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Großbritannien: Bei Windsors Zuhause: Der Kensington-Palast ist das wahre Königshaus

Großbritannien

Bei Windsors Zuhause: Der Kensington-Palast ist das wahre Königshaus

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    Russel Nash kennt sich aus mit dem Königshaus. Er ist Fremdenführer in London.
    Russel Nash kennt sich aus mit dem Königshaus. Er ist Fremdenführer in London. Foto: Win Schumacher

    „Das hier also war ihr Zuhause“, sagt Russell Nash fast feierlich und blickt durch das goldumrankte Gitter des Hoftors von Kensington Palace. „Er mag zwar nicht so bekannt sein wie der Buckingham Palace, aber er spielte im Leben der königlichen Familie eine wichtige Rolle“. Welche tragischen und herzzerreißenden Momente der Royals sich tatsächlich hinter den eher schlichten Backsteinmauern mit den hohen Sprossenfenstern abspielten, mag auch der versierte London-Führer nur erahnen.

    Mit seinen Geschichten aber erweckt Nash die Höhen und Tiefen der berühmtesten Palastbewohner zum Leben. Er erzählt von der unglücklichen Queen Victoria, die hier im Palast geboren wurde. Ihre deutsche Mutter, Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld, verwitwete Fürstin zu Leiningen und neuvermählte Herzogin von Kent, war hochschwanger mit der späteren Jahrhundertmonarchin aus dem Odenwald nach London gezogen. Mit acht Monaten verlor die kleine

    Der Stadtteil Kensington ist Teil des königlichen Londons

    „Die Touristen zieht es zum Buckingham Palace, zum Tower und nach Windsor“, sagt Nash, „Kensington ist jedoch genauso Teil des königlichen London.“ Nach einer früheren Karriere als Puppenspieler, Schauspieler, Journalist und Schmuckhändler zeigt der Londoner heute vor allem ausländischen Besuchern als Geschichtenerzähler seine Heimatstadtund ist besonders stolz auf seinen „Blue Badge“, den er als höchste Auszeichnung für Reiseleiter in Großbritannien um den Hals trägt. Immer wieder führt er Touristen auf den Spuren der Royals durch die Metropole, am liebsten durch Kensington.

    Ob nun königstreu oder nicht, als glühende Anhänger des Königshauses oder überzeugte Antimonarchisten – am 6. Mai werden zehntausende Schaulustige aus dem Vereinigten Königreich und der ganzen Welt die Krönungsprozession zwischen Buckingham Palace und der Westminster Abbey verfolgen und hoffen, einen Blick von Charles III. und Camilla zu erhaschen. Dann wird es eng in der britischen Hauptstadt. Londoner und Touristen, denen das Gedränge am Straßenrand oder um die für die Lifeübertragung aufgestellten Großleinwände im Hyde-, St James- und Green Park zu anstrengend wird, bleibt Kensington als alternativer royaler Fluchtpunkt. Hier können sie sich abseits des Massenansturms auf Spuren der Frischgekrönten und ihrer bewegten Familiengeschichte begeben. 

    Am 6. Mai werden die Millionen die Krönung verfolgen

    Der Buckingham Palace mag hinter säuberlich aufgereihten King's Guards und gepflegten Tulpenbeeten eine hochherrschaftliche Fassade für eine Königsfamilie stellen, an deren unumstößliche Bestimmung immer weniger glauben. Der Kensington Palace hingegen steht bei vielen Briten auch für den Zweifel an gottgegebenenen Würdenträgern und königlichen Traditionen – gerade jetzt, wenn zum vierzigsten Mal seit dem Jahr 1066 in der Westminster Abbey ein königliches Haupt gekrönt wird.

    Wissenwertes rund um den Kensington-Palace in London

    Anreise: z.B. mit Lufthansa, British Airways und einigen weiteren Fluglinien direkt zu den Londoner Flughäfen Heathrow, Gatwick, Stansted oder Luton. Von Heathrow aus kommt man am schnellsten mit dem Heathrow Express nach Paddington und von dort in wenigen Minuten mit der U-Bahn oder dem Bus nach Kensington.

    Afterbnoon Tea:Das noble viktorianische Boutique-Hotel The Milestone liegt nur wenige Gehminuten von Kensington Palace in unmittelbarer Nähe zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Der traditionelle Afternoon Tea wird auch Gästen angeboten, die nicht im Hotel nächtigen. Eine Reservierung ist erforderlich. www.milestonehotel.com.

    Eine ganze Reihe traditionsreicher Hotels in London wie das The Rubens neben dem Buckingham Palace und das The Montague Hotel am British Museum bieten zur Krönung spezielle Coronation Afternoon Teas an. www.rubenshotel.com, www.montaguehotel.com.

    Erleben: Der Kensington Palace steht heute zum Teil Besuchern offen und lockt derzeit mit der gerade eröffneten und noch bis 29. Oktober zugänglichen Ausstellung "Crown to Couture". Sie zeigt wie die königliche Mode der georgianischen Epoche zeitgenössische Mode auch für Stars wie Lizzo oder Lady Gaga inspiriert hat. https://www.hrp.org.uk/kensington-palace

    Die pompöse Royal Albert Hall ist Londons wohl berühmteste Konzerthalle: www.royalalberthall.com

    Das Victoria and Albert Museum beherbergt die größte Kunstgewerbe- und Design-Sammlung der Welt: www.vam.ac.uk

    Berühmte Dinosaurier- und Wal-Skelette, sowie unzählige zoologische Raritäten sind im Natural History Museum zu bestaunen: www.nhm.ac.uk

    Allgemeine Informationen: auch die Tourismusorganisation Visit Britain informiert über royale Orte in London: www.visitbritain.com

    Sowohl William und Kate, als auch Harry und Meghan waren eine Zeit lang nach ihrer Heirat im Kensington Palace zuhause. Hier lebten Charles und Diana nach ihrer pompösen Hochzeit 1981. Hier wuchsen die Prinzen auf. Lady Di hatte hier bis zu ihrem Tod ihre offizielle Residenz.

    Prinzessin Diana lebte im Kensington Palace

    „Ich war kurz, nachdem ich von ihrem Unfall erfahren habe, hier“, erzählt Nash, „Auch ich habe wie unzählige andere Blumen niedergelegt. Es war ein Meer von Blumen, das sich weit in den Park hineinzog.“ Der London-Führer zeigt die Stelle in einem Park, wo die Princess of Wales gerne verweilt haben soll. Im Sunken Garden hinter dem Palast erinnert seit 2021 eine Statue Dianas umgeben von drei Kindern an ihre Wohltätigkeit. „Diana war anders als alle zuvor“, sagt Nash, „Die Menschen werden ihr Mitgefühl und Güte in Erinnerung behalten“. 

    Eine Statue erinnert an Prinzessin Diana.
    Eine Statue erinnert an Prinzessin Diana. Foto: Adobe Stock

    Vom Palast schlendert Nash durch die Kensington Gardens hinüber zum Round Pond, wo jauchzende Kinder Heerscharen von Tauben, Möwen und Gänsen füttern. Eine Truppe Schwäne betrachtet das Treiben mit aristokratischer Überheblichkeit. „Die Monarchie sehen viele wie eine Seifenoper“, sagt Nash, „aber man muss die Personen in dieser Seifenoper von der Institution trennen.“ Die Berichterstattung um die Königsfamilie und auch die Krönung von Charles III. und Camilla verfolgt er aufmerksam. „Der König ist ohne Zweifel ein gewissenhafter und emsiger Mensch. Dass seine Popularität nicht überall die höchste ist, liegt sicher auch daran, dass er nicht mehr der jüngste ist.“

    Das Albert Memorial erinntert an den deutschen Gatten von Queen Victoria

    Vom Round Pond ist es nicht weit bis zum prunkvollen Albert Memorial, das an den bei Coburg geborenen deutschen Gatten von Queen Victoria erinnert. Nicht nur den Kensington Palast umgibt eine Aura des Königlichen, auch die umliegenden Straßenzüge zehren vom Glanz der royalen Nachbarn. Reiterstatuen, von Säulen getragene Balkone und imposante viktorianische Fassaden vor denen protzige Sportwagen parken – die an Kensington Gardens grenzende Wohngegend gehört zweifellos zu den begehrtesten und teuersten in London.

    Der Kensington Palace steht heute zum Teil Besuchern offen und lockt derzeit mit der aufsehenerregenden Ausstellung "Crown to Couture". Sie zeigt wie die königliche Mode der georgianischen Epoche die zeitgenössische Mode auf den angesagtesten roten Teppichen und Shows der letzten Jahrzehnte für Stars wie Lizzo oder Lady Gaga inspiriert hat. Doch nicht nur der Palast lohnt einen Besuch.

    Die pompöse Royal Albert liegt nur ein paar Schritte entfernt

    Nur wenige Minuten zu Fuß sind es zur pompösen Royal Albert Hall und dem Victoria & Albert Museum. Wer will, kann sich auch auf die Suche nach alltäglichen Orten aus dem Leben der Königsfamilie wie den Chepstow Villas-Kindergarten machen, den William und Harry besucht haben. In Kensington gibt es viele Pubs, Bars und Cafés. Über manche munkelt man, dass der ein oder andere Royal hier bereits für einen Drink vorbeischaute. Meghan, die Duchess of Sussex, etwa soll in ihrer Londoner Zeit in der Stables Bar des Hotels The Milestone gesichtet worden sein. Von dem noblen Boutique-Hotel blickt man direkt auf die angrenzenden Kensington Gardens und den Palast. 

    Eingedeckt zum Afternoon Tea im The Milestone.
    Eingedeckt zum Afternoon Tea im The Milestone. Foto: Win Schumacher

    Königlich und gemütlich zugleich geht es jedenfalls beim Afternoon Tea im The Milestone zu. Schon am frühen Nachmittag werden im viktorianischen Salon zu traditionellem Earl Grey und Apfel-Zimt-Tee auf eleganten Etageren Räucherlachs-Sandwiches, französische Törtchen und typische Scones mit Erdbeermarmelade und Cornish Clotted Cream gereicht. Zum Coronation

    Sich beim Afternoon Tee wie ein König fühlen

    Die heute überall im Vereinigten Königreich und dem Commonwealth beliebte Teetradition soll einst Anna Maria Russell, Duchess of Bedford, eine enge Vertraute von Queen Victoria, in adligen Kreisen eingeführt haben. Bei der Hofdame hatte sich zwischen Lunch und Dinner zu oft der Hunger gemeldet.

    Ob Charles III. und Camilla im fernen Buckingham-Palace oder Windsor auch genauso nach Vorbild der Duchess bisweilen ganze Nachmittage verstreichen lassen? Und ob der neue König dabei bisweilen auch an seine bewegten Jahre in Kensington zurückdenkt? Der vor dem Trubel in den Teesalon Geflüchtete darf sich hier jedenfalls ein klein wenig wie ein Monarch fühlen – zumindest ein paar royale Nachmittagsstündchen lang. 

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