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FTI-Insolvenz: FTI hat alle Reisen abgesagt – was wird nun aus dem Sommerurlaub?

FTI-Insolvenz

FTI hat alle Reisen abgesagt – was wird nun aus dem Sommerurlaub?

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    Bittere Ironie: einer der letzten FTI-Kataloge für den Sommerurlaub.
    Bittere Ironie: einer der letzten FTI-Kataloge für den Sommerurlaub. Foto: Doris Wegner

    Ein großer Strohhut sticht ins Auge. Eine Frau liegt entspannt in der Hängematte – einen Drink in der Hand. Ein Katalogbild, das Sehnsüchte weckt. So relaxt haben sich viele FTI-Kunden ihren Urlaub vorgestellt. Stattdessen bittere Ironie: „Glücksmomente im Sommer“ heißt es noch auf dem Titelblatt des zu Saisonbeginn erschienenen FTI-Katalogs, in dem „unvergessliche Ferien am Meer“ und „Inspirationen für Abenteuerlustige“ angepriesen werden. Man darf davon ausgehen: Für die meisten FTI-Kunden ist die aktuelle Situation schon jetzt „unvergesslich“ und weniger Abenteuer, um an ihr bereits anbezahltes Geld für den Sommerurlaub zu kommen, wäre ihnen durchaus recht gewesen. Durch die Entscheidung, alle Reisen ab dem 6. Juli abzusagen, sind nun weitere 175.000 Urlauberinnen und Urlauber von der FTI-Insolvenz betroffen. Wie FTI-Kunden nun ihren

    Viele Hotels wollten mit FTI nicht mehr zusammenarbeiten

    Nun steht es also fest. Alles Hoffen und Bangen hat den FTI-Kunden nichts genutzt. Andererseits besteht nun wiederum Planungssicherheit und der Sommerurlaub kann vielleicht noch gerettet werden. Während in Bayern noch ein paar Wochen Zeit für Neubuchungen bis Ende Juli bleibt, beginnen die Sommerferien in Nordrhein-Westfalen schon am 5. Juli. Die Zeit drängt. 

    Die Verhandlungen mit anderen Reiseanbietern für die Übernahme bereits gebuchter FTI-Reisen sind am vergangenen Freitag gescheitert. Der Münchener Reiseveranstalter hat begonnen, Kunden sowie Leistungspartner, wie Reisebüros oder Hoteliers, über die Stornierungen zu informieren. Betroffen sind alle Pauschalreisen und bestimmte Einzelleistungen, die Kunden für Abreisen ab dem 6. Juli 2024 über die insolventen Gesellschaften FTI Touristik und BigXtra Touristik sowie über die Vertriebsmarke 5vorFlug gebucht haben. 

    Tui hat seine Kontingente in Ägypten aufgestockt

    „In den vergangenen Tagen ist eine Vielzahl lokaler FTI-Unternehmen, die sich in den Urlaubsgebieten um Hotels und Transfers kümmern, weggefallen, sodass eine Durchführung der Pauschalreisen in der ursprünglich geplanten Form nicht mehr möglich gewesen wäre“, erklärte der Münchner Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach. Konkret hätten sich viele Hotels aufgrund der Insolvenz nicht mehr an die Vereinbarungen mit dem Unternehmen gebunden gefühlt. 

    Zudem hätten die hohe Dynamik des Reisemarktes und die aktuelle Wettbewerbssituation eine Lösung verhindert. Tui etwa gab bekannt, seine Kontingente deutlich aufgestockt zu haben. Man habe rund 300.000 zusätzliche Plätze gesichert, sagte ein Sprecher. Vor allem in der Türkei und Ägypten, also in Schwerpunkt-Ländern von FTI, aber auch in Spanien und Griechenland. Man sei bereits kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz mit den Anbietern in Gespräche gegangen, heißt es bei der TUI. Nach der inzwischen erfolgten Absage aller Reisen durch FTI habe man "das nun in trockenen Tüchern". Die Kontingente reichten aus, um mehr als der Hälfte der FTI-Kunden eine Reise anbieten zu können. 

    Andere Reiseveranstalter sollen FTI-Situation nicht ausnutzen

    Die Allianz Selbständiger Reiseunternehmen (asr), die Reisebüros, Reiseveranstalter und touristische Dienstleister vertritt, begrüßte die Absage der Reisen durch FTI. Das schaffe Sicherheit auf allen Seiten, und Reisebüros könnten nun neue Buchungen für ihre Kunden abschließen, sagte asr-Präsidentin Anke Budde. Zugleich appellierte sie: "Reiseveranstalter, die sich die Kontingente von FTI sichern, sollten die Preise jetzt nicht aufgrund der veränderten Wettbewerbssituation zu Lasten der Urlauber erhöhen."

    Das Logo des Reiseveranstalter FTI.
    Das Logo des Reiseveranstalter FTI. Foto: Sven Hoppe

    Auch der Verband Internet Reisevertrieb begrüßt die Absage aller FTI-Reisen. Und warnt gleichzeitig vor Betrügern, die geschädigte Urlauberinnen und Urlauber derzeit aufforderten, ihre Bankverbindung für die Schadensregulierung zuzusenden. Zum einen seien zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Einreichungen beim Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) möglich, zum anderen seien nur E-Mails mit der Endung @drsf.reise und die Website des DRSF vertrauenswürdig: www.drsf.reise. 

    FTI-Kunden können ihr Geld ab September einfordern

    Durch den Reisesicherungsfonds müssen sich die Kunden, die eine Pauschalreise bei FTI gebucht haben, keine Sorgen um ihr bereits angezahltes Geld machen. Wer allerdings eine Einzelleistung, also ausschließlich einen Mietwagen oder ein Hotel gebucht hat, geht leer aus. Insolvenzverwalter Bierbach bezifferte das Gesamtvolumen der bestehenden Reisebuchungen auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.

    Die betroffenen FTI-Kunden können ihr Geld erst mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens einfordern. Und damit wird nicht vor September gerechnet. Wer also auf den Urlaub jeden Cent gespart hat und einen großen Anteil dieser Summe bereits in die Anzahlung stecken musste, könnte eventuell trotz aller Zusicherungen seinen Sommerurlaub knicken müssen. 

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