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Freizeitpark: So fährt sich die neue Achterbahn Voltron im Europa-Park Rust

Die im April 2024 eröffnete Achterbahn "Voltron Nevera" bietet auf 1385 Metern Fahrstrecke Adrenalinkicks zuhauf, unter anderem eine 2,2 Sekunden lange Überkopf-Passage.
Foto: Europa-Park
Freizeitpark

So fährt sich die neue Achterbahn Voltron im Europa-Park Rust

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    In der großen dunklen Halle steht ein Mann im feinen Zwirn auf einem erleuchteten Podest. Er fuchtelt mit einem Metall-Gegenstand und fabuliert von der Zukunft des Reisens, von kosmischer Energie und von seinem Experiment, dessen Teil man nun sein darf. Am oberen Ende der Halle fährt ein Zug mit anderen Reisenden in die Startposition, Lichtblitze zucken. Ein Sichtschutz schließt sich, die Blitze werden intensiver, es ruckelt, jemand kreischt. Als sich der Sichtschutz wieder öffnet, ist der Zug verschwunden. Nein, hier befindet man sich nicht inmitten eines Superhelden-Epos, sondern in der Wartehalle von Voltron, der neuen Achterbahn des Europa-Park. Die katapultiert Action-Fans in ganz neue Dimensionen.

    Und man fühlt das Kribbeln, wenn die Energieblitze schneller leuchten und der Start kurz bevorsteht. Vorne öffnet sich der Sichtschutz und man wird druckvoll aber geschmeidig hinauskatapultiert, nach oben, bis man auf dem Kopf steht und das erste Stück Schwerelosigkeit spürt. Atempausen gibt es wenige auf der drei Minuten langen Reise, enge Druck-Kurven folgen auf spektakuläre Schrauben und Überkopf-Passagen. Der Körper wird durch die Kräfte auseinandergezogen und wieder gestaucht, aber genau das macht für Achterbahn-Fans den Spaß aus, sodass sie am Ende mit einem seligen Grinsen aus der Bahn steigen und überlegen, wann sie die nächste Fahrt im Tagesplan unterbekommen. 

    "Voltron Nevera powered by Rimac" heißt der neue Multi-Launch-Coaster mit vollem Namen, den die Park-eigene Firma Mack Rides in gut zwei Jahren gebaut hat und der jetzt eröffnet wurde. Seitdem pilgern die Freunde des gepflegten Adrenalinkicks zahlreich zur neuen Attraktion – nach weniger als einer Woche hatte "Voltron" bereits 100.000 Fahrgäste in seinen Bann gezogen.

    "Geradeaus" kennt die neue Achterbahn Voltron nur beim Bremsen

    Die bekommen jede Menge Action geboten. Die Fahrtrichtung "geradeaus" existiert auf der 1385 Meter langen Bahn nur zum Bremsen – und einmal während der Fahrt, aber dabei hängt man mit dem Kopf nach unten. Ansonsten geht es drei Minuten lang rund, siebenmal über Kopf, viermal beschleunigt der Zug auf bis zu 100 Stundenkilometer, einmal davon geht es rückwärts. Eindrucksvoll ist allein schon die Startsequenz: Die Fahrt beginnt nämlich auch nicht geradeaus, sondern in einer Schleife insgesamt 105 Grad nach oben. Um nachzuvollziehen, wie viel das ist, muss man nur einmal nach oben zur Decke gucken und dann den Kopf in den Nacken legen. 

    Ein bisschen muss Patrick Marx, der Entwickler und Leiter des Projekts, darum auch schmunzeln, wenn er von einer "massentauglichen" Achterbahn spricht: "Natürlich ist so eine Achterbahn nichts für jeden. Aber wir wollten den Fahrgästen maximal viel Action bieten, aber so, dass sie sich direkt danach noch einmal anstellen wollen." Die Bahn sei ein Best-of des momentanen Stands der Technik, manche Elemente habe man von anderen Bahnen übernommen und für die eigenen Wünsche neu erfunden. 

    "Für mich ist das die beste Bahn im Park."

    Patrick Marx, Achterbahn-Entwicklerundefined

    Mit Computerprogrammen lässt sich genau berechnen, wie sich welches Element auf den Körper des Fahrgasts auswirkt, sagt Marx: "Dazu kommt unsere Erfahrung als Achterbahn-Entwickler, was tatsächlich Spaß macht." 38 Entwürfe wurden diskutiert, bis die endgültige Version stand. "Es gab zum Beispiel einen Entwurf, bei dem man ein Viertel der Bahn rückwärts gefahren wäre", sagt Marx. Das sei dann aber doch zu heftig gewesen. Mit dem endgültigen Ergebnis ist er sehr zufrieden: "Das ist natürlich Geschmackssache, aber für mich ist das die beste Bahn im Park." 

    Die Achterbahn ist eingebettet in den neuen kroatischen Themenbereich.
    Die Achterbahn ist eingebettet in den neuen kroatischen Themenbereich. Foto: Europa-Park

    In den vergangenen Jahren hatte der Park in den Bau der Wasserwelt "Rulantica" investiert, das Flying Theatre Voletarium gebaut, die Eurosat-Bahn runderneuert und neue virtuelle Erlebnis-Welten mit VR-Projekten wie "Yullbe" erschlossen. Nach zwölf Jahren gibt es nun wieder eine Neuheit im Kerngeschäft Achterbahnen. 

    Rund um Voltron holt der Europa-Park Kroatien nach Rust

    Um die neue Bahn herum ist ein neuer Themenbereich entstanden. Wo früher die Ballonfahrt, ein Wasserspielplatz und ein Teil des Backstage-Bereichs waren, ist ein hell gepflasterter kroatischer Stadtplatz mit Kirchturm und Gastronomie entstanden. Die Bahn hat eine Hintergrundgeschichte bekommen, die sich um die Forschung von Nicola Tesla dreht: Die Fahrgäste werden in Energie verwandelt, sodass sie blitzschnell durch den Raum reisen können. Mit Rimac wurde ein kroatischer Autobauer als Partner gewonnen, der E-Sportwagen ersonnen hat. Ein Exemplar schmückt daher auch den Stadtplatz. Das dominierende Element sind aber die Schienen von Voltron, die sich um die Gebäude schlängeln.

    "Wir bauen nicht nur Achterbahnen, sondern gestalten Themenbereiche."

    Patrick Marxundefined

    "Wir bauen nicht nur Achterbahnen, sondern gestalten Themenbereiche. Das ist unser Anspruch im Europa-Park", sagt Patrick Marx. Die Baustelle macht das natürlich nicht einfacher, weil nicht nur die Achterbahn-Bauer, sondern noch viele weitere Gewerke koordiniert werden müssen: "Dabei geht es teilweise um Zentimeter-Abstände, die eingehalten werden müssen." Noch laufen Bauarbeiten: Am Ende des Platzes entstehen noch ein Bürogebäude und Stellflächen für Paradewagen. 

    Rekorde spielten bei der Planung von Voltron im Europa-Park keine Rolle

    Zu den genauen Baukosten schweigt der Europa-Park sich aus, die Inhaber-Familie Mack gab nur bekannt, dass der Bau von Voltron und des kroatischen Themenbereichs die teuerste Einzelinvestition des Parks aller Zeiten ist. Abgesehen vom Rekord des steilsten Starts der Welt haben weitere Topwerte wie Bahnhöhe oder Geschwindigkeit bei den Überlegungen zu Voltron keine Rolle gespielt, sagt Patrick Marx: "Diese Rekorde liegen mittlerweile so hoch, dass man das Projekt allein darauf ausrichten müsste, sie zu erreichen. Wir wollten lieber eine möglichst unterhaltsame Bahn haben." 

    Patrick Marx hat Voltron mit seinem Team entwickelt. Bis zur Eröffnung ist er 300 bis 400 Mal in der Bahn gefahren.
    Patrick Marx hat Voltron mit seinem Team entwickelt. Bis zur Eröffnung ist er 300 bis 400 Mal in der Bahn gefahren. Foto: Europa-Park

    Die Arbeiten daran sind auch jetzt noch nicht abgeschlossen: Die Techniker arbeiten Anmerkungen von Fahrgästen ab, optimieren Kleinigkeiten im Fahrgefühl, justieren das Timing der Wagen, damit alles perfekt aufeinander abgestimmt ist. "Den Silver Star zieht man einmal hoch, lässt ihn los und dann rollt der Zug bis zum Bremspunkt. Bei Voltron haben wir durch die vier Beschleunigungen viel mehr Möglichkeiten einzugreifen", sagt Patrick Marx. Man kann beispielsweise die Bahn am Wendepunkt ein, zwei Sekunden länger stehen lassen, um zu verhindern, dass Wagen zu nah aufeinander auffahren. 

    Voltron-Entwickler Patrick Marx saß in einer Woche 50-mal in der Achterbahn

    Mit der Eröffnung waren die Arbeiten für den Projektentwickler und sein Team daher lange nicht abgeschlossen. Patrick Marx sitzt jeden Tag mehrmals in der Bahn, spürt jedes Ruckeln, weiß wie sich jede Drehung anfühlen soll. Allein 50 Probefahrten hat er in den fünf Tagen nach der Eröffnung unternommen: "Davor waren es zwischen 300 und 400." Mit Genuss hatten diese Fahrten wenig zu tun: Wenn man so tief in einem Projekt steckt, betrachtet man die Bahn anders, sagt Marx. Doch mittlerweile hat er auch Spaß – was an den Fahrgästen liegt: "Wenn ich mich umdrehe, in die Gesichter schaue und die Emotionen sehe, die Voltron bei den Leuten auslöst, dann macht das auch mir Spaß." 

    Freuden- und Angstschreie hört man in der Tat reichlich auf einer Voltron-Fahrt. Mit der neuen Bahn, dem Silver Star und der Holz-Achterbahn Wodan hat der Europa-Park nun drei spektakuläre Attraktion der höchsten Adrenalinstufe, die man als Achterbahnfan bei einem Besuch einmal gefahren sein muss. Dafür lohnen sich auch lange Anstehzeiten. Die Druckkurven und Drehungen sind harmonisch abgestimmt, der Start erwischt genau die richtige Mischung zwischen Dynamik und Genuss der Überkopffahrt. Die Beschleunigungen auf der Strecke drücken die Fahrgäste mit Wucht in die Inversionen und sorgen für ein tolles Fahrgefühl. Passt zur Story, dass man sich als Energieblitz durch den Raum bewegt. Das macht die Achterbahn, wenn man so will, nicht zum Teilchen-, aber zum Leutchenbeschleuniger. In jedem Fall bleibt die Bahn während der kompletten Fahrzeit extrem aufregend und lässt keine Pausen zum Durchatmen. 

    Was Voltron wirklich von anderen abhebt, sind die unglaublich komfortablen Sitze. Die Bügel sitzen perfekt auf der Hüfte, drücken nicht und halten doch so gut fest, dass man auch bei den Überkopf-Passagen nie auch nur den Hauch eines Gefühls hat, man könnte hinausrutschen – was absolut bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass der komplette Oberkörper ohne Bügel ist. Die Gestaltung des Wartebereichs ist dem Thema des experimentierenden Forschers angemessen und mit dem heruntergekommenen Charme der Werkshalle und des Gartens dahinter durchaus passend. Bei der Gestaltung des Themenbereichs um die Attraktion herum legt der Europa-Park die Messlatte seit vielen Jahren auf das höchste Niveau. Wenig überraschend also, dass die Gäste hier einen sehr guten Nachbau einer kroatischen Altstadt vorfinden – sogar mit einem 800 Jahre alten Olivenbaum. 

    Der Europa-Park eröffnet den Alpenexpress und die Wildwasserbahn wieder

    Doch Voltron ist nicht die einzige zusätzliche Attraktion, die in den Pfingstferien die Besucher erwartet. Im österreichischen Themenbereich werden am 14. Mai der Alpenexpress, die Tiroler Wildwasserbahn und die "Zauberwelt der Diamanten" wieder eröffnet. Der Bereich war von einem Feuer schwer beschädigt worden und wurde nun runderneuert. Erste Besucherinnen und Besucher konnten die Attraktionen bereits zehn Tage vor der Eröffnung ausprobieren, während noch letzte Arbeiten liefen. Am Bahnlayout wurde nichts geändert, dafür aber die Technik erneuert. Beim Alpenexpress geht es nicht mehr durch eine Höhle, sondern durch offen gehaltene Bergschluchten, was dem Fahrspaß keinen Abbruch tut. 

    Der Alpenexpress fährt nach dem Brand durch eine runderneuerte Bergwelt mit einem Kletterparcours über der Achterbahn.
    Der Alpenexpress fährt nach dem Brand durch eine runderneuerte Bergwelt mit einem Kletterparcours über der Achterbahn. Foto: Europa-Park

    Zwischen und über diesen Schluchten wurde eine Kletterlandschaft mit verschiedenen Seilbrücken und Kraxelelementen eingezogen, die vor allem den Kindern eine weitere Spielmöglichkeit bietet, aber größenmäßig auch für halbwegs sportliche Erwachsene problemlos machbar ist. Statt diamantengrabender Zwerge sind die Höhlen ab sofort von den Yomis bevölkert, kleinen blauen Trollen, die auch bei "Josefinas kaiserlicher Zauberreise" vorkommen. Die Steinhöhle in nun ein modern gestaltetes Geschäft mit kleinen Yomi-Höhlen. Und natürlich gibt es mittlerweile auch schon Kinderbücher zu den Abenteuern der Bergwesen zu kaufen.

    So verändert der Europa-Park nicht nur mit spektakulären Achterbahnen und revolutionären Forschern sein Gesicht, sondern auch mit frischen Ideen für altbekannte Familienattraktionen. 

    Der Autor recherchierte auf Einladung des Europa-Park.

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