„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah seinen gewölbten, braunen Bauch ...“ So beginnt Franz Kafkas vielleicht kafkaeskeste Erzählung, „Die Verwandlung“ von 1915. Von der man im Federkernbett der Kafka-Suite im Hotel „MGallery“ vielleicht geträumt hat, weil die abendliche Bettlektüre eben die eindringlichste Erzählung des Schriftstellers war.
Schauplätze aus Kafkas Werken sind schwierig zu lokalisieren, Schauplätze von Kafkas Leben in Prag findet man dagegen einfach, wenngleich die Kafka-Suite in der Na Poříčí 7, nahe dem Platz der Republik, ein Geheimtipp ist. Kafka studierte Jura an der Karls-Universität und nahm später eine Stelle bei der „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt“ eben in der Na Poříčí 7 an. Und genau in diesem ehemaligen Büro des Versicherungsangestellten Kafka kann man heutzutage nächtigen: Im Neo-Barock-Gebäude flankieren im zweiten Stock zwei riesige Schwarz-Weiß-Fotografien eines mystisch im Nebel versunkenen Prag den Eingang zur Kafka-Suite des Hauses.
Natürlich haben die heutigen 54 Quadratmeter nichts mit Kafkas früherem, wahrscheinlich eher tristem Büro zu tun. Im Vorraum der Suite kann man alte Familienfotos des Autors studieren, ehe man rechts ins Schlafzimmer und links ins Wohnzimmer gelangt, wo das poppige Gelb einen Kontrast zu den Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand bildet. Ob die helle Farbe gegen dunkle, kafkaeske Träume helfen soll, ist unbekannt.
Hotel MGallery, Na Poříčí 7, Prag, https://all.accor.com/a/de.html, DZ ab 250 €
Die Kafka-Suite ist sogar vergleichsweise bezahlbar, hab gerade geguckt. Hat mich tatsächlich überrascht, ich war mal in einem Hotel am Wenzelsplatz und habe das als sehr teuer in Erinnerung.
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