jahr – mit einem riesigen Feuerwerk rund um das Riesenrad London Eye und der größten Kostümparty des Landes sowie einem gewöhnungsbedürftigen Getränk in Schottland: „Hot Pint“, einem Mix aus Bier, Whisky und Eiern. Skol! Und für uns lieber noch 'n Sekt …

    In Brasilien wird natürlich an der Copacabana gefeiert

    3.00 Uhr – während unser Partyfinale langsam steigt, lassen es auch die Südamerikaner zum Jahreswechsel krachen: Die Brasilianer in Rio strömen an den Strand der Copacabana, um dort – ganz in Weiß gekleidet – über sieben Wellen zu springen. Pro Welle äußern sie einen Wunsch fürs neue Jahr. Unter ihrer weißen Kleidung tragen sie – nein, nicht nur rote Unterwäsche, sondern bunte. Rosafarbene für die Liebe, gelbe für Wohlstand, weiße für den Frieden und – da ist sie nun doch wieder: rote für die Leidenschaft. Die Leidenschaft kennt man von den Argentiniern und Argentinierinnen ja vom Tango und vom Fußball. Zu Silvester zeigen sie, dass sie sich mindestens ebenso leidenschaftlich in Aktenordner, Dokumente und Schnellhefter hineinsteigern können: Diese zerreißen und schreddern sie nämlich und schmeißen sie als Aktenkonfetti aus den Fenstern hinaus auf die Straße. Das soll Platz schaffen im Haus für schöne Dinge im neuen Jahr. Entrümpelung mal anders! 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden