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Genuss in Südtirol: Skifahren in den Dolomiten

Skifahren

Von der Plose an die Sella Ronda: So geht Genuss-Skifahren in Südtirol

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    Genussskifahren an der Plose.
    Genussskifahren an der Plose. Foto: Philipp Pliger, Brixen Tourismus

    Von überall im Ort kann man sie sehen, sonnenbeschienen grüßen ihre Hänge ins Tal und wecken die Lust, da oben zu sein. Im frisch herunter geschneiten Pulverschnee, den die ersten Sonnenstrahlen des Tages so wunderbar glitzern lassen. Die Plose ist der Hausberg Brixens, und jede Wette: Mindestens einmal am Tag schaut jeder Brixener, jede Brixenerin hinauf auf diesen Berg, der sich über der Stadt erhebt. Und die Urlauber sowieso. Die Sehnsucht dort oben zu sein, stillt eine Kabinenbahn, die vom Ortsteil St. Andrä hinaufführt auf 1.500 Meter Höhe. Im Sommer finden Wanderer viele Wege, im Winter Alpinsportler ein schnuckeliges Skigebiet, das immer noch ein wenig unterschätzt ist im Großverbund Dolomiti Superski, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert.

    P-L-O-S-E. Nicht zu übersehen ist der Schriftzug aus hellem Holz, der einen an der Bergstation empfängt, und wenn man Glück hat, erwischt man gerade jenen Moment, in dem die Sonne durch das überdimensionale O scheint. Skifluencer lieben ihn, diesen Moment, in dem sie sich instagramtauglich vor herrlichem Bergpanorama inszenieren können. Brettlfans aber wissen, dass sie am besten erst mal wieder abfahren. Ja genau, am besten gleich wieder runter, aber auf Skiern. Den griffigen Schnee am Vormittag noch nutzen, ehe er im Sonnenschein zu Sulz verschmiert, die Talabfahrt genießen. Sagenhafte neun Kilometer ist die Trametsch lang und nicht nur die längste, sondern für Kenner auch eine der schönsten in Südtirol. Viel zu schön, um sie erst am Ende eines Skitages schon etwas weich in den Knien hinunterzurutschen. Breite Hänge, kurze Steilstücke und kurvenreiche Trassen bieten viel Abwechslung. Und wem es dann doch zu lang wird, der steigt einfach in der Mittelstation wieder in die Bahn und fährt wieder nach oben.

    Trubel und Halligalli sucht man auf der Plose in Südtirol vergebens

    „Am Vormittag ist die Trametsch in einem Top-Zustand“, sagt auch Alessandro Marzola, Geschäftsführer der Plose Seilbahn. Der Name Marzola gehört zur DNA von Dolomiti Superski, doch davon später. Alessandro Marzola ist an der Plose Herr über sieben „Aufstiegsanlagen“, wie man hier sagt, und 40 Pistenkilometer. Die meisten liegen über 2000 Meter und sind der Sonne zugewandt. Für Sonnenanbeter ein Genuss, nicht nur auf den Brettern, sondern auch auf den Terrassen der vielen gemütlichen Hütten, die am Rand der Pisten liegen. Schlutzkrapfen, Kasnocken, Spinatknödel schmecken im Sonnenschein noch einmal viel besser, zumal wenn man dabei den Blick über spektakuläre Gipfel schweifen lassen kann: Schlern, Rosengarten, Marmolada, bei guter Fernsicht auch der Großglockner, sind die Kulisse in diesem Skizirkus. Aber wer Trubel und Halligalli sucht, ist auf der Plose fehl am Platz. Voll wie am Kronplatz oder an der Sella Ronda, die ebenfalls zum Verbund Dolomiti Superski gehören, ist es hier selten.

     Erst im letzten Dezember konnte Alessandro Marzola die neue Zehner-Kabinen-Bahn auf die Plose einweihen, die die alte Sechser-Bahn ablöste. In den vergangenen 15 Jahren ist man bei Dolomiti Superski dazu übergegangen, nicht neue Gebiete zu erschließen, neue Bahnen und Lifte zu bauen, sondern die alten durch moderne zu ersetzen, erklärt Marzola die Strategie. Immer mehr, immer höher, das passe nicht mehr in die Zeit und in die Landschaft schon gar nicht, fügt Marzola an. Seit die Dolomiten 2019 zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt wurden, sei es nicht nur Einsicht, sondern auch Verpflichtung, die Schönheit dieses Bergparadieses zu bewahren.

    Skifahren in Südtirol: In zehn Minuten vom Bahnhof Brixen an die Plosebahn

    Eine Bahn wollen sie an der Plose aber doch noch neu bauen, und zwar die, die den Bahnhof der Bischofsstadt direkt mit dem Skigebiet verbindet. Denn den größten CO2-Fußabdruck, nämlich 75 Prozent, hinterlassen Skitouristen nicht beim Carven über die Pisten oder beim Lifteln, sondern bei der Anfahrt ins Skigebiet. Deshalb versucht man in den Skigebieten, die Besucher durch attraktive Angebote auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen. „Wenn alles glatt geht, kann man in drei Jahren am Bahnhof Brixen in eine Seilbahn einsteigen und ist zehn Minuten später in St. Andrä an der Talstation der Plosebahn“, hofft Alessandro Marzola. Alles glatt geht, wenn die Gemeinde zügig einen Bebauungsplan aufstellt und kein Widerstand aus der Bevölkerung kommt, wie 2014, als das Vorhaben schon einmal geplant wurde. Da aber sollte die Bahn noch über besiedeltes Gebiet führen, während nun eine Trasse über das Industriegebiet der Stadt im Süd-Osten geplant ist.

    Nachhaltig ist dieses Projekt übrigens nicht nur, weil sich damit der individuelle Verkehr ins Skigebiet verringern würde, sondern auch, weil die Bewohnerinnen und Bewohner der Ortsteile rund um die Plose damit besser in die Stadt gelangen können. „Das sind reine Schlaforte, wer in die Schule muss, zur Arbeit, zum Arzt, der muss nach Brixen hinein“, stellt Alessandro Marzola dar. Weshalb die neue Seilbahn ja auch nicht nur zu Betriebszeiten der Plose-Bahn fahren soll, sondern zwischen 6 und 23 Uhr. Vom Bahnhof hinein nach Brixen ist es dann nur eine Viertelstunde zu Fuß, oder man benutzt den City Bus, der in engem Takt verkehrt. Der Altstadtkern selbst ist für motorisierte Fahrzeuge gesperrt. Das mittelalterliche Städtchen, einst einflussreicher Bischofssitz, bietet Skiurlaub mit ganz anderem Flair als in reinen Wintersportorten. Wer die eherne Regel befolgt, am dritten Tag nicht auf die Bretter zu steigen, kann hier eines der Museen besuchen, den Dom besichtigen oder in den Laubengängen in schicken Geschäften bummeln gehen.

    Auf 42 Kilometern umrunden Skifahrer das Massiv der Sella.
    Auf 42 Kilometern umrunden Skifahrer das Massiv der Sella. Foto: Birgit Müller-Bardorff

    Etwa 16.000 Skifahrer am Tag umrunden zu Spitzenzeiten die Sella Ronda

    Das Kontrastprogramm zum gemütlichen Skierlebnis der Plose und dem Städtchen Brixen ist 900 Höhenmeter entfernt der wuselige Wintersportort St. Christina im Grödnertal, einer der Einstiegsorte in die Sella Ronda, der berühmten Skirunde, die um den Sella-Stock führt. Etwa 16.000 Skifahrer umrunden in Spitzenzeiten im oder entgegen dem Uhrzeigersinn das markante Gebirgsmassiv. 42 Kilometer hat man an so einem Skitag hinter sich gebracht, die Hälfte davon auf der Piste, die andere in den Liften. Hier schlägt das Herz von Dolomiti Superski, es ist der Ursprung des Skiverbundes, der im September 1974 gegründet wurde und dem heute 450 Lifte in 12 Skigebieten angehören. Gianni Marzola, der Vater von Alessandro, hatte in den 1970er Jahren die Idee, die einzelnen Aufstiegsanlagen in den vier Tälern, die zum Sella-Stock führen, zu verbinden. Der Anwalt aus Mailand hatte sich im damals noch ärmlichen Grödnertal niedergelassen, aus dem die jungen Leute abwanderten, weil sich kaum Geld verdienen ließ. „Er hat verstanden, dass hier mit dem Skitourismus etwas entstehen kann“, beschreibt es Marco Papalado, Markenchef von Dolomiti Superski. „Es war natürlich kein leichtes Unterfangen, die Bauern davon zu überzeugen, auf ihren Feldern Skilifte zu bauen. ,Da kommt der Städter und will uns erklären, wie es auf dem Berg zuzugehen hat´, haben sie sich erst einmal beschwert“, beschreibt Papalado, welche Überzeugungsarbeit Gianni Marzola leisten musste. Heute ist die Sella Ronda weltberühmt und der vor zehn Jahren verstorbene Gianni Marzola eine Legende in Südtirol.

    Man sitzt mit Marco Papalado in der Comici-Hütte im Schatten des Langkofels und hat einen Teller Spaghetti Vongole vor sich, am Nebentisch lassen sie sich gegrillten Thunfisch und gratinierte Jakobsmuscheln schmecken. Die Comici ist eine jener Hütten der Sella Ronda, die längst Kultstatus haben - und auch sie ist eine Erfindung von Gianni Marzola und eine der besten Adressen für Fisch und Meeresfrüchte. Man mag das hier in 2200 Metern Höhe durchaus für unangebracht halten, ebenso wie das maritime Weiß-blau, das in der Farbgestaltung dominiert. Tatsache ist aber, so klärt einen Marco Papalado auf, dass der Fisch zur Comici-Hütte gehört wie die Marzolas in die Dolomiten. Die besitzen nämlich auch an der Adria-Küste in Grado eine Fischzucht, aus der die Meerestiere stammen.

    Feinschmeckerhütte mit Ausblick: die Comici-Hütte im Grödnertal
    Feinschmeckerhütte mit Ausblick: die Comici-Hütte im Grödnertal Foto: Birgit Müller-Bardorff

    Wer nur rauf- und runterfahren will, ist in den Dolomiten falsch

    Der Begriff regionale Küche mag damit zwar ein wenig weit gefasst sein, ein delikates Vergnügen ist dieser Einkehrschwung dennoch. „Wenn man Hardcore-Skifahrer ist, also rauf und wieder runterfahren will, dann ist man in den Dolomiten falsch“, sagt Marco Papalado dann, und zunächst stutzt man ein wenig, wenn man an all die Lifte der Sella Ronda denkt, die einen dazu verführen nahtlos von der einen Piste auf die andere zu wechseln, das eine Tal rauf und im nächsten wieder runterzufahren, es den weltbesten Skifahrern gleichzutun, die hier jedes Jahr auf spektakulären Pisten wie der Saslong, der Weltcup-Piste im Grödnertal, herunter jagen. Aber dann spricht Papalado von der „Dreifaltigkeit der Dolomiten“, die aus Landschaft, Sport und Kulinarik besteht und man befolgt seinen Rat, tritt durch die Tür der Comici-Hütte und blickt auf den Sella-Stock, den Langkofel, über die Wälder, in den blauen Himmel, an dem schon das Dunkel der Dämmerung zu ahnen ist - und genießt einfach.

    Nützliche Infos zur Reise

    • Anfahrt Brixen ist von München aus mit dem dem Eurocity mehrmals am Tag ohne Umstieg in 3,5 Stunden zu erreichen; mit dem Auto geht es über Innsbruck und den Brenner bis zur Ausfahr Brixen.
    • Unterkunft Gasthof Krone in der Innenstadt von Brixen mit gemütlichen Zimmern und einem schönen Garten; besondere Spezialität im Restaurant sind die neapolitanischen Pizzen.
    • Gut zu wissen In Italien müssen Skifahrer haftpflichtversichert sein.
    • Weitere Infos Tourismusbüro Brixen: brixen.org; Dolomiti Superski: www.dolomitisuperski.com

    Die Autorin recherchierte auf Einladung von Dolomiti Superski

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