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FTI-Insolvenz: Was sind die Folgen für Reisende?

Insolvenz

Was Reisende nach der Insolvenz von FTI wissen müssen

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    Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten.
    Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Es wird gereist, wie lange nicht mehr. Die Tourismusbranche rechnet sogar mit einem Rekordjahr. Doch der Münchner Reisekonzern FTI ist nach der Coronakrise nie mehr aus dem finanziellen Zittern und Bangen herausgekommen. Nun hat Europas drittgrößter Reiseveranstalter einen Tag nach den bayerischen Pfingstferien Insolvenz angemeldet. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab Dienstag, 4. Juni nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. "Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können", heißt es in einer Pressemitteilung von FTI.

    Die FTI-Group ist ein Konzern mit vielen Marken. Welche sind nun von der Insolvenz betroffen?

    Im Moment, so teilt FTI mit, ist nur die Veranstaltermarke FTI Touristik betroffen. Das sind damit auch: die Marke 5vorFlug in Deutschland, die BigXtra Touristik GmbH sowie die Mietfahrzeugs-Marken DriveFTI und Cars and Camper. Die betroffenen Leistungen konnten in gängigen Reisebüros, auf Online-Buchungsplattformen wie Sonnenklar.tv, Check24, ab-in-den-urlaub, HolidayCheck oder auf den Buchungsplattformen direkt von FTI gebucht werden. Zunächst nicht betroffen sind gebuchte Leistungen bei Drittanbietern (wie z. B. TUI, Alltours, DERTOUR, vtours, …), wo die FTI Touristik lediglich als Vermittler aufgetreten ist. Der Luxusanbieter Windrose, der zur Gruppe gehört, ist von der Insolvenz verschont.

    Ich habe bei FTI einen Urlaub gebucht und bereits dafür Geld ausgegeben?

    Reisende sollten nun als Erstes nach dem Sicherungsschein in ihren Reiseunterlagen suchen. Dieser kann ihnen viel Geld sparen. Wer eine Pauschalreise über die Veranstalter FTI, 5vorFlug oder BigXtra gebucht hat, kann auf den Absicherungsschutz durch den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) setzen. Dieser Fond wurde 2019 nach der Insolvenz von Thomas Cook ins Leben gerufen. Er wurde von der Tourismuswirtschaft organisiert und wird vom Bundesjustizministerium verwaltet. Es kann allerdings sein, dass die Betroffenen Geduld aufbringen müssen, bis sie ihr Geld wiedersehen. Weitere Informationen auch auf der Website des DRSF.

    Wie kommen Urlauber wieder nach Hause, die derzeit mit FTI unterwegs sind?

    Das Auswärtige Amt hat den Urlaubenden Unterstützung zugesagt. Ein Krisenstab stehe in engem Austausch mit dem Deutschen Reiseverband und dem Reisesicherungsfonds, durch den auch der Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport geregelt wird, falls die Gäste in ihrer Unterkunft nicht bleiben können. FTI bemüht sich eigenen Angaben zufolge bereits, angetretene Reisen "wie geplant zu Ende führen zu lassen". Sollte dies nicht möglich sein, organisiere das Unternehmen eine Rückreise zum ursprünglichen Abflugort. Die Reisenden würden auf direktem Weg informiert. Reisende, die an ihrem Urlaubsort Unterstützung benötigen, können folgende Notfallnummer kontaktieren: +49 (0)89 710 45 14 98. Auch FTI hat eine Hotline eingerichtet: +49 (0)89 710 45 14 98.

    Kann es Schwierigkeiten vor Ort geben?

    Reiserechtler Paul Degott warnt davor, dass Hoteliers Nachzahlungen auf die verbliebene Urlaubszeit verlangen könnten, weil von FTI kein Geld mehr kommt. Auch könnten Fluggesellschaften, wie er der Berliner Morgenpost erklärte, aus dem gleichen Grund eine Rückbeförderung ablehnen. 

    Was ist, wenn ich ausschließlich ein Hotel bei FTI gebucht habe?

    Einzelleistungen fallen nicht unter den gesetzlichen Absicherungsschutz für Pauschalreisen und sind somit durch den Sicherungsfonds nicht abgesichert. Das gilt auch für FTI-Kunden, die zum Beispiel nur ein Wohnmobil gebucht haben. Laut FTI werde derzeit geprüft, ob Reisende gebuchte Leistungen (weiter) in Anspruch nehmen können. 

    Warum ist FTI in die Insolvenz gerutscht?

    Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Coronapandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Das Unternehmen musste mit Staatsgeldern gestützt werden und erhielt insgesamt 595 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Davon hat FTI laut Medienberichten bisher nur eine mittlere zweistellige Millionensumme zurückgezahlt. Zuletzt wollte ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal allerdings noch zustimmen, bevor die Übernahme wirksam wurde. Dieser Zeitraum wurde FTI offenbar zum Verhängnis. 

    Trotz der geplanten Übernahme hätten viele verunsicherte Hotels FTI zunächst keine Kapazitäten anbieten wollen, hieß es in Branchenkreisen. Dadurch schrumpfte das Angebot des nach Tui und DER Touristik drittgrößten europäischen Reisekonzerns. Das Unternehmen nahm weniger Geld ein als erhofft. Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben, wie es hieß. "In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI weiter mit. Dem Handelsblatt zufolge soll die Deckungslücke ein zweistelliger Millionenbetrag sein. 

    Warum gibt es keine weitere Staatshilfe?

    Die Bundesregierung lehnt neue staatliche Hilfen für den Reisekonzern ab. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, es gebe haushalterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weswegen keine weiteren Hilfen über die "sehr vielen großen Hilfen" hinaus erfolgt seien. 

    Muss jetzt wieder der Steuerzahler einspringen?

    Das soll der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds verhindern. Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Die Versicherung hatte damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, der Staat sprang mit Millionen ein. Der Fonds soll bis Ende Oktober 2027 von den Veranstaltern mit rund 750 Millionen Euro gefüllt werden. Während der Aufbauphase unterstützt der Staat den Fonds durch eine Kreditlinie. Wie viel die Insolvenz den Fonds kostet, war zunächst unklar. 

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