Beim Lufthansa-Ferienflieger „Discover Airlines“ stehen die Zeichen auf Streik. In getrennten Urabstimmungen haben die Mitglieder der Gewerkschaften „Unabhängige Flugbegleiter Organisation“ (UFO) und „Vereinigung Cockpit“ für Arbeitskampfmaßnahmen gestimmt. Ein Streiktermin wurde am Mittwoch nicht angekündigt.
Discover Airlines gehört zur Lufthansa. Gegründet wurde sie erst vor drei Jahren. Die vergleichsweise kleine Fluggesellschaft fliegt von Frankfurt und München aus klassische Urlaubsorte an. Schon Anfang des Jahres streikten die Piloten von Discover Airlines mehrere Male. Zuletzt im Februar für drei Tage. Ihr Ziel war ein erster Tarifvertrag für das noch junge Unternehmen.
Warum will das Flugpersonal von Discover streiken?
Statt mit den Gewerkschaften VC und UFO hat die Lufthansa einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossen.
Die VC und die UFO kritisieren, dass nur wenige der Discover-Mitarbeiter bei Verdi sind und somit die meisten nicht von diesem Tarifvertrag profitieren. „Da ist eine nicht legitimierte Arbeitnehmervertretung vom Management ins Amt gehoben worden“, sagt Ufo-Tarifexperte Harry Jaeger. VC und UFO wollen einen eigenen Abschluss zu besseren Arbeitsbedingungen, so die beiden Gewerkschaften. Die beiden Spartengewerkschaften für Piloten und Flugbegleiter arbeiten eng zusammen, um parallele, bereits bestehende Tarifverträge der Konkurrenzgewerkschaft Verdi mit dem Unternehmen überflüssig zu machen. Sie wollen stattdessen jeweils ein eigenes Tarifwerk durchsetzen.
„Das Grundgesetz gibt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines Unternehmens das Recht, selbst zu entscheiden, vom wem sie sich vertreten lassen. Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit haben mit deutlicher Mehrheit entschieden, dass Sie es nicht hinnehmen werden, dass die Arbeitgeberseite über ihre Köpfe hinweg Tarifverträge mit einer ihr genehmen Gewerkschaft abschließt“, erklärt VC-Tarifexperte Marcel Gröls. Bei UFO votierten 91,8 Prozent der Teilnehmer für Arbeitskämpfe. Bei den Discover-Piloten von der VC waren es 81 Prozent, wie die Gewerkschaft mitteilt.
Streit zwischen den Gewerkschaften
Verdi wirft den anderen beiden Gewerkschaften vor, sich mehr um ihre Macht im Konzern, als um die Interessen der Beschäftigten zu kümmern. Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky sagte: „Der jetzige Konflikt zeigt, dass es beiden deshalb nicht darum geht, mehr für die Beschäftigten zu erreichen, sondern Macht und Bedeutung im Konzern abzusichern. Ihre öffentliche Haltung zur Discover Airlines verbaut am Ende jedoch Wachstum und damit Karriereperspektiven für die dortigen Kollegen.“ Seit Tagen träten immer mehr Beschäftigte von Discover bei Verdi ein.
Was passiert jetzt nach den Abstimmungen?
Nach Zustimmung der betroffenen Mitglieder sind ab sofort unbefristete Streiks auf den Flügen der Gesellschaft Discover Airlines möglich. Diese startet mit 27 Flugzeugen von München und Frankfurt zu Ferienzielen in Europa und Übersee. Bis Mitte 2027 soll die Flotte auf 33 Flugzeuge anwachsen, wie das Unternehmen mitteilt.
Einzelheiten zum Arbeitskampf nennen die Gewerkschaften aus taktischen Gründen nicht. Klar ist derzeit nur, dass Piloten und Flugbegleiter ihre Aktionen aufeinander abstimmen wollen. Auch Solidaritätsstreiks bei der weitaus größeren Lufthansa wollten die Gewerkschaften nicht ausschließen
Was können Reisende im Streikfall tun?
Noch steht nicht fest, wann ein Streik bei Discover Airlines stattfindet. Falls es dazu kommt, sollten Passagiere regelmäßig ihren Flugstatus prüfen. Bei früheren Streiks gab es einen Ersatzflugplan.
Ob die Airline den Reisenden eine Entschädigung bezahlen muss, hängt davon ab, ob der Streik als „außergewöhnlicher Umstand“ gewertet wird. Das ist eine Einzelfallentscheidung. Reisende haben aber einen Anspruch auf Unterstützungsleistungen, Verpflegung und Unterbringung.
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