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Kommentar: Urlaub und Klimawandel: Wir müssen als Reisende neue Wege gehen

Kommentar

Urlaub und Klimawandel: Wir müssen als Reisende neue Wege gehen

Doris Wegner
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    Beim verreisen müssen wir alle neue Wege gehen.
    Beim verreisen müssen wir alle neue Wege gehen. Foto: David Young, dpa (symbolbild)

    Und? Haben Sie schon Ihren Urlaub gebucht? Ich auch. Wie so viele. Jetzt im Frühjahr machen die meisten ihr Reisejahr klar. Und wie es derzeit aussieht, könnte in diesem Jahr tatsächlich wieder so viel gereist werden wie vor Corona. Was für ein Privileg, sich ein paar Tage Auszeit nehmen zu können, in einen Flieger zu steigen, um sich vielleicht auf einem anderen Kontinent an einen Strand zu legen.

    Es wäre utopisch anzunehmen, dass die Menschen aufhören werden zu reisen, obwohl vor allem der Flugverkehr zu den Top-Verursachern des Klimawandels zählt. Das wäre auch gar nicht unbedingt gut und sinnvoll.

    Der absolute Stillstand während der Pandemie hat drastisch vor Augen geführt, was passiert, wenn Touristinnen und Touristen fernbleiben. Auf der Ferieninsel Mallorca rutschten viele unter die Armutsgrenze, weil die Einnahmen von heute auf morgen wegfielen; manchen Frauen blieb nichts anderes übrig als sich zu prostituieren. Nicht nur in Namibia nahm die Wilderei eklatant zu, weil der Verkauf von Elefantenzähnen plötzlich wieder die einzige Verdienstquelle war. In Vietnam stand ein landesweites Projekt für Straßenkinder vor dem Aus, weil der Umsatz der Reisenden in den Ausbildungs-Restaurants fehlte. Nur drei Beispiele dafür, welche Rolle der Tourismus wirtschaftlich, sozial und auch für den Umwelt- bzw. Tierschutz hat.

    Es gibt viel zu entdecken, zum Beispiel den Nahverkehr vor Ort

    Das bedeutet aber nicht, dass wir in Zukunft einfach so weitermachen können wie zuvor. Wir müssen als Reisende neue Wege gehen. Für zwei Tage schnell nach Madrid? Die Sorglosigkeit der vergangenen Jahre können wir uns nicht mehr leisten, wenn wir die Überhitzung unseres Planeten stoppen wollen. Die aktuelle Trockenheit in Frankreich und Norditalien zeigt, dass die Zeit der Verdrängung vorbei ist. Wie wird erst der Sommer?

    Vielleicht steigen wir mal nicht einfach ins Auto und fahren los, sondern studieren auch die Zugverbindungen. Viele Urlaubsorte haben vorbildlich den Nahverkehr ausgebaut oder kreative Ideen entwickelt. Bad Hindelang etwa mit dem Rufbus Emmi-Mobil. Da gibt es viel zu entdecken – und darum geht es beim Reisen ja nicht zuletzt. Das muss auch nicht unbedingt unbequem sein. Nein, man muss nur ein wenig neu denken und sich darauf einlassen wollen. Und es gibt viele innovative Gastgeberinnen und Gastgeber, die sich schon lange auf den Weg gemacht haben und umweltnahen Urlaub anbieten. Man muss nur ein wenig im Internet stöbern.

    Die Verantwortung liegt nicht nur in den Händen Verbraucher

    Doch es wäre falsch, die Verantwortung ausschließlich in die Hände der Verbraucher zu legen. Die Reisebranche hat lange Zeit die Brisanz des Klimaschutzes ignoriert und ihre Möglichkeiten vernachlässigt – wenn man mal von ein paar schicken Vorzeigeobjekten absieht. Schon längst hätten Hotels in der Breite mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden können. Der Einsatz von Bio-Alternativen zu Kerosin steckt noch immer in den Anfängen, als ob die Problematik nicht schon lange genug bekannt wäre. Und bei vielen Kreuzfahrtschiffen kommt wegen der Gaskrise wieder Marinediesel zum Einsatz. Dennoch: Es ist viel in Bewegung geraten, weil für die Reisekonzerne spürbar wurde, wie durch grüne Alternativen und die Senkung des CO2-Ausstoßes langfristig Kosten gesenkt werden könnten.

    Der Weg aber ist in diesem Fall nicht das Ziel. Dieses lautet: mehr Achtsamkeit für unsere Welt, die ohne das Reisen in vielerlei Weisen ärmer wäre. 

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