Der Brexit ist einfach nur lästig. Seit 2021 benötigen EU-Bürger einen Reisepass für die Einreise ins Vereinigte Königreich. Und ab Oktober wird's noch nerviger: Dann führt die Insel jenseits des Kanals ETA ein. Die drei Buchstaben stehen für Electronic Travel Authorisation und das heißt, man muss sich wie bei ESTA in den USA vorab online anmelden, um eine Reisegenehmigung zu erhalten. Ohne die kommt niemand ins Flugzeug, auf die Fähre oder mit dem Auto oder der Bahn durch den Eurotunnel. Aber ein positiver ETA-Bescheid garantiert wie ESTA nicht automatisch die Einreise. Die Grenzbeamten dürfen bei der Passkontrolle jeden immer noch abweisen.
England-Reisende müssen sich vorab elektronisch anmelden
EU-Bürger haben zum Glück noch ein wenig Zeit, bis es ernst wird. Denn Großbritannien beginnt mit dem ETA-System schrittweise. Los geht's diesen Oktober – sozusagen zum Üben – mit dem übersichtlichen Emirat Katar. Im Februar 2024 folgen Jordanien, Bahrain, Oman, Kuwait, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Danach, der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest, werden die einzelnen EU-Länder in die ETA-Anmeldung integriert. Und ganz zum Schluss sind die USA an der Reihe. Ausgenommen von diesem digitalen Aufwand ist nur Irland.
Wer als Deutscher der unkomplizierten Einreise vor dem Brexit nachweint, betrachtet ETA als lästige Pflicht. Aber in den Augen vieler anderer Staaten ist die Teilnahme an ETA ein Privileg. Denn die elektronische Registrierung, die wie das US-Vorbild für zwei Jahre unbegrenzte Einreisen und maximal sechs Monate lange Aufenthalte ermöglicht, befreit viele Passhalter anderer Staaten von der Visumspflicht (Visa Waiver Program). Das britische Königreich gewährt schließlich die visafreie Einreise nur Ländern, mit denen es besonders gute Beziehungen pflegt.
Die Online-Registrierung ist eigentlich als Erleichterung gedacht
Die Online-Registrierung vor der Abreise ist also eher als Erleichterung gedacht. Damit lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einmal erledigen die Reisenden selbst die Eingabe persönlicher Daten, die danach von den Behörden nur noch abgeglichen werden müssen. Zum anderen weiß der Gastgeber – im Falle von ETA – bis zum Anmeldeschluss 48 Stunden vor Antritt der Reise, wer da beabsichtigt, britischen Boden zu betreten. Zudem ist so ein digitaler Reiseantrag nicht gratis und spült Geld in die Staatskasse. Zehn Pfund betragen die ETA-Gebühren.
Elektronische Reisegenehmigungen werden schon lange eingesetzt, um einreisende Touristen, Verwandte, Studenten oder Dienstreisende zu überprüfen. Pionier des Systems ist Australien, das bereits 2001 für Singapur und die USA die Visapflicht gegen die elektronische Reiseerlaubnis austauschte. Im Nachgang zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York führten die USA aus Sicherheitsgründen 2008 das ESTA-System ein. Kanada und Neuseeland zogen 2015 beziehungsweise 2019 nach.
Auch die EU arbeitet an einer Einreiseregelung namens ETIAS
An einer Online-Registrierung vor der Abreise arbeitet seit 2016 auch die EU. Mit ETIAS (European Travel Information and Authorisation System) sollen Angehörige von 60 Staaten visafrei in die EU einreisen können. Die ETIAS-Genehmigung gilt für drei Jahre und jeweils einen Aufenthalt von 90 Tagen mit beliebig vielen Einreisen in einem Zeitraum von 180 Tagen. Wer einen neuen Reisepass bekommt, muss erneut einen Online-Antrag stellen. Die ETIAS-Gebühr ist mit sieben Euro vergleichsweise günstig. Wer unter 18 bzw. über 70 Jahre alt ist, muss gar keine Gebühren bezahlen. Kostenlos sind außerdem alle ETIAS-Anträge für Familienmitglieder von EU-Bürgern sowie Nicht-EU-Bürgern, die jedoch eine Aufenthaltsgenehmigung haben. Jetzt bleibt nur noch die Frage, wann ETIAS in Kraft tritt. Geplant ist 2024. Doch auch der Termin November 2023 wurde schon gerissen.